"Es ist Zeit, die Abzocke dieser Politik zu beenden" (Jeremy Corbyn - Labourchef)

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Vorab, auch wenn ich jetzt von einer Milliardenpleite in GB berichte, die einen Dominoeffekt ausgelöst hat, wodurch Tausende Arbeitsplätze und unzählige Firmen betroffen sind, so zeigt dieses Beispiel, dass Outsourcen von öffentlichen Dienstleistungen letzten Endes ein teures Nachspiel für die Steuerzahler haben kann.

Rund 100 Milliarden Pfund oder 15 % der öffentlichen Ausgaben verschlingen in GB ausgelagerte öffentliche Dienstleistungen. Ich nenne diese Zahlen, damit man ein Gefühl für die Größenordnung, ja wirtschaftliche Bedeutung bekommt. Auch seitens der EU aber auch bei uns in Österreich gibt es immer wieder Vorstöße, öffentliche Leistungen zu privatisieren, obwohl es mittlerweile zahlreiche Fälle gibt, die nachweisen, dass die Privatisierung von gewissen Kernversorgungsaufgaben des Staates (Stromnetz, Wasser, usw.) immer wieder in einem finanziellen Fiasko für die Steuerzahler geendet hat.

Aus betriebswirtschaftlicher Sicht auch kein Wunder, weil Privatunternehmer möglichst hohe Gewinne einfahren wollen um ihre Aktionäre und Gläubiger befriedigen zu können und deshalb z. B. Investitionen ins Wasserleitungsnetz vernachlässigen, sodass dieses dann zum Totalsanierungsfall wird, was letzten Endes dann zumeist in einer Insolvenz des privaten Betreibers und Fiasko der Steuerzahler endet.

Vergleichbar mit den Eurorettungsschirmen werden beim Outsourcen von öffentlichen Dienstleistungen oft Gewinne privatisiert und das Risiko letzten Endes auf die Gemeinschaft abgewälzt.

Jetzt zum konkreten Fall, der meines Erachtens die nächste Finanzkrise auslösen könnte:

Nachdem die Zwangsvollstreckung gegen den britischen Baukonzerns Carillion, welcher der zweitgrößte Baukonzern des Landes ist, eingeleitet wurde haben Unterauftragnehmer von Carillion begonnen Mitarbeiter zu entlasten. Die Insolvenz von Carillion betrifft nicht nur den Bausektor sondern auch viele andere Bereiche, da der Konzern zahlreiche öffentliche Dienstleistungen wie die Versorgung von Schulen mit Mittagessen oder das Betreiben von Gefängnissen als Projektmanager übernommen hat und dann Aufträge an Subunternehmer weitergegeben hat, die nicht wissen, ob sie bezahlt werden.

Peter Kubik, Partner bei der Wirtschaftsprüfung UHY Hacker Young meinte gegenüber der Financial Times: "Es wird einen riesigen Dominoeffekt geben, denn viele Gläubiger müssen damit rechnen, weniger als einen Pence für jeden Dollar zu erhalten, den Carillion ihnen schuldet".

Dieser faktische Totalausfall wundert einem nicht mehr, wenn man weiß, dass laut Medienberichten die Barbestände des Konzerns auf 29 Mio Pfund geschrumpft sein sollen während die Verpflichtungen gegen 13 Banken rund 2 Milliarden Pfund betragen sollen.

Es gibt mittlerweile Befürchtungen, dass die Insolvenz von Carillion die Finanzmärkte vergleichbar mit der Lehman Brothers Pleite erschüttern könnte.

In GB ist jetzt eine Diskussion über die Sinnhaftigkeit des Outsourcen von öffentlichen Dienstleistungen losgetreten worden.

Wie steht ihr zur Privatisierung von öffentlichen Dienstleistungen bzw. welche Aufgaben sollten eurer Meinung nach dem Staat vorbehalten bleiben?

Quelle: Die WELT, Donnerstag 18. Jänner 2018, Seite 12, Titel: Britische Riesenpleite löst einen Dominoeffekt aus

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