Sag was du denkst bzw. was bzw. wie du dich fühlst - #meToo

Gelernte Verhaltensweise sind nicht genetisch oder geschlechtsspezifisch sondern stehen für eine kulturelle Prägung. Eine Prägung die zum Teil von Generation zu Generation weitergegeben wird ohne dass man dies hinterfragt, weil es immer so war.

Imam Muhammad Adly aus Amerika verkündete z. B.: "Dass der Mann die Frau besitzt und dass Frauen als Gefangene in seinen Händen oder in seinem Haus sein sollten“ bzw. "Ein Mann ist besser. Der Mann ist im Allgemeinen besser als eine Frau. Nicht jeder Mann ist besser als jede Frau, sondern die Männer im Allgemeinen – Allah hat sie erhöht. Das ist die Sunna Allahs!". Der nachfolgende Satz des Imam spricht für sich selbst: "Ich spreche, was ich glaube, nicht was ich denke."

Wer dieses Gesellschaftsbild bzw. ein ähnliches wie z. B. bei uns vor einigen Jahrzehnten, wo so manche Frau in vollständiger Abhängigkeit von ihrem Mann war verinnerlicht hat, mag zwar örtlich bei uns gedanklich jedoch in einem anderen Zeitalter leben.

Die Gesellschaft, unsere Umgebung setzt Erwartungen in uns und durch Belohnungen bzw. Sanktionen sollen wir bei der Stange gehalten werden. Wenn ich mal die paar Masochisten ausschließe so streben wir nach Bestätigung, nach Belohnung, die wir dann erhalten, wenn wir die Normen der Gruppe einhalten bzw. z. B. durch Mut, Unverfrorenheit usw. uns hervorheben.

Wichtig ist, dass Tabuthemen, wie Gewalt unabhängig ob gegenüber Frauen oder Männer aber auch sexuelle Übergriffe bzw. unsere Nazi-Vergangenheit, Islam, Migration um nur einige zu nennen, gemieden werden, weil die Gesellschaft deren Behandlung verweigert, ja viel mehr noch äußerst aggressiv reagiert, wenn sie damit konfrontiert wird.

Dies erklärt auch, weshalb manche z. B. bei Vergewaltigungsopfern eine Mitschuld wegen ihrer Kleidung suchen. Und zwar suchen um sich einreden zu können, dass einem das nicht passieren kann, weil man sich entsprechend züchtig kleidet. In Wahrheit sind dies ALLES AUSREDEN um sich nicht mit "TABUTHEMEN" auseinandersetzen zu müssen.

Bewältigen kann man nur Probleme, die man bzw. die Gesellschaft als Ganzes verarbeitet hat. Was nicht verarbeitet wird ist mit einem Vulkan vergleichbar, der jederzeit ausbrechen kann.

So wenig wir bis heute unsere Geschichte im Zusammenhang mit Nazi-Deutschland verarbeitet haben, ist auch die europäische Lebensweise, die durch Freiheit, Gleichheit, Gleichberechtigung usw. geprägt ist wirklich in allen Köpfen unserer Gesellschaft angekommen. Massive Probleme gibt es dort, wo moderne, selbstbewusste Frauen und eine patriachalische Gesellschaft aufeinander treffen.

Auch im Zusammenhang mit sexuellen Belästigungen sind wir oft nicht bereit Farbe zu bekennen, weil es sich dabei einerseits um ein Tabuthema handelt, welches mit hoher Wahrscheinlichkeit Gegenreaktionen hervorruft und andererseits wir aus Scham, aus Furcht usw. so manche Entgleisung lieber tolerieren statt Grenzen aufzuzeigen. Wir haben Angst ins abseits gestellt zu werden, als überhysterisch zu gelten, vielleicht gar fremdenfeindlich hingestellt zu werden, wenn wir z. B. von einer Person mit Migrationshintergrund belästigt werden.

Statt Klartext zu sprechen zweifeln wir an uns selbst und fragen uns, ob dies wirklich Absicht oder Zufall war und wenn etwas passiert suchen wir dann auch noch die SCHULD bei uns, so wie uns dies die Gesellschaft eingetrichtert hat.

Viele sind nicht sie selbst sondern versuchen das Wunschbild der Eltern, des Partners, der Arbeitskollegen, der Freunde, der Gesellschaft zu sein und leben zwar aber ohne wirklich, selbstbestimmt und damit erfüllt zu leben.

Wie oft sagen wir nicht das was wir wirklich denken, sondern was wir glauben, was unser gegenüber hören will bzw. was die Gesellschaft erwartet und richten auch unser Handeln danach aus?

Ist es nicht dieser Weg des geringsten Widerstandes der letzten Endes viele negative Entwicklungen verstärkt bzw. überhaupt erst möglich macht?

Robert Cvrkal

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sisterect

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