Fotomontage Manfred Breitenberger
Zum 75. Gedenktag an die Befreiung des KZ Auschwitz durch die Rote Armee trafen sich Ende Januar 2020 in Yad Vashem die Vertreter der Nachfolgestaaten der Opfer, der Befreier, der Täter und alle möglichen internationalen Gäste.
Weil Bibi Netanjahu und Israels Staatspräsident Reuven Rivlin mit Wladimir Putin in Jerusalem ein Denkmal zur Erinnerung an die "Blockade in Leningrad" eingeweiht haben und die Gedenkfeier auch ansonsten nicht nach dem Geschmack des ARD-Hauptstadtstudios waren, meinte Sabine Müller auf der Tagesschau-Seite es sei „unwürdig“ wie „Israel und Russland diesen Gedenktag teilweise kaperten“. "Unseren Gedenktag" hat sich die "Erinnerungsexpertin" gerade noch verkneifen können. Die Einweihung des Leningrad-Denkmals war ihrer Ansicht gnadenlos überzogen und die ganze Gedenkfeier eine „politische und erinnerungspolitische Privatparty“. Die Rede Steinmeiers lobte die „Journalistin“ dagegen als „beeindruckend einfühlsame und klare Rede“, währende der Historiker Michael Wolffsohn die Rede des Bundespräsidenten heftig kritisierte, er sagte unter anderem: "Dass es eben nicht nur den alten und neuen, immer antijüdischen Rechtsextremismus gibt, sondern auch antisemitischen Linksextremismus und antisemitische Muslime." Steinmeiers Rede war in vielerlei Hinsicht unglaubwürdig, erst vor wenigen Monaten gratulierte er der islamistischen iranischen Führung, die täglich die Auslöschung Israels fordert, zum Jahrestag der islamischen Revolution von 1979 und im Mai 2017 legte er einen Kranz am Grab des Judenmörders Jassir Arafat nieder. Was wäre Israel nur ohne die deutschen „Israel-Experten“ aus Politik und den öffentlich-rechtlichen Medien.
Am 22. Juni 1941 begann der deutsche Überfall auf die Sowjetunion, das „Unternehmen Barbarossa“. Dabei führte die deutsche Wehrmacht von 1941 bis 1944 einen rassebiologischen Vernichtungskrieg gegen Juden, Kriegsgefangene und die Zivilbevölkerung, dem Millionen zum Opfer fielen. Der Überfall auf die Sowjetunion wurde von der deutschen Propaganda als europäischer Kreuzzug zur Verteidigung der europäischen Kultur gegen den „jüdischen Bolschewismus“ gefeiert. Dieser Krieg verlange ein „rücksichtsloses und energisches Durchgreifen gegen bolschewistische Hetzer, Freischärler, Saboteure, Juden und die restlose Beseitigung jedes aktiven und passiven Widerstandes“. Mit diesem Aufruf zum Massenmord, sowie dem sogenannten „Kommissarbefehl“ und dem „Kriegsgerichtsbarkeitserlass“ wurden deutsche Offiziere und Mannschaften zur Ermordung aller verdächtigen sowjetischen Zivilisten ermächtigt. Im sogenannten „Generalplan Ost“ sollte eine deutsche Ordnung durchgesetzt werden. Zur Tötung vorgesehen waren vor allem die sowjetischen Kriegsgefangenen. Von den insgesamt 5,7 Millionen Gefangenen starben drei Millionen nach ihrer Gefangennahme indem sie verhungerten, erfroren, an Seuchen starben oder auf Todesmärschen erschossen wurden. 27 Millionen Sowjetbürger wurden durch den deutschen Überfall ermordet, mehr als die Hälfte davon hinter der Front, ehe es der Roten Armee gelang Auschwitz und die Sowjetunion zu befreien. Die deutsche Wehrmacht ermöglichte nicht nur den Betrieb von Auschwitz, sie verübte darüber hinaus unzählige Massaker. Die größte einzelne Mordaktion im zweiten Weltkrieg geschah unter der Verantwortung der Wehrmacht in Babi Jar bei Kiew, bei der am 29. und 30. September 1941 mehr als 33.000 Juden ermordet wurden. Eines der eklatantesten Kriegsverbrechen der deutschen Wehrmacht während des Krieges gegen die Sowjetunion war die „Blockade von Leningrad".
Vom 8.September 1941 bis zum 27.Januar 1944 wurde die sowjetische Stadt Leningrad von den deutschen Soldaten der Heeresgruppe Nord belagert, von seinen maritimen Nachschubwegen abgeschnitten und einer totalen Seeblockade unterworfen. Am 8. September 1941 schloss sich der deutsche Belagerungsring um die Stadt. Das ab Oktober 1941 einsetzende Massensterben der Leningrader war erklärtes Hauptziel der Belagerung. Das Ziel der Deutschen Heeresleitung war die Leningrader Bevölkerung systematisch verhungern zu lassen. Wer aus der belagerten Stadt auszubrechen versuchte, wurde erschossen und darüber hinaus wurden Minengürtel gelegt. Die Bevölkerung sollte durch Bombenangriffe und Artilleriefeuer zermürbt werden. Gezielt schoss die Wehrmacht auf Lebensmittellager, Fabriken, Krankenhäuser, Versorgungsunternehmen und Wasserwerke.
Leningrad war für Hitler nicht nur das Symbol russischer Staatlichkeit und Großmacht sondern auch die „Wiege des jüdischen Bolschewismus“. Deshalb sollte die Stadt wie Moskau nach ihrer Eroberung gänzlich zerstört werden. Franz Halder, der Chef des Generalstabs notierte zwei Wochen nach Beginn des Krieges, in seinem Tagebuch nach einer Unterredung mit Hitler: „Der feststehende Entschluss des Führers ist es, Moskau und Leningrad dem Erdboden gleichzumachen, um zu verhindern, dass Menschen darin bleiben, die wir dann im Winter ernähren müssten.“
Leningrad war neben Moskau die modernste und größte Stadt der Sowjetunion. Unmittelbar vor dem Krieg lebten dort knapp drei Millionen Menschen. Die Leningrader waren während der Belagerung auf ständiger Nahrungssuche. Gegessen wurden beispielsweise Klebstoff, Tapetenkleister oder Lederwaren. Ab November 1941 gab es in Leningrad weder Katzen oder Hunde noch Ratten und Krähen. In der verhungernden Stadt brach die Strom- und Wasserversorgung zusammen. Die Wohnungen konnten mitten im Winter nicht mehr beheizt werden. Das System der Leichenabholung und Bestattung brach im Januar 1942 zusammen, Tausende von Toten blieben in den Wohnungen und Krankenhäusern liegen. In den Milizunterlagen, die 2004 veröffentlicht wurden, wurden für das Jahr 1942 2.000 Verhaftungen wegen „Leichenfresserei“ und „Menschenfresserei“ bestätigt, schreibt Erich Später in „Der dritte Weltkrieg“: „Am 9. Dezember 1941 gelang es der Roten Armee, den Verkehrsknotenpunkt Tischwin zurückzuerobern. Damit verbesserten sich die Möglichkeiten, Leningrad über den Ladogasee zu versorgen. Als das Eis des Sees Anfang Januar endlich dick genug war, um LKWs zu tragen, konnte die Stadt allmählich besser versorgt werden. Die »Straße des Lebens« war 45 km lang, 30 km führten über den zugefrorenen See. Die deutsche Armee versuchte weitermit allen Mitteln, diese Lebensader zu zerstören und die Stadt weiter abzuschnüren“. Während der 900-tägigen Belagerung kamen etwa 1.100.000 LenigraderInnen ums Leben, die meisten starben an Unterernährung und Unterkühlung. Über zwei Millionen sowjetische Soldaten starben in der längsten Schlacht des zweiten Weltkriegs und retteten Leningrad und seine Menschen vor der Vernichtung.
Weil Helmut Schmidt als Offizier an der Belagerung Lenigrads teilgenommen und sich wiederholt „kritisch“ gegenüber der israelischen Politik geäußert hat, ließ der israelische Premierminister Menachem Begin 1981 dem deutschen Kanzler ausrichten, „wer als Offizier am Vernichtungskrieg an der Ostfront teilgenommen hat, sollte zu den Problemen im Nahen Osten ein für allemal den Mund halten“. Das scheint beim ehemaligen Oberleutnant der Wehrmacht aber auf taube Ohren gestoßen zu sein, da der „beliebteste deutsche Politiker der jüngeren Geschichte“ mit 26 europäischen Ex-Politikern Ende 2010 mit einem Aufruf Israel diktieren wollte, wie es sich beim Siedlungsbau und bei der Verhinderung der weiteren Aufrüstung im Gaza-Streifen zu verhalten habe. Helmut Schmidt, der gegen seine Partei den sogenannten Nato-Doppelbeschluss durchsetze, was in Deutschland die Stationierung atomar bestückter Mittelstreckenraketen gegen die Sowjetunion zur Folge hatte, war der Meinung, dass Deutschland keine Verantwortung für Israel habe und deshalb plädierte er mit seinem ehemaligen Leningrad-Kameraden Richard von Weizsäcker sowie diversen SPD-Spitzenpolitikern für „Sanktionen“ und „konkrete Maßnahmen“ – nicht etwa gegen das iranische Regime oder seine Verbündeten Hamas und Hisbollah, die Israel vernichten wollen, sondern gegen den jüdischen Staat.
Kaum überraschend solidarisierten sich parteiübergreifend Politiker von Herbert Wehner bis Helmut Kohl und Medienvertreter von der FAZ bis zum Spiegel mit dem deutschen Kanzler. Als Deutscher hatte man es nicht leicht im Krieg, wie man bereits zur “Stunde Null” gerne zu sagen pflegte und vermutlich genau aus diesem Grund fühlen sich auch heute noch viele "friedensbewegte" deutsche "Nahostexperten" zum Weltfriedensrichter verpflichtet. Während der Iran tagtäglich seine Vernichtungsphantasien gegen Israel formuliert unterläuft Deutschland aktuell mit der EU die amerikanischen Sanktionen um den sogenannte Iran-Deal, also um ihre Geschäfte am Laufen zu halten und Angestellte der GEZ finanzierten Tagesschau belehren die Juden wie Sie die Gedenkfeiern für ihre von Nazideutschland ermordeten Vorfahren abzuhalten haben.
Quellen: Stephan Grigat – Postnazismus revisited: Das Nachleben des Nationalsozialismus im 21. Jahrhundert – 2012 | Erich Später – Der dritte Weltkrieg – 2011 | Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944 – Katalog zur Ausstellung – Hamburger Edition-1996
Überarbeitete Version des Textes von 2013 auf Mission Impossible