Fotomontage Manfred Breitenberger | Bob Dylan Infidels https://en.wikipedia.org/wiki/Infidels_(Bob_Dylan_album)
Bob Dylan, geboren am 24. Mai 1941 dürfte der mit Abstand einflussreichste Musiker des letzten Jahrhunderts sein. Geboren wurde er als Robert Allen Zimmerman in Duluth Minnesota, seine Eltern waren Nachfahren jüdischer Immigranten aus Odessa. Am 13. Oktober 2016, wenige Monate nach seinem 75. Geburtstag wurde verkündet, dass Dylan den Literatur-Nobelpreis erhalten solle, was bei dem Ausgezeichneten nur ein kurzes Achselzucken hervorrief. Bob Dylan erhielt den Preis für seine „poetischen Neuschaffungen in der großen amerikanischen Gesangstradition.“
Bob Dylans Solidarität mit Israel bekundete dieser des Öfteren. Bob Dylan trat 1987, 1993 und 2011 im jüdischen Staat auf, wobei die anti-israelische Bewegung „Boykott, Desinvestitionen, Sanktionen“ (BDS) ihn stets vergeblich aufforderte, seine Konzerte in Israel abzusagen. Darüber hinaus überzeugte Bob Dylan laut dem Gitarristen der „Rolling Stones“, Ronnie Wood, die Rolling Stones, trotz des ekelhaften BDS-Terrors gegen die Stones in Israel aufzutreten. Dylan besuchte Israel mehrere Male in den 1960er und 1970er Jahren und bewarb sich um eine Mitgliedschaft in einem Kibbutz.
Am 7. Juni 1981 bombardierte die israelische Luftwaffe den irakischen Kernreaktor Osirak um die irakische Atombombe zu verhindern. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen und viele „israelkritische Friedensfreunde“ verurteilten das Vorgehen Israels. Der libanesische Bürgerkrieg dauerte von 1975 bis 1990. Es gab seit langer Zeit Spannungen zwischen arabischen, islamischen Nationalisten und prowestlichen Christen. Als 1970 die PLO nach ihrer Niederlage in Jordanien ihren Hauptstützpunkt in den Libanon verlegte, eskalierte der Konflikt. Syrien intervenierte 1976 mit 20.000 Soldaten, auch weil Syrien den Libanon als syrische „Heimaterde“ betrachtete. Für die arabischen Einwohner des Südlibanon war die PLO-Anwesenheit ein Albtraum. Sie besetzten ganze Landstriche, terrorisierten die Bevölkerung und nahmen sich Regierungsvollmachten heraus. Je länger der Krieg im Libanon dauerte umso komplizierter wurde dieser Krieg für Israel. Im Juni 1982 marschierten israelische Streitkräfte im Libanon ein. Die PLO hatte das zivile Leben in Nordisrael durch ihre wiederholten Bombenangriffe auf israelische Städte unerträglich gemacht. In den elf Monaten zuvor kam es nach israelischen Angaben zu 270 Terroranschlägen in Israel, der Westbank, im Gazastreifen und entlang der libanesischen und jordanischen Grenze. Mindestens 30.000 Libanesen starben während dieses Bürgerkrieges, darunter tausende Zivilisten. Nach dem Massaker in den Flüchtlingslagern Sabra und Shatila am 16. und 17. September 1982 durch die libanesische christliche Falange-Miliz aus Rache für die Ermordung des libanesischen Präsidenten Bashir Gemayel folgte der Abzug der israelischen Truppen aus dem Libanon. Genau in dieser Zeit, im Oktober 1983 veröffentlichte Bob Dylan sein Meisterwerk Infidels.
Günter Amendt, und Uwe Heidorn besprachen im April 1984 in der linken Monatszeitschrift Konkret Infidels und unter anderem Dylans Stück „Neighborhood Bully“, sie resümierten: „Dylan als Lobredner von Israels Expansionismus? In seiner Lagebeurteilung ist er sich mit Begin einig. Jehova sei Dank, heißt das noch lange nicht mit dem Volk Israels. So knapp und so kurz wurde wohl kaum zuvor die staatliche Existenz Israels aus zionistischer Sicht legitimiert. Ein Politsong von seltener Eindeutigkeit. Die haben sich Dylans Kritiker immer gewünscht. Hier ist sie. Sollen sie sehen, wie sie damit fertig werden.“ Günter Amendt hat sich später glaubhaft im Gegensatz zu manch anderem Antiimperialisten glaubwürdig von seinen antizionistischen Irrtümern distanziert.
Infidels war das 22. Studioalbum und der Produzent war Mark Knopfler von den Dire Straits, er sorgte mit Gitarrist Mick Taylor für den zeitgemäßen Sound. Im Stück Neighborhood Bully verteidigt Bob Dylan kompromisslos den Staat Israel, beklagt dessen Schicksal und beschreibt treffend die „israelkritischen Friedensfreunde“, die „jeden Abend beten, dass das Blutvergießen aufhören soll“ und dabei „lauern und warten, bis dieser Störenfried sich schlafen legt.“
Neighborhood Bully von Bob Dylan
Well, der Störenfried von nebenan, der steht ganz allein da, Seine Feinde behaupten, er säße auf ihrem Land. An Zahl sind sie ihm millionenfach überlegen, Er hat nichts, wohin er sich flüchten oder retten könnte, Er ist der Störenfried von nebenan.
Der Störenfried von nebenan muss um sein Dasein kämpfen, Man nimmt’s ihm krumm, macht’s ihm zum Vorwurf, dass er lebt. Man erwartet, dass er ’n dickes Fell hat und sich nicht wehrt, Sich hinlegt und stirbt, wenn man ihm die Tür eintritt. Er ist der Störenfried von nebenan.
Der Störenfried von nebenan wurde vertrieben aus jedem Land,Er ist als Verbannter über die Erde gewandert.Seine Familie wurde versprengt, sein Volk verfolgt und zerstreut,Er sieht sich immerzu angeklagt, überhaupt geboren zu sein. Er ist der Störenfried von nebenan.
Well, er hat einen Lynchmob erledigt, das nahm man ihm krumm, Alte Frauen prangerten ihn an, forderten eine Entschuldigung. Dann zerstörte er eine Bombenfabrik, das freute keinen. Die Bomben waren für ihn bestimmt. Und er sollte Reue zeigen. Er ist der Störenfried von nebenan.
Well, die Chancen sind gering, die Umstände sprechen dagegen, Dass er sich an die Regeln hält, die ihm die Welt diktiert, Weil er ’ne Schlinge um den Hals hat und ’ne Pistole im Rücken Und jedem Irren wird freigestellt, ihn zu killen. Er ist der Störenfried von nebenan.
Seine Verbündeten, die sind nicht der Rede wert. Was er kriegt, muss er bezahlen, er bekommt nichts aus Liebe. Er kauft veraltete Waffen, das tut ihm keiner verwehren. Aber keiner schickt ihm Männer, die an seiner Seite kämpfen. Er ist der Störenfried von nebenan.
Well, er ist umgeben von Pazifisten, die alle Frieden wollen, Die jeden Abend beten, dass das Blutvergießen aufhören soll. Na, die würden keiner Fliege was tun, es bräche ihnen das Herz. Sie lauern und warten, bis dieser Störenfried sich schlafen legt. Er ist der Störenfried von nebenan.
Alle Reiche, die ihn unterjochten, sind untergegangen,Ägypten und Rom, sogar das große Babylon. Er hat im Wüstensand einen Paradiesgarten gepflanzt, Kungelt mit keinem, steht unter niemandes Gewalt. Er ist der Störenfried von nebenan.
Seine heiligsten Bücher hat man in den Schmutz getreten, Kein Vertrag, den er unterschrieb, war das Papier wert, auf dem er stand. Er nahm die Brosamen der Welt, hat daraus Reichtum gemacht, Hat Leidenden und Kranken Gesundheit gebracht. Er ist der Störenfried von nebenan.
Zu was sollte man so einem verpflichtet sein? Nichts, sagen sie. Der will doch bloß Krieg anzetteln. Dünkel und Hochmut und Irrglaube in der Tat, Sie umlauern ihn wie ein Hund seinen Futternapf. Er ist der Störenfried von nebenan.
Was hat er getan, dass er so viele Narben trägt? Zwingt er Flüsse in ein neues Bett? Lädt er Dreck ab auf Mond und Sternen? Der Störenfried von nebenan steht auf dem Hügel, Die Uhr läuft ab, die Zeit steht still, Für den Störenfried von nebenan.
Übersetzung: Carl Weissner und Walter Hartmann
Veröffentlicht bereits am 16. Oktober 2016 in Mission Impossible