Die Mitglieder der österreichischen Delegation haben bei ihrem China-Besuch vor nicht allzu langer Zeit sehr herzige Plüschpandas bekommen. Man bemüht sich, dass man wieder ein lebendiges Panda-Männchen für den Schönbrunner Tiergarten bekommt, nachdem der Vater „unserer“ Panda-Zwillinge verstorben ist. Ich bin natürlich dafür, dass man Pandas schützt. Das Wichtigste für bedrohte Arten ist aber, dass man ihre Lebensräume nicht zerstört.

Es geht doch nicht darum, dass man in Zoos noch ein paar Exemplare einer Art hat um zu zeigen: So schaut ein Panda aus. Authentisch erlebt man Tiere nur in ihrer natürlichen Umgebung, deshalb sehe ich auch gerne Tierdokumentationen. Da müssen Tierfilmer wochenlang in einem Tarnzelt liegen und die Kamera auf ein Nest mit einem brütenden Vogel halten, um den Moment des Schlüpfens nicht zu verpassen.

Jane Goodall hat mir einmal gesagt, dass sie gar nichts für die Schimpansen tun kann, wenn man nichts für die Menschen tut die dort wohnen. Wenn die Leute dort kein Einkommen haben, nicht wissen, wovon sie ihre Kinder ernähren sollen, dann arbeiten sie als Wilderer und fangen Schimpansenbabys für amerikanische Millionäre. Wenn man den Menschen Arbeit und Einkommen gibt, dann werden aus ehemaligen Wilderern die besten Wildhüter. Deshalb ist Jane Goodall dazu übergegangen, Sponsoring zu betreiben und Spenden zu sammeln, um im Gombe Nationalpark den Menschen Arbeit geben zu können.

Deshalb wäre es wichtiger gewesen, wenn sich die österreichische Delegation mehr um den Erhalt von natürlichen Lebensräumen in China eingesetzt hätte. Wenn man Tiere schützen will, muss man sich zuvor informieren, wie sie leben. Die ganze Welt weiß, dass Pandas gefährdet sind und wir tun eine Menge, um die letzten Exemplare zu erhalten. Aber wir haben vor unserer eigenen Haustüre Tiere, die ebenso gefährdet sind, nämlich das europäische Ziesel und den europäischen Feldhamster. Sie sind beinahe überall ausgerottet, es gibt nur noch ein paar Vorkommen in Spanien und bei uns.

Ich verstehe nicht, weshalb eine Stadt wie Wien oder ein Land wie Niederösterreich nicht alles tut, um unsere „Pandas“, höchst bedrohte Tiere, zu schützen. Ihre Kolonien müssen nach wie vor Bauvorhaben weichen. Natürlich sind Erdbewohner wie Ziesel nicht so auffällig wie schwarz-weiße Tiere in Bäumen.

Man muss dazu wissen, dass eine Zieselpopulation mit weniger als 500, 600 Tieren keine Überlebenschance hat. Es kommt zu Inzucht, dann ist sie nicht mehr zu retten. Wenn ich rund um eine Kolonie nun riesige Bauten mit tiefen Fundamenten errichte, dann ist das das Ende. Die Tiere müssen sich ausbreiten können, junge Männchen müssen sich ein eigenes Revier suchen können, damit Inzucht verhindert wird. Mancherorts dürfte man aber wollen, dass diese Kolonien nach fünf, sechs Generationen eingehen.

Wir benötigen leistbaren Wohnraum und wir werden dafür auch auf die grüne Wiese bauen und besehende Gebiete, z.B. mit Dachbodenausbauten, verdichten müssen. Dabei wird es immer Bodenlebewesen treffen und man wird abwägen müssen: Entdeckt man auf einem Stück Bauland eine Ziesel-Kolonie, hochgradig gefährdete Tiere, dann soll dort nicht gebaut werden. Deshalb war es wichtig, den Hörndlwald in Wien zu schützen, in dem viele geschützte Tiere wie Greifvögel und Hirschkäfer vorkommen.

Ich denke, die Regierung sollte auch die Kolonien der Ziesel in Wien besuchen und das geltende Recht endlich ernst nehmen. Dafür gibt es die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie.

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Iris123

Iris123 bewertete diesen Eintrag 13.05.2018 08:18:47

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