Fotomontage Manfred Breitenberger
Spätestens seit dem Krieg in der Ukraine läuft der Geschichtsrevisionismus in Deutschland wieder auf Hochtouren. Wenige Jahrzehnte nach dem Überfall und einem Vernichtungskrieg Nazi-Deutschlands auf die Sowjetunion mit 27 Millionen ermordeten Sowjetbürgern liefert Deutschland wieder Panzer gegen die Russen und bildet dafür das Personal aus und bei den Gedenkfeiern zum 8. Mai, dem Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus werden russische Fahnen in Deutschland verboten. Die westukrainische Kollaboration mit NS-Deutschland wird verschwiegen und die Geschichte des 2. Weltkrieges zurechtgebogen. Die Sowjetunion wird mit NS-Deutschland auf eine Stufe gestellt und der sogenannte „Hitler-Stalin-Pakt“ zum vermeintlichen Beweis dafür angeführt. Bereits kurz nach 1945 hieß es in den einschlägigen Kreisen, erst der Nichtangriffsvertrag mit der Sowjetunion habe es Hitler ermöglicht, den Krieg zu beginnen und Stalin habe Hitler grünes Licht gegen Polen gegeben.
Arno Klarsfeld, der Sohn der Nazijäger Beate und Serge Klarsfeld sagte kürzlich in einem Interview: „Ich will kein Europa, das in Zukunft Russland als wahren Feind im Zweiten Weltkrieg betrachtet – es war sein Verbündeter. Ich will nicht, dass sich die Auffassung durchsetzt, die Nazis und die ukrainischen Nationalisten hätten die europäische Zivilisation gegen Russland verteidigt.“ Der Nichtangriffspakt zwischen der Sowjetunion und NS-Deutschland hat eine Vorgeschichte, von der die aktuellen Kriegstreiber und Sanktionen-Junkies in Deutschland freilich kaum etwas wissen wollen. Die Frage ob es für die Sowjetunion eine Alternative zum Nichtangriffspakt mit Nazi-Deutschland gab wird in diesen Kreisen nicht gestellt.
Von der Oktoberrevolution zum Deutsch-Polnischen-Nichtangriffs-Pakt
Mit der Oktoberrevolution von 1917 übernahmen die kommunistischen Bolschewiki die Macht in Russland. Die Doppelherrschaft der sozialistisch-liberalen Regierung unter Alexander Kerenski und des Petrograder Sowjets wurde abgelöst. Die Oktoberrevolution war eine Folge des Ersten Weltkriegs und der verhassten Zarenherrschaft. Der Marxismus mit seiner entsprechenden Wirtschaftsordnung war eine Bedrohung für alle kapitalistischen Staaten und so wurden im folgenden Bürgerkrieg die Gegner der Revolution von vierzehn ausländischen Interventionsmächten militärisch mit umfangreichen Truppenkontingenten unterstützt. Die Royal Navy kämpfte im Baltikum, im Süden besetzte Frankreich im Dezember 2018 Odessa. Im Herbst 1918 marschierten 70.000 japanische Soldaten über Wladiwostok noch vor den britischen, amerikanischen, kanadischen, französischen und italienischen Truppen ein. Der Westen betrachtete den Bolschewismus, nicht nur wegen dem Spartakusaufstand in Berlin im Januar 1919 und der Ausrufung der ungarischen Räterepublik als existenzielle Bedrohung.
Lenin versprach den Frieden und angesichts des militärischen Zusammenbruchs der russischen Armee unterzeichneten die Bolschewiki unter Protest am 3. März 1918 den Vertrag von Brest-Litowsk. Im „Raubfrieden von Brest-Litowsk“ gaben die Bolschewiki ihren Anspruch auf fast 1,3 Millionen Quadratkilometer Territorium im westlichen und südlichen Grenzgebiet des früheren Russischen Reichs auf, wo über 50 Millionen Menschen lebten. Die Bolschewiki mussten Litauen und das frühere Königreich Polen abtreten, die Unabhängigkeit Finnlands und der Ukraine anerkennen und ihre Truppen vom gesamten ukrainischen Territorium abziehen.
Die Ukraine war das letzte Bollwerk gegen die Oktoberrevolution. Zwischen November 1918 und März 1921 wurden in der Ukraine während des Bürgerkriegs an über 500 Orten in weit über 1000 Pogromen über 100.000 Juden in erster Linie von Anton Denikins weißer Freiwilligenarmee, Symon Petljuras Milizen, enteigneten Bauern und anderen Soldaten ermordet, die sie für die Russische Revolution und deren Folgen verantwortlich machten. Nach dem Sieg der Roten Armee flohen die ukrainischen Nationalisten in die USA, nach Kanada und nach Frankreich.
Die Sowjetunion war wegen der Revolution und Deutschland wegen des 1. Weltkrieges isoliert und so kam es am 16. April 1922 in Rapallo zum deutsch-sowjetischen Freundschaftsvertrag. Beide Seiten verzichteten auf Zahlungen wegen der Kriegsschäden und somit war der Artikel 116 des Versailler Vertrags hinfällig, der Russland Aussicht auf deutsche Reparationen ermöglichte. Im Gegenzug verzichtete Deutschland auf alle Ansprüche für das durch russische Verstaatlichungsmaßnahmen betroffene deutsche Eigentum. Vor allem wegen des Vertrages von Rapallo kam es durch Frankreich zur Ruhrbesetzung. Seit diesem Vertrag besteht innerhalb des Westens großes Misstrauen gegen jede Annäherung von Deutschland und Russland. Der Vertrag wurde durch den „Berliner Vertrag“ vom 24.04.1926 erweitert. Im Falle eines Krieges der Sowjetunion mit einem anderen Staat sicherte Deutschland Neutralität zu.
Mit der Machtergreifung Hitlers im Januar 1933 änderte sich die europäische Sicherheitslage endgültig und grundlegend. Auf Initiative von Benito Mussolini kam es am 15. Juli 1933 zum Viermächtepakt, einem nicht ratifizierten Abkommen, dem „Großen Friedensplan“ zwischen dem faschistischen Italien, Frankreich, Großbritannien und dem nationalsozialistischen Deutschen Reich. Für Polen war der Viererpakt eine Bedrohung, was zum Abschluss des Deutsch-Polnischen Nichtangriffspaktes am 26. Januar 1934 führte. Józef Piłsudski war der autoritäre Führer Polens, im Krieg 1918 gegen die Bolschewiki war er Verbündeter mit dem ukrainischen antisemitischen Massenmörders Symon Petljura. Die Opposition unterdrückte Piłsudski mit polizeistaatlichen Mitteln. In dem Nichtangriffspakt wurde vereinbart zukünftige Streitfragen zwischen beiden Staaten friedlich zu lösen.
Der Spanische Bürgerkrieg 1936 – 1939
„In Spanien ist der Himmel hell“ war das Codewort und das Signal für einen Militärputsch unter Anführung faschistischer Generale, mit dem Ziel der Beseitigung der Demokratie und der Errichtung einer klerikal-faschistischen Diktatur. Nach Italien und Deutschland stand nun auch Spanien in Europa vor einer faschistischen Diktatur. Am 17. Juli 1936 putscht die rechtsradikale Militärführung und am 18. Juli bringen die Generäle Spanisch-Marokko in ihre Gewalt. „Viva la muerte“, es lebe der Tod ist der Schlachtruf ihrer Elitetruppe, der spanischen Fremdenlegion. In ganz Spanien kommt es zu Kämpfen zwischen den rechten Falangisten und den Anhängern der demokratisch gewählten Regierung. Die Faschisten um Franco baten Hitler und Mussolini um Hilfe. So beförderten schon Ende Juni deutsche Transportflugzeuge Francos mohammedanische Mauren, die ihre Opfer kastrierten, und seine Legionäre, mit der Losung: „Es lebe der Tod! Nieder mit der Intelligenz!“ zur Rettung des katholischen Abendlands übers Meer, worauf sie unverzüglich in Sevilla dessen Arbeiterviertel durch Artilleriebeschuss dem Erdboden gleichmachten und alle Männer auf den Straßen zusammengetrieben und mit dem Messer ermordeten. Auf der Seite der faschistischen Nationalisten waren konservative Bürgerliche, Gutsbesitzer, die katholische Kirche sowie der größte Teil des spanischen Offizierscorps und der Polizei.
Die Volksfront für die Republik war ein Zweckbündnis aus Sozialisten, Liberalen, Gewerkschaftern, Anarchisten, Trotzkisten und Stalinisten. Republikanische Truppen stoppten im Herbst 1936 Francos Vormarsch auf Madrid. „No pasaran“ – sie werden nicht durchkommen von La Pasionaria wird zum Schlachtruf der Antifaschisten. Dolores Ibárruri Gómez, genannt La Pasionaria war eine Abgeordnete der KP Spaniens und wichtige Protagonistin im Bürgerkrieg, die sich später von einer Stalinistin zur Gallionsfigur des sogenannten Eurokommunismus entwickelte.
Während die Sowjetunion die linke demokratische Republik militärisch unterstützte, verhielten sich England und Frankreich neutral und ließen die Demokratie Spaniens gnadenlos im Stich. Weil Stalin seine „Säuberungen“ von Abweichlern auch in den Spanischen Bürgerkrieg brachte, bekämpften sich die linken Verteidiger der Demokratie in Spanien, vor allem im Bereich um Barcelona gegenseitig, was viele Brigadisten dazu zwang sich zu retten und Spanien wieder zu verlassen. George Orwell beispielsweise kämpfte mit Ernest Hemingway und André Malraux im Spanischen Bürgerkrieg für die Arbeiterpartei der marxistischen Einigung gegen Franco. In Spanien wurde Orwell zum entschiedenen Gegner des Stalinismus, er rette sein Leben wie viele andere nur durch die Flucht aus Spanien.
Das Münchner Abkommen 1938
In Europa war mittlerweile so gut wie allen Politkern klar, dass Hitler-Deutschland einen Krieg beginnen wird. Die Frage war wo er ihn beginnen würde, im Osten oder im Westen. Die Sowjetunion bemühte sich seit langem auf unterschiedlichen diplomatischen Kanälen um ein Abkommen mit Frankreich und England um gemeinsam dieser Gefahr zu trotzen, was allerdings stets auf Ablehnung stieß. Am 29. September 1938 kam es zum Münchner Abkommen zwischen Deutschland, England, Frankreich und Italien. Die Sowjetunion und die hauptsächlich betroffene Tschechoslowakei wurden nicht eingeladen.
Im Abkommen wurde festgelegt, dass die Tschechoslowakei das Sudetenland an das Deutsche Reich abtreten musste und die Gebiete mit polnischen und ungarischen Minderheiten wurden an Polen und Ungarn abgetreten. Daraufhin besetzte Polen am 2. Oktober 1938 das Teschener Gebiet und Ungarn im November 1938 Gebiete in der Südslowakei und der Karpato-Ukraine. Mit dem Münchner Abkommen signalisierten England und Frankreich der Sowjetunion unmissverständlich lieber mit Hitler als mit der Sowjetunion zusammenzuarbeiten. Hitlers vielbeschriebener Drang für neuen Lebensraum nach Osten war für Neville Chamberlain und Edouard Daladier angenehmer, als von ihm überfallen zu werden. Für Stalin war es nun unmöglich weiterhin mit England und Frankreich zu kooperieren, mit dem Münchner Abkommen änderte er nun seine Außenpolitik und versuchte ebenfalls eine Annäherung an Deutschland.
Der deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt von 1939
Nachdem auch Polen nicht mit der Sowjetunion über einen Beistandspakt gegen Deutschland verhandeln wollte und der Zerschlagung der Rest-Tschechei und einer erneuten Ablehnung Frankreichs und Großbritanniens einer Anfrage der Sowjetunion bezüglich der Militärkonvention, kam es am 24. August 1939 in Moskau zum Molotow-Ribbentrop-Pakt. Im Zusatzprotokoll wurde für den Fall einer territorial-politischen Umgestaltung“ der größte Teil Polens sowie Litauen der deutschen Interessensphäre und Ostpolen, Finnland, Estland, Lettland und Bessarabien der sowjetischen zugeschlagen. Stalin holte sich mit der Teilung Polens die verlorenen Gebiete aus dem Vertrag von Brest-Litowsk zurück. Die Westgrenze der Sowjetunion war damit nach einem möglichen Angriff NS-Deutschlands nicht mehr offen. Am 1. September überfiel Hitler Polen und am 17 September unternahm Stalin den Schritt, denn Hitler ungeduldig erwartet hatte und drang vom Osten her nach Polen ein und alle polnischen Armeeangehörigen wurden vorerst interniert. Frankreich und Großbritannien kamen Polen trotz vertraglicher Zusagen nicht zu Hilfe. Der Westen hatte Polen im Stich gelassen.
Der Hitler-Stalin-Pakt rettete laut dem Jerusalemer Historiker Jizchak Arad rund 7000 Juden das Leben. Unter russische Besetzung geratene Juden fanden Schutz und erfuhren von den Flüchtlingen aus den deutsch besetzten Gebieten was sie von den deutschen Einsatzgruppen zu erwarten hatten. Andererseits wurden die polnisch-jüdischen Bundisten Henryk Erlicher und Wiktor Alter wegen Agitation gegen den Hitler-Stalin-Pakt zum Tode verurteilt, aber wie alle polnischen Bürger durch eine Amnestie vom Obersten Sowjet am 12. August 1941 begnadigt. Henryk Erlicher und Wiktor Alter organisierten daraufhin den internationalen Widerstand gegen den Nationalsozialismus im „Jüdischen Anti-Hitler-Komitee.“ Später folgte die Gründung des „Jüdischen Antifaschistischen Komitees“, an der Spitze Solomon Michoels, der einer der berühmtesten Schauspieler der Sowjetunion war.
Erweitert wurde der Vertrag am 28. September 1939 im Deutsch-Sowjetischen-Grenz- und Freundschaftsvertrag, in dem zum Beispiel der Wirtschaftsverkehr und die Übersiedlung von Reichs- und Volksdeutschen geregelt wurde. Dem völkisch-rassischen Ordnungskonzept des Nationalsozialismus waren Volksdeutsche, also Russlanddeutsche in das deutsche Besatzungsgebiet umzusiedeln. In dem Zusammenhang wurden ebenfalls deutsche geflohene, oftmals jüdische Kommunisten mit abweichenden Ansichten aus der Sowjetunion nach NS-Deutschland ausgewiesen. Stalin und Ulbricht entledigten sich auf diese Weise ihrer Gegner, beziehungsweise späteren Konkurrenten.
Im Vertrag vom 11. Februar 1940 verpflichtete sich die Sowjetunion innerhalb eines Jahres zu Lieferungen von Futtergetreide, Erdöl, Baumwolle, Chromerz und Platin im Wert von 500 Millionen Reichsmark, das entsprach 52 Prozent der gesamten sowjetischen Exporte. Das Deutsche Reich lieferte im Gegenzug Industriegüter und Kriegsgerät.
Bruch des Abkommens – NS-Vernichtungskrieg
Am 22. Juni 1941 begann das „Unternehmen Barbarossa“, der rassenbiologische Vernichtungskrieg des nationalsozialistischen Deutschlands, mit 3,6 Millionen Soldaten, 3.500 Panzern, 600.000 motorisierten Fahrzeugen, 7.000 Geschützen und 2.700 Flugzeugen an einer 3.000 Kilometer langen Front zwischen Ostsee und Schwarzem Meer gegen die Sowjetunion. Zehn rumänische, achtzehn finnische Divisionen und drei ungarische Brigaden verstärkten den Angriff. Die deutsche Propaganda verkaufte den Überfall als europäischen Kreuzzug zur Verteidigung der Kultur gegen den „jüdischen Bolschewismus.“
In den ersten Kriegsmonaten erzielte die deutsche Armee riesige Geländegewinne und die Rote Armee verheerende Verluste an Soldaten. War Stalin überrascht vom Zeitpunkt des Angriffs obwohl er von vielen Seiten gewarnt wurde?
Leopold Trepper war Leiter der Roten Kapelle und ranghöchster Mann des sowjetischen Nachrichtendienstes im NS-besetzten Europa. Wie Richard Sorge aus Tokio meldete Trepper aus Paris im Frühjahr 1941 der Sowjetführung, dass Hitler am 22. Juni angreifen würde. Vergeblich, Stalin glaubte der Roten Kapelle nicht und erwartete den Angriff erst im kommenden Jahr. Im Jahr 1942 meldete die Rote Kapelle die bevorstehende deutsche Kaukasus-Offensive, wodurch der Widerstand während der Schlacht von Stalingrad rechtzeitig organisiert werden konnte.
Ein wichtiger Grund für die Anfangserfolge NS-Deutschlands dürfte der Machtkampf in der Sowjetunion und die Liquidierung der Armeeführung 1937 gewesen sein und der Umstand, dass Stalin anfangs der unfähigste Oberbefehlshaber aller Zeiten der Roten Armee war. Nachdem Stalin die Führung abgab wendete sich der Kriegsverlauf und die Rote Armee befreite erst Auschwitz und dann Europa vom Nationalsozialismus.
Epilog
Die objektive Auseinandersetzung mit der Vorgeschichte des „Hitler-Stalin-Pakts“ bedeutet keineswegs die Verbrechen Stalins, die Toten des „Archipel Gulag“, die Verfolgung und Ermordung während der „Säuberungen“ von Kommunisten, Trotzkisten, Anarchisten und anderen „Abweichlern“ oder Andersdenkenden zu negieren.
Der Hitler-Stalin-Pakt war Teil eines gegenseitigen Täuschungsversuches. Militärhistoriker wie Wolfram Wette gehen davon aus, dass die Sowjetunion bereits ab 1933 mit einem Überfall Hitler-Deutschlands gerechnet hat. Um Zeit für die eigenen Kriegsvorbereitungen zu gewinnen kam es zu diesem Pakt, nur der Zeitpunkt war wohl überraschend. Unverzeihlich bleibt die Auslieferung nach Moskau emigrierter deutscher Kommunisten an NS-Deutschland.
Das Münchner Abkommen, die Appeasement-Politik, die politische Lage zu der Zeit in Europa, das Ausbleiben einer westlichen Offensive gegen Hitler waren unmissverständliche Realitäten für die Sowjetunion. Ein möglichst später Kriegseintritt lag existentiell im sowjetischen Interesse. Die Rote Armee hätte die Wehrmacht kaum besiegen können, wenn sie als erste angegriffen worden wäre, falls doch, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mit zusätzlichen Millionen von ermordeten Sowjetbürgern.
Als die Nazi-Wehrmacht in Russland einmarschierte sagte Harry S. Truman der New York Times am 24. Juli 1941: „Wenn wir sehen dass Deutschland den Krieg gewinnt, sollten wir Russland helfen, und wenn Russland gewinnt sollten wir Deutschland helfen und die Deutschen auf diese Weise so viele wie möglich umbringen lassen.“ Alleine diese Wortmeldung belegt die schwierige Situation der Sowjetunion und die Verkommenheit einiger Politiker des Westens.
Der aktuelle Geschichtsrevisionismus hat seine Vorläufer. Bereits im Mai 2009 forderte das EU-Parlament zum 75. Jahrestags des Hitler-Stalin-Pakts einen Gedenktag zu Kriegsverbrechen und „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“. Der Historiker Yehuda Bauer, ehemaliger Leiter in Yad Vashem, protestierte gegen die Gleichsetzung und sagte, dass der kommunistische Terror nicht die Vernichtung einer geschlossenen Bevölkerungsgruppe intendiert habe und der Zweite Weltkrieg vom Naziregime begonnen worden sei, dass auch grundsätzlich die Verantwortung für die Toten zu tragen habe. Nicht zuletzt wies er darauf hin, dass die Rote Armee die wichtigste Kraft bei der Befreiung Europas gewesen sei und auch Osteuropa befreit habe.
Diese Stimmen fehlen heute. Wenn zum Beispiel der Präsident der Ukraine Selenskyj mit dem Wappen der massenmörderischen und antisemitischen OUN auf der Brust den Papst besucht oder bei der LGBT Parade am 2. Juli 2023 in München der ukrainische Sänger Melovin vor einem begeisterten Publikum ein Lied über „unseren Vater“, den westukrainischen antisemitischen Massenmörder Stepan Bandera zum Besten gibt, ist das in den Einheitsmedien und in der Politik kaum eine Meldung wert. Ein Wort über das ohrenbetäubende Schweigen zu diesen Vorgängen der für alle Zeiten moralisch erledigten Bandera-Linken wäre ohnehin Zeitverschwendung.
Die aktuelle Hybris, Geschichtsvergessenheit und Dekadenz des Westens, trotz Rekordinflation, beängstigenden Wirtschaftszahlen, ungelöster Flüchtlingsproblematik, Rekordverschuldung, Pflegenotstand, des Zusammenbrechens des Gesundheitswesens und eines dementen US-Präsidenten erinnert an die Hybris und die Dekadenz der Eliten des untergehenden Römischen Reiches.
Quellen: Ian Kershaw – Hitler 1936-1945, Deutsche Verlags-Anstalt, 2000 | Claudia Weber – Der Pakt, C.H.Beck, 2019 | Holger Michael – Die Legende vom Hitler-Stalin-Pakt, Homilius, K, 2008 | Leopold Trepper: Die Wahrheit, Autobiographie des „Grand Chef“ der Roten Kapelle, AHRIMAN-Verlag, 1995 | Gilles Perrault : Auf den Spuren der Roten Kapelle, Europaverlag, 1994 | David Horowitz - Der Kalte Krieg, Hintergründe der US-Außenpolitik von Jalta bis Vietnam, Wagenbach-Verlag, 1983 | Arno Lustiger: Zum Kampf auf Leben und Tod, Vom Widerstand der Juden in Europa, AREA Verlag, 2004 | Arno Lustiger: Rotbuch, Stalin und die Juden, Aufba-Verlag, 2000 | Dan Diner – Ist der Nationalsozialismus Geschichte?, Fischer Verlag, 1987 | Jean-Paul Sartre – Der Aufschub, Gesammelte Werke, Rowohlt Verlag, 1987
Gleichzeitig veröffentlicht bei Mission Impossible