Vor wenigen Tagen konnte ich folgende Zeitungsmeldung lesen:
Die ÖBB leisten sich den Luxus und beauftragen eine Wiener Innovationsagentur, namens TheVentury, für ein neunmonatiges Intrapreneurship-Programm, um unternehmensinterne Innovationen zu entwickeln.
Wenn man die Zeilen liest, fragt man sich, was denn neu erfunden werden muß. So ist zum Beispiel von einer digitalen Betriebsführung auf einer Regionalbahn zu lesen oder des optimierten Gepäckservice. Das sind nur zwei Beispiele von vielen, die hier neu geschaffen werden wollen. So wurde unlängst auch das Angebot "Fahrrad am Bahnhof" neu geschaffen, früher selbst bewirtschaftet, heute mit externen Partnern!
Aber mal ehrlich, wozu braucht es diesen Ausgabeposten, zumal die ÖBB ständig auf den Sparstift achten (müssen/sollten/könnten)?
Der Hinweis auf die digitale Betriebsführung von Regionalbahnen ist ohnehin nichts neues mehr, da es diese Betriebsform schon längst gibt. Einst als V7-Betrieb ausgebildet, wurde auf dem Streckennetz die RZÜ hinterlegt. Ein Fahrdienstleiter einer solchen Strecke führt diese Betriebsabwicklung auf einem größeren Abschnitt ohnehin schon per Mausklick durch und wurde sogar im Jahr 2009 kurz nach der Einführung des BFZ-Betriebes aus verschiedenen Gründen beibehalten. Was hierbei neu sein soll, man darf gespannt sein. Aber es wird schon ahnungslose geben, die die Erkenntnisse glauben (mögen).
Das Beispiel 2 (Gepäckservice) zeigt wiederum, wie unwissend man sein kann, wenn man die Vergangenheit oder die Geschichte der Bahn nicht kennt. Der Gepäckservice war einst ein ertragreiches Geschäft, als die Bahn noch diesen Service anbot. Viele Touristen schickten Ihre Koffer auf die Reise an den Urlaubsort und konnten am Bahnhof entweder abgeholt oder aufgegeben werden. Hierbei gab es Zeiten, indem der Gepäckraum vor Koffer nur mehr überqoll und man diese übereinander stappeln mußte. Besonders lustig war es, wenn Koffer verloren gingen ...
Leider gibt der Artikel nicht mehr Aufschluß, was man bei der Bahn noch alles erfinden muß, was es einmal schon gab. Daß der Servicegrad der ÖBB einmal sehr hoch war, wissen nur mehr Altgediente Eisenbahner (im Pensionistenalter) und Eisenbahnersöhne, die dick drinn im Gesehen waren. Daß aber gerade das heutige ÖBB-Management dies alles nicht weiß und sich solche Erkenntnisse vielleicht noch auf Kosten der Steuerzahler teuer erstehen müssen, läßt an der Fähigkeit, der Kompetenz und allem sonstigen Eigenschaften des ÖBB-Management zweifeln.
Es ist eigentlich die Aufgabe des gut dotierten Managements, selbst solche Konzepte zu entwickeln und erfolgreich zu implementieren. Hierfür sind diese Damen und Herren bestellt und werden fürstlich dafür entlohnt. Wenn aber dieses Management selbst überfordert ist, ist es ein Zeichen von Unfähigkeit und absoluten Unvermögen, das den Konzern seit Jahren begleitet!
Aber was soll man sich als langjähriger Beobachter denken, wenn man vorher selbst alles zu Grabe getragen hat, Boni kassiert hat und dann wiederum alles neu erfindet, in der Hoffnung, es gibt niemand, der die Vergangenheit kennt!
Ergo, die Sache ist für das ÖBB-Management nur mehr peinlich! Es ist daher die berechtigte Frage zu stellen, ob an diesen Posten wirkliche Kapazunder sitzen?