Viele Menschen fragen mich immer wieder, was ich derzeit politisch mache. Mit der Wahl in Niederösterreich im Jänner lasse ich mein Mandat auslaufen, denn ich bin auf einem hinteren Listenplatz gereiht. Außer, die Niederösterreicher sollten mehrheitlich Grün wählen, was ich für eher unwahrscheinlich halte. Dass ich so weit hinten gereiht bin, war eine bewusste Entscheidung, die gut ein Jahr zurückliegt, denn es sollte ja nicht so sein, dass man am Amt klebt. Ich denke mir, wenn man sich alle zehn, 15 Jahre komplett neu erfindet, hat das auch etwas. Es hält jung.
Wiener Tierschutzverein
Zudem wurden mir einige Anliegen mit der Zeit immer wichtiger. Einerseits wird der Tierschutz – bei diesem Thema agiere ich seit jeher absolut überparteilich – immer dominanter. Da sind das Tierschutzhaus und alles, was dran hängt, von den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, über die Tiere bis zu den Hunden, die aus dem Ausland kommen. Wie können wir andere Länder dazu bewegen, dass sie ihre Politik in punkto Tierschutz ändern? Das ist sehr viel mit Reisen verbunden, mit vielen Terminen.
Zum anderen ist das Tierschutzhaus mit anderen Tierschutzvereinen in der Nutztierkontrolle tätig. Das hat mit den glücklichen Hühnern begonnen und hat sich ausgeweitet, es gibt im Bereich des Lebensmittelhandels einen immer größeren Bedarf an tierschutzgeprüften Produkten. Das geht weit über die Eier hinaus und betrifft unter anderem Fleisch oder Geflügel. Meine Prioritäten haben sich also verschoben, ich bin so etwas wie die Ombudsfrau in der Mensch-Tier-Beziehung geworden. Deshalb mein Rückzug aus der Politik. Natürlich ist es mir aber eine Herzensangelegenheit, die Grünen im Wahlkampf zu unterstützen.
Im Kern ist Niederösterreich ein relativ gut verwaltetes Land, aber es gibt in der Landespolitik einige blinde Flecken. Der Vorrang für die Ökologie ist in keiner anderen Partei so verankert wie bei den Grünen, auch wenn sich andere gerade vor Wahlen gerne das grüne Mäntelchen umhängen. Es ist ein Lebensprinzip, dass man die ökologischen Grundlagen schützt. Das Land Niederösterreich würde ganz anders aussehen, gäbe es keine grün denkenden Menschen. Hätte es keine Freda Meissner-Blau gegeben oder keinen Günther Nenning, hätten wir dort ein arbeitendes Atomkraftwerk und statt einer Au ein Wasserkraftwerk.
Es gibt genug zu tun. 140 km/h auf der Autobahn einzuführen, ist ein vollkommener Unsinn, der Unterschied, ob man 110 fährt oder 150 km/h, ist bei den meisten Strecken zu vernachlässigen. Man kann vielleicht mit viel Risiko ein paar Minuten herausholen. Zudem erhöht sich die Schadstoffbelastung überproportional. Das ist vielmehr eine Frage der Vernunft oder Unvernunft. Viel wichtiger wäre, nicht alle Nebenbahnen still zu legen. Das ist eine Dummheit. Auch wenn dort heute kaum jemand fährt – blicken wir zehn oder zwanzig Jahre in die Zukunft, dann werden wir diese Strecken dringend brauchen: Denn es ist aufgrund der Bewilligungsverfahren heute beinahe unmöglich, neue Schienenstrecken zu legen. Also soll die alte Infrastruktur bestehen bleiben.
Wir brauchen gerade auch für Niederösterreich eine leistbare Mobilität, denn die Jahreskarte der Bahn ist nahezu unbezahlbar. Wir brauchen ein Jahresticket, wie in Wien um 365 Euro. Es darf gerade für Familien mit Kindern kein Luxus sein, mobil zu sein. Mobilität ist ein Grundbedürfnis, man möchte Kultur konsumieren, auf Konzerte oder ins Kino gehen, die Kinder in den Sportverein zu bringen.
Deshalb ist es wichtig, Grün zu wählen.