Frauenlöhne: Wie gleich ist die gleiche Arbeit? Alte Klischees und NEUE Schubladen

Frauenministerin Pamela Rendi-Wagner erzählt im Interview mit Corinna Milborn, wie ungerecht die Welt bzw. Österreich zu Frauen ist. Das betrifft auch mich. „Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen.“ „Inakzeptabel.“

Ich bin ja nicht gerade ein traditioneller Frauentyp, aber etwas stört mich an diesem Weltbild. An diesem Menschenbild. Politikerinnen, die über dieses Thema reden, sind immer empört über Ungerechtigkeiten. Über jene, die Frauen betreffen zumindest.

"Frauen verdienen in Österreich bei gleicher Arbeit weniger",

"Gläserne Decke", "Strukturelle Diskriminierung von Frauen",

"Gleicher Lohn für gleiche Arbeit." "...dieses Karrierehindernis heißt Geschlecht."

Seit Jahren hören wir solche Sätze. Und sie haben Wirkung gezeigt. Immer mehr Menschen verwenden diese Sätze mittlerweile. Zu oft unhinterfragt, habe ich immer öfter den Verdacht. Wenn es so viele sagen, wird es stimmen. Ist das so?

Irgendwie erlebe ich die Welt etwas anders. Ich erinnere mich als damals an der Universität Bewerbungsgespräche simuliert wurden. Studenten kurz vor Studienende sollten sich bewerben. Und es war schnell erkennbar, dass die Männer mutiger waren, wenn es darum ging, ein bestimmtes Gehalt zu fordern. War das purer Zufall?

Natürlich sind nicht alle Männer so selbstbewusst, fordernd. Aber ist die Verteilung zwischen Männern und Frauen wirklich 50:50? All die Frauengespräche – tun wir Männern Unrecht und sie sind - DURCHSCHNITTLICH wohl gemerkt - gar nicht anders? Alles Klischees?

Ich selber, war immer sehr vorsichtig bei Fragen nach dem Gehalt. Wenn man jung ist und froh, den Job zu bekommen. Und wenn man nicht sicher ist, ob man gut genug ist… Gute Noten, gut und schön – aber nicht mal mich überzeugten diese, dass ich den Job deshalb gut machen würde. Und eigentlich interessierte es mich damals zu wenig, wieviel ich bekommen würde.

Natürlich hängen Wertigkeiten auch von Alter und Lebenssituation ab. Aber immer noch wundere ich mich über Personen, für die das Gehalt mit Abstand das Wichtigste zu sein scheint. Oft sind das Männer. Und immer öfter auch Frauen, vor allem 40+. Immer öfter auch Frauen, die jetzt allein in der großen Wohnung leben. Allein mit dem Kind. Ja, Frauen ändern sich langsam, aber noch haben monetäre Anreize eine unterschiedliche Wirkung auf Frauen und Männer.

Wieso schreibe ich das und schade damit meinem eigenen Geschlecht? Ist Fairness nicht genug als Grund?

Und es stört mich, dass ich dieser Gruppe „Frauen“ zugeordnet werde. Dieser Gruppe, die als hilfsbedürftig dargestellt wird. Der man helfen muss, zu erkennen, dass es besser wäre, Vollzeit zu arbeiten.

Denen man Mut zusprechen muss, damit sie sich auch trauen als Führungskraft zu bewerben. Denen man erklären muß, auch sie könnten in die Politik gehen. - Mich interessiert Politik schon lange, aber darüber austauschen kann ich mich viel häufiger mit Männern.

Diese Gruppe, die zwar absolut gleich ist, aber immer mehr Rücksicht und Förderung bedarf. Wenn Frauen im Fußball einmal erfolgreich sind, freut es besonders. Stets brauchen wir eine besondere Behandlung, kommt mir vor.

Aber ansonsten sind wir absolut GLEICH.

Als ob Frauen zu zerbrechlich für die Welt wären. Zerbrechlich, aber gute Führungskräfte? Wie Kinder, die man bei der Hand nehmen muss, damit sie sich auch mal trauen? Manche sicherlich. Aber auch manche Männer sind zu zerbrechlich.

Ich weiß schon, wie wichtig Vorbilder sind. Nur trifft das auf jeden Aspekt des Lebens zu. Ich werde das Gefühl nicht los, dass wir selektiv auf die Thematik schauen. Denn oft stört uns Ungleichheit gar nicht. Je nachdem, wer benachteiligt wird.

Erst kürzlich liest man von einer Studie von „Stepstone“: „Frauen verhandeln seltener über mehr Gehalt“. Liest die Ministerin auch solche Studien, frage ich mich. Oder liest sie nur jene über die strukturelle Diskriminierung von Frauen? Werden ihr letztere Studien vorenthalten von ihren Mitarbeitern? Denn sie wirkt ehrlich engagiert.

Und wieso fragen Journalisten nicht mehr nach. Bei diesem Thema wird wenig hinterfragt, kommt mir vor. Alle sind sich einig.

Bis auf die üblichen Außenseiter.

Von falscher Bescheidenheit spricht man in der Studie. Fast die Hälfte der Frauen hätte noch nie nach einer Gehaltserhöhung gefragt. Männer seien hier aktiver. Überraschung. Aber das sind Klischees.

Es gibt jenseits der Politik viele solche Studien, Statistiken, die Geschlechterunterschiede bestätigen. Frauenpolitikerinnen scheinen sie nicht zu kennen.

Warum? Ich weiß, mittlerweile haben sich jene durchgesetzt, die meinen, Unterschiede seien konstruiert.

Warum gibt es dann eine Gender-Medizin? Frauen und Männer sind nur dann unterschiedlich, wenn es zum Vorteil von Frauen ist?

Wenn Männer stärker abschneiden: Empörung. Diffamierung jener, die es erwähnen.

Frauen leben länger als Männer, ein globales Phänomen. Wieso redet man hier nicht von Benachteiligung? Männer sind immer selber schuld.

Schubladendenken betrifft nicht nur klassische Klischees. Es passiert uns genauso, wenn es um Meinungen geht, die dem neuen gesellschaftlichen Konsensus entsprechen. Wenn man seit Jahren von „Experten“ nichts anderes hört. Wie oft hinterfragen wir, was diese sagen?

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