https://www.youtube.com/watch?v=t6g29N9yJxA

„Die Aktion des Schwarzen September in München hat das Wesen imperialistischer Herrschaft und des antiimperialistischen Kampfes auf eine Weise durchschaubar und erkennbar gemacht wie noch keine revolutionäre Aktion in Westdeutschland oder Westberlin. Sie war gleichzeitig antiimperialistisch, antifaschistisch und internationalistisch. (..) Sie hatten nur ein Ziel, nur ja dem Moshe-Dayan-Faschismus – diesem Himmler Israels – in nichts nachzustehen. (..) Die Aktion des Schwarzen September in München wird aus dem Gedächtnis des antiimperialistischen Kampfes nicht mehr zu verdrängen sein. Der Tod der arabischen Genossen wiegt schwerer als der Tai-Berg. (..) Solidarität mit dem Befreiungskampf des palästinensischen Volkes!“ Ulrike Meinhof in „RAF – Die Aktion des Schwarzen September in München – Zur Strategie des antiimperialistischen Kampfes“ zum Olympia-Attentat mit elf ermordeten israelischen Sportlern von 1972

„Ulrikes Texte waren Kampfesgrüße und keine Vernichtungswünsche, dazu sollten sie heute nicht verdreht werden. Sie war keine Antisemitin.“ Jutta Ditfurth zu Meinhofs Olympia-Attentat-Ansichten in Konkret 03/2008

„Sein wirklicher Name war Ali Hassan Salameh und er war der Sohn von Sheik Hassan Salameh, einem der Helden des Aufstandes von 1936 bis 1939 gegen die britische Fremdherrschaft in Palästina und gegen die Zionisten.“ Jutta Ditfurth in ihrer Meinhof Biographie 2007 Seite 280

„Schieben wir also den Irrsinn antisemitischer „Logik“ zur Seite, könnten wir zur Kritik an den Menschenrechtsverletzungen, dem Rassismus und der Brutalität im Umgang des Staates Israel, des Militärs und eines Teils der israelischen Gesellschaft mit palästinensischen und arabischen Menschen kommen.“ Jutta Ditfurth am 22. April 2016 in Facebook

Fotomontage Manfred Breitenberger - Jutta Ditfurth, Ulrike Meinhof, Ahmad Yasin, Jassir Arafat https://thinktankboy.files.wordpress.com/2016/10/teil31.jpg

Jutta Ditfurth hat vor vielen Jahren zweifellos das ein oder andere gute Buch geschrieben, so thematisierte und kritisierte sie in „Entspannt in die Barbarei“ die sozialdarwinistischen und antisemitischen Lehren von Silvio Gesell. Innerhalb der Grünen bekämpfte sie damals auch die völkischen und esoterischen Tendenzen in ihrer Partei.

Nachdem es lange Zeit sehr ruhig um sie wurde engagierte sich Jutta Ditfurth seit 2014 gegen die antisemitischen „Mahnwachen für den Frieden.“ Sie entdeckte das soziale Netzwerk Facebook und setzte es für ihre politische Arbeit ein. Mit ihrer Kleinstpartei ÖkoLinX verließ sie 2016 „nach jahrzehntelanger (oft mühsamer) Mitarbeit“ das sogenannte „Revolutionäre 1. Mai-Bündnis“ in Berlin wegen der dortigen antisemitischen BDS und „F.O.R. Palestine“ Gruppierungen. Den Mahnwachen-Redner Jürgen Elsässer nannte Jutta Ditfurth im April 2014 in einem Fernsehinterview einen „glühenden Antisemiten.“ Mit einer umstrittenen Begründung gewann Elsässer in zweiter Instanz den von ihm initiierten Prozess. Die Verfassungsbeschwerde von Jutta Ditfurth wurde nicht angenommen. Die Ex-Grüne hat dem Kampf gegen den Antisemitismus einen Bärendienst erwiesen.

Jutta Ditfurths aktuelle Leidenschaft gegen den Antisemitismus ist nicht glaubwürdig. Sie erkennt zwar größtenteils den strukturellen Antisemitismus der Zinskritiker, den Antisemitismus der Verschwörungstheoretiker und der sogenannten Mahnwachen-Besucher, aber den sekundären Antisemitismus, den Antisemitismus nicht trotz sondern wegen Auschwitz blendet sie wie den Antizionismus nicht nur bewusst aus, sie tabuisiert jede Diskussion darüber. Ihrem vordergründigem Engagement steht ihr überholtes antiimperialistisches Weltbild im Wege, von dem sie sich, im Gegensatz zu einigen ihrer früheren Mitstreiter, nicht getrennt hat was der Rest dieses Beitrages versuchen wird zu belegen:

Anfang August 1990 überfiel der Irak das Ölscheichtum Kuwait. Am 17. Januar 1991 hatten die USA und einige andere Staaten begonnen, den Irak zu bombardieren. Mit der Unterstützung von deutschen Firmen kam das Regime von Saddam Hussein zu einer eigenen Giftgasproduktion und zu einer erhöhten Reichweite seiner Scud-Raketen. Bereits im März 1988 setzte Hussein flächendeckend dieses Giftgas gegen die Kurden in Halabdscha mit bis zu 5000 toten Kurden ein. Während der Irak tödliche Scud-Raketen auf Israel abfeuerte und Bagdad vermeldete, dass es nun Israel mit Chemiewaffen auslöschen wolle, demonstrierten deutsche „Friedensfreunde“ gegen den Krieg der USA mit Parolen wie „Kein Blut für Öl“ und „Gestern Dresden – Heute Bagdad.“ Der antiimperialistische Grüne Christian Ströbele entlarvte sich wie folgt: „Die irakischen Raketenangriffe sind die logische, fast zwingende Konsequenz der Politik Israels“ und auf die Frage ob denn Israel selber schuld sei, dass es mit Raketen beschossen wird, antwortete Ströbele: „Das ist die Konsequenz der israelischen Politik den Palästinensern und den arabischen Staaten gegenüber, auch dem Irak gegenüber.“ Wegen dieser antisemitischen Aussage verlor Ströbele seinen Sprecherposten bei den Grünen.

Jutta Ditfurth solidarisierte sich unverzüglich in der von ihr unterschriebenen Flugschrift: „Kriegsende – Vorkriegszeit“ mit Ströbele. So wurde in der Flugschrift beklagt, dass es gelungen sei, Ströbele zu stürzen, „weil dieser sich auf das Glatteis der Kritik an der israelischen Regierung begeben hat.“ Ditfurth war sich mit Ströbele einig: „Israel ist im Golfkrieg zwar nicht kriegsführende, aber kriegsbeteiligte Partei, die eigene Zielsetzungen verfolgt“ und „Die Bedrohungen der israelischen Zivilbevölkerung, die Opfer durch Raketen und Giftgas‚ made in Germany‘ sind … von den Alliierten und der israelischen Regierung, die den Krieg und die Zerschlagung des Irak unterstützt, mit zu verantworten.“ Dass Juden selbst schuld am Antisemitismus sind ist ein ewiges antijüdisches Ressentiment. Zu dieser Zeit trat der ehemalige SS-Soldat Günter Grass in einer Podiumsdiskussion gemeinsam mit dem israelischen Schriftsteller Yoram Kaniuk auf. „Kein Blut für Öl“ und „Es gibt keinen gerechten Krieg“ waren die Parolen des „Friedensfreundes“ Grass. Yoram Kaniuk schreibt in seinem Buch „Der letzte Berliner“ über Grass: „Das Argument, dass alle Kriege unmoralisch sind, macht mir mehr Angst als hundert Haiders in Wien oder hundert Aufmärsche von Skinheads mit auftätowierten Hakenkreuzen.“ Somit sind die „Friedensbewegten“ der damaligen Zeit von Grass bis Ditfurth ideologisch mit den heutigen „Mahnwachen für den Frieden“ gleichzusetzen. Die Querfront von Nazis und Pseudolinken gibt es nicht erst seit heute.

Während sich Jutta Ditfurth zum islamistischen Terroranschlag vom 11. September mit 3.000 Toten bedeckt hielt, sieht man von ihrem geschmacklosen Hinweis auf den Putsch in Chile 1973 ab, bekundete sie ihre Amerikafeindschaft in einem Flugblatt „Kein Krieg gegen den Irak! – Kein Blut für Öl und Macht!“ im November 2002 zum Zweiten Irakkrieg: „Wir fordern die Bundesregierung auf, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um die Regierung der USA davon abzuhalten, ein weiteres skrupelloses Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu begehen, das durch nichts zu rechtfertigen ist.“ Wenige Monate zuvor teilte Jutta Ditfurth auf der Berliner „revolutionären 1.Mai-Demonstration“ ihren interessierten Zuhörern ihre Erklärung des Nahostkonflikts mit: Ariel Scharon sei „kein Antisemit, sondern ein Kriegsverbrecher.

2007 erschien von Jutta Ditfurth im Ullstein-Verlag die Biographie von Ulrike Meinhof. Um Jutta Ditfurths antiimperialistisches Weltbild zu verstehen lohnt es sich dieses Werk näher zu betrachten. Ohne jede Distanz stellt Ditfurth Ulrike Meinhof als kluge, fleißige Revolutionärin und treusorgende Mutter ihrer Zwillingstöchter dar. Ohne sich kritisch mit der antisemitischen Ideologie, mit dem einseitigen antiimperialistischen Weltbild der RAF und der sie umgebenden Linken auseinanderzusetzen verfasst Jutta Ditfurth ein beinahe blindes Heldenepos. Über die Geschichte Israels, über den Antisemitismus der PLO hat Jutta Ditfurth offenbar genauso wenig Ahnung wie ihr Alter Ego Ulrike Meinhof oder sie verschweigt bewusst den eliminatorischen Antisemitismus der Feinde Israels oder der Juden in Palästina vor 1948. Ulrike Meinhof, würde sie noch leben, wäre diese unkritische Biographie vermutlich peinlich. Ihr wäre eine Abkehr ihres Irrweges, eine kritische Reflexion ihres Antiimperialismus jedenfalls eher zuzutrauen als ihrer Biographin. Auf Seite 276 schreibt Jutta Ditfurth beispielsweise im Partisanin-Kapitel:

„Die westdeutsche Linke hatte bis zum Sechs-Tage-Krieg an Israels Seite gestanden, daran hatten auch die Vertreibung der Palästinenser, die Suezkrise und die Aufrüstung Israels durch die USA und die Bundesrepublik nichts geändert. Den meisten Linken war nicht bekannt, dass in Israel nicht nur Juden lebten. Sie wussten nicht, welche sozialen Konflikte es dort gab und antiarabischer Rassismus in das Fundament der Staatsgründung eingeflossen war. (..) Am 5. Juni 1967 griff die israelische Armee Ägypten und Syrien an und zerstörte in einer einzigen Nacht die gesamte ägyptische Luftwaffe. Israel besetzte den Sinai, Ostjerusalem, die Westbank und die Golanhöhen. Es verkleinerte die palästinensischen Gebiete und vertrieb Hunderttausende von Palästinensern.“

Mit diesen Sätzen deutet Jutta Ditfurth ihr schiefes und einseitiges Bild über Israel an. Ditfurth kritisiert die Israelsolidarität der Linken vor 1968 und unterstellt Rassismus im „Fundament der Saatsgründung.“ Kein Wort über den antisemitischen Terror der Palästinenser, über den Angriffskrieg der arabischen Staaten unmittelbar nach der Staatsgründung. Kein Wort von der Vorgeschichte des Sechstagekrieges. Israel war umzingelt von etwa 250.000 Soldaten, davon fast die Hälfte im Sinai, über 2.000 Panzern und 700 Flugzeugen. „Wir wussten“, prahlte Ägyptens damaliger Präsident Nasser, „die Schließung des Golfs von Aqaba bedeutet Krieg mit Israel und das Ziel ist die Vernichtung Israels. Wie bereits beim Überfall von 1948 war man von arabischer Seite auf einen Vernichtungskrieg aus. Aus Ägyptens Radiosendern hallte es: Israel liquidieren! Der Ministerpräsident des Irak prophezeite: Es wird praktisch keine jüdischen Überlebenden geben. Die ägyptische Armee führte Kanister mit Giftgas mit sich, es stellte sich nur noch die Frage, ob den arabischen Armeen der Erstschlag gelang. Der israelische Ministerpräsident Levi Eschkol sagte am 21. Mai: „Die Ägypter planen die Meerenge zu schließen oder den Atomreaktor in Dimona zu bombardieren. Ein allgemeiner Angriff soll folgen. Es würde zu einem Krieg kommen, bei dem die ersten fünf Minuten entscheidend sein dürften.“

Auf den Seiten 280 bis 283 schreibt Jutta Ditfurth die PLO verniedlichend und ohne kritische Distanz über das „anstrengende Rebellenleben“ der RAF in Jordanien:

„1970 lebten etwa zwei Drittel der 2,5 Millionen Palästinenser als Flüchtlinge im Westjordanland, im Gaza-Streifen, in den arabischen Staaten, in Israel und den USA. Seit Kurzem war die El Fatah die stärkste Widerstandsbewegung innerhalb der PLO und reorganisierte die geografisch weit auseinanderlebenden Palästinenser im zivilen wie im militärischen Leben. Sie leitete Bildungseinrichtungen, Gesundheitseinrichtungen, aber auch Militärcamps. Seit 1948 hatte die UNO rund zwei Dutzend Mal beschlossen, „dass die Flüchtlinge in ihre Heimat zurückkehren können.“ Israel ignorierte diese Forderung. Nach der Niederlage im Sechs-Tage-Krieg erkannten die Palästinenser, dass sie von den arabischen Staaten keine militärische Hilfe erwarten konnten. Da begann die palästinensische Widerstandsbewegung ihren Guerillakrieg gegen Israel.

Ulrike Meinhofs Gruppe wurde von den Vorausgereisten um Horst Mahler im Camp herzlich begrüßt. Sie glaubten alle, dass sie hier als selbstbestimmte Gruppe lernen und leben könnten. Aber die rund zwei Dutzend Westberliner, politisch sozialisiert in der antiautoritären Revolte, begriffen bald, dass sie in ein militärisch-hierarchisch organisiertes Lager inmitten einer Armuts- und Kriegsregion gekommen waren, ein Lager, in dem der Kommandant für Disziplin sorgte. Sie sollten, wie in einer deutschen Jugendherberge, nach Geschlechtern getrennt übernachten, wogegen sie sich wehrten, einerseits aus Prinzip, andererseits gab es wenigstens drei bis vier Liebespaare unter ihnen.

Die Jüngeren der deutschen Gruppe erlebten zum ersten Mal Krieg. Der Großteil der PLO-Soldaten im Camp war durch Folter und Gefechte verletzt und traumatisiert worden. Mit den einfachen Soldaten konnten sich die Westdeutschen nur schlecht verständigen. Deutsch sprach nur Abu Hassan, der zur gebildeten palästinensischen Oberschicht gehörte und für die politische Orientierung der militärischen Ausbildungslager zuständig war, Er kam ab und zu vorbei und dolmetschte oder die Deutschen fuhren zu ihm nach Amman. Sein wirklicher Name war Ali Hassan Salameh und er war der Sohn von Sheik Hassan Salameh, einem der Helden des Aufstandes von 1936 bis 1939 gegen die britische Fremdherrschaft in Palästina und gegen die Zionisten. (..)

Die Vorstellungen der einzelnen Gruppenmitglieder unterschieden sich so sehr wie ihre persönlichen Motive, nach Jordanien zu reisen. Ihre gemeinsame Zukunftsvorstellung war es, militanter zu sein als bisher. Sie fühlten sich als Teil einer internationalen revolutionären Bewegung. Vormittags und nachmittags wurden sie ausgebildet. Sie lernten mit verschiedenen Waffen und mit Sprengstoff umzugehen. Die Gluthitze, der Staub und das harte körperliche Training machten ihnen zu schaffen. Einer wie Horst Mahler, der vor Gericht eine gute Figur machte, wirkte hier unbeholfen. Es ärgerte Ulrike Meinhof, dass sie sich anfangs so ungeschickt anstellte. Einmal machte sie eine Handgranate scharf und rief, anstatt sie weit von sich zu werfen: „Was mach ich jetzt damit? “ — „Schmeiß sie weg! “, schrien die anderen und brachten sich in Sicherheit. Aber Ulrike Meinhof lernte schnell.“

Wieder betreibt Jutta Ditfurth einseitig Propaganda für die Palästinenser und sie verschweigt ihren Terror gegen Israel. Die Gruppe um Ulrike Meinhof, die von den Judenmördern der Fatah „herzlich begrüßt“ wurde, belegte bereits durch ihre Anwesenheit im Camp, durch ihre Sympathie für den Terror der Fatah und nicht zuletzt durch ihre Kooperation mit den Terrorgruppen der Palästinenser ihren Antisemitismus. Freilich nicht für Jutta Ditfurth, für sie ist die aktive Kooperation mit den Feinden Israels offenbar kein Problem. In den Baracken der Ausbildungslager der Fatah waren Hitlerbilder. Die RAF-Kader protestierten nicht dagegen, sie lebten in Zimmern mit Hitlerbildern, Judenmördern und Anhängern Hitlers. Neben den Kontakten zur RAF arbeitete die Fatah auch mit deutschen Neonazis um Willi Pohl zusammen. Warum thematisiert Jutta Ditfurth in keinem Kapitel diese Querfront?

Antisemitische von Nazideutschland unterstützte Mörder des Arabischen Aufstandes sind für Jutta Ditfurth Helden! Unfassbar! Amin al-Husseini (1893-1974) organisierte den „Arabischen Aufstand von 1936-1939, welcher nach Aussagen des Muftis ohne NS-Gelder nicht stattfinden hätte können, bei dem über 10.000 Juden aus jüdisch-arabisch gemischten Städten vertrieben oder ermordet wurden. Der Aufstand richtete sich gegen die Briten und vor allem gegen die jüdische Einwanderung. Trotz der hohen Opfer waren die Juden Palästinas und die Briten nicht die einzigen Ziele des „Arabischen Aufstands.“ Der arabische Terror in den eigenen Reihen forderte die annähernd gleiche Anzahl an Opfern. Die um Ausgleich mit den Juden interessierten Familienmitglieder der Nashashibis waren hauptsächlich die Leidtragenden. Amin al-Husseini bekämpfte, massiv unterstützt von Adolf Hitler, die Nashashibis, die Juden und alle prowestlichen, antiislamischen Einstellungen. Darüber und über die antisemitischen Vernichtungsphantasien der PLO gegenüber Israel erfährt der Leser von Jutta Ditfurth nichts. Ali Hassan Salameh, der Dolmetscher der RAF in Jordanien, dessen Vater Ditfurth als „Helden des Arabischen Aufstandes“ bezeichnet, war einer der Drahtzieher des Olympia-Attentates von 1972.

Peter Bierl kritisiert an Ditfurths Meinhof-Biographie: „Ein Beitrag Meinhofs über die alliierte Bombardierung Dresdens ist für Ditfurth überhaupt kein Thema, obwohl der Text paradigmatisch für die Nähe deutscher Linker und jener Nazis ist, die NS-Verbrechen mit tatsächlichen oder angeblichen Verfehlungen der Alliierten verrechnen wollen. Meinhof zitiert David Irving, setzt den Massenmord in Auschwitz mit der Bombardierung Dresdens gleich, behauptet, die Deutschen hätten von der Shoa nichts gewusst und gelangt zu dem Ergebnis, einen gerechten Krieg könne es nicht geben.“ 1965 schrieb Ulrike Meinhof in Konkret in ihrem Artikel „Dresden“, den Jutta Ditfurth in ihrer einseitigen Biographie mit keiner Silbe erwähnt:

„(..) Über 200 000 Menschen sind in den Flammen von Dresden umgekommen. Der Engländer David Irving schreibt in seinem Buch „Der Untergang Dresdens“: „Zum ersten Mal in der Geschichte des Krieges hatte ein Luftangriff ein Ziel so verheerend zerstört, daß es nicht genügen unverletzte Überlebende gab, um die Toten zu begraben.“ (..) Es ist der englischen Regierung unter ihrem Premierminister Sir Winston Churchill bis zum Ende des Krieges, bis März 45, gelungen, den tatsächlichen, absichtlichen, planmäßigen Charakter der britischen Bombenangriffe auf deutsche Städte geheim zu halten. Dresden war der Höhepunkt dieser Politik. Dresden ging in Schutt und Asche, zwei Jahre nachdem der Ausgang des Zweiten Weltkrieges in Stalingrad entschieden worden war. Als Dresden bombardiert wurde, standen die sowjetischen Truppen schon an der Oder und Neiße, lag die Westfront am Rhein. Der Oberbefehlshaber der Royal Air Force, Sir Arthur Harris, der den Einsatz gegen Dresden geleitet hatte, ging ein Jahr danach, am 13. Februar 1946, in Southhampton an Bord, um das Land zu verlassen, das nicht mehr bereit war, seine Verdienste zu würdigen. Als die deutsche Bevölkerung die Wahrheit über Auschwitz erfuhr, erfuhr die englische Bevölkerung die Wahrheit über Dresden. Den Tätern wurde der Ruhm versagt, der ihnen von den Regierenden versprochen worden war. Hier und dort.

In Dresden ist der Anti-Hitler-Krieg zu dem entartet, was man zu bekämpfen vorgab und wohl auch bekämpft hatte: Zu Barbarei und Unmenschlichkeit, für die es keine Rechtfertigung gibt. Wenn es eines Beweises bedürfte, daß es den gerechten Krieg nicht gibt – Dresden wäre der Beweis. Wenn es einen Beweises bedürfte, daß der Verteidigungsfall zwangsläufig zu Aggression entartet – Dresden wäre der Beweis. Wenn es einen Beweises bedürfte, daß die Völker von den kriegsführenden Regierungen selbst mißbraucht werden – Dresden wäre der Beweis. Daß an der Bahre Sir Winston Churchills das Stichwort Dresden nicht gefallen ist, legt den Verdacht nahe, Dresden sollte immer noch dem Volk angelastet werden, das doch selbst betrogen worden ist. Es ist der gleiche Takt, den die Bundesregierung praktiziert, wenn sie die Verjährungsfrist für in der NS-Zeit begangenen Mord nicht aufhebt. Wer die Täter nicht denunziert, denunziert aber die Völker.“

Der völkische Dresden-Text von Ulrike Meinhof ist ein Musterbeispiel für sekundären Antisemitismus, nur Jutta Ditfurth ist offenbar nicht in der Lage dies zu erkennen. Meinhof bezieht sich auf den Holocaust-Leugner David Irving und verzehnfacht ohne jeden Beleg die tatsächlichen Opferzahlen. Mit ihrer unglaublichen Gleichsetzung von Dresden und Auschwitz begibt sie sich ideologisch in die Neonazi-Szene und ganz nebenbei suggeriert Meinhof die deutsche Bevölkerung sei über die Vernichtung der Juden nicht informiert gewesen.

In der Kommandoerklärung (Kommando 15. Juli) der RAF, nach dem Bombenanschlag auf das US-Hauptquartier in Heidelberg mit drei toten und fünf verletzten US-Soldaten im Mai 1972, wird die Gleichung „Dresden ist Auschwitz“ wiederholt und die RAF erklärt weiter: „Von weiteren Millionen Sprengstoffen ist die Rede, die das Pentagon einsetzen will, um die nordvietnamesische Offensive zu stoppen. Das ist Genozid, Völkermord, das wäre die „Endlösung“, das ist Auschwitz. Die Menschen in der Bundesrepublik unterstützen die Sicherheitskräfte bei der Fahndung nach den Bombenattentätern nicht, weil sie mit den Verbrechen des amerikanischen Imperialismus und ihrer Billigung durch die herrschende Klasse hier nichts zu tun haben wollen. Weil sie Auschwitz, Dresden und Hamburg nicht vergessen haben…“ Der Dresden-Text sowie diese oder andere antiimperialistische Kommandoerklärungen der RAF werden in der über 400-seitigen Biographie von Jutta Ditfurth nicht thematisiert. Der eigene Antiimperialismus verhindert die Aufarbeitung. In einer Konkret-Diskussion (Konkret 03/2008) mit Thomas Ebermann meint Ditfurth, nachdem Thomas Ebermann Ulrike Meinhof bezüglich ihres Dresden-Artikels kritisiert:

„Es ist einfach nicht wahr, dass – wie Thomas sagt – Ulrike Meinhof Dresden mit Auschwitz verwechselt hat. Damit unterstellt er, dass ausgerechnet sie nicht um die Bedeutung von Auschwitz gewusst habe.“

Nach der Terrorwelle der Palästinenser im Februar 1970 in München ermordeten palästinensische Terroristen 1972 bei der Olympiade in München zwei israelische Sportler und nahmen neun weitere als Geiseln. Der Dolmetscher von Ulrike Meinhof, Ali Hassan Salameh war neben Abu Daoud einer der Drahtzieher des Attentates. Deutsche Neonazis unterstützten die palästinensischen Terroristen bei der Vorbereitung für die Geiselnahme. Die israelischen Sportler wurden von den Freunden Meinhofs vor ihrer Ermordung in München bestialisch misshandelt und gefoltert. Ein Israeli wurde in München vor den Augen seiner gefesselten Kameraden von den palästinensischen „Befreiungskämpfern“ kastriert. Bei der dilettantisch angelegten deutschen Befreiungsaktion in Fürstenfeldbruck kamen alle israelischen Sportler überwiegend durch die Handgranaten der palästinensischen Terroristen ums Leben. Auf den antisemitischen Text von Ulrike Meinhof zum Olympia-Attentat der Palästinenser 1972 geht Jutta Ditfurth in ihrer Meinhof-Biographie nur minimal ein. Ditfurth entschuldigt den Text mit den fünfmonatigen Haftbedingungen im toten Trakt. Dabei wäre eine Analyse genau dieses Textes gewinnbringend für die Ideologie der RAF gewesen. In Ulrike Meinhofs Text „Rote Armee Fraktion – Die Aktion des Schwarzen September in München – Zur Strategie des antiimperialistischen Kampfes“ steht neben anderen Ungeheuerlichkeiten:

„Die Aktion des Schwarzen September hat das Wesen imperialistischer Herrschaft und des antiimperialistischen Kampfes auf eine Weise durchschaubar und erkennbar gemacht wie noch keine revolutionäre Aktion in Westdeutschland oder Westberlin. Sie war gleichzeitig antiimperialistisch, antifaschistisch und internationalistisch. (..)

Sie hat einen Mut und eine Kraft dokumentiert, die immer nur das Volk hat (..)

…gegen dem seinen Wesen und seiner Tendenz nach durch und durch faschistischen Imperialismus- in welcher Charaktermaske auch immer er sich selbst am besten repräsentiert findet: Nixon, Brandt, Moshe Dayan oder Genscher, Golda Meir oder Mc Gouvern. (..)

Alle Aufschübe des Ultimatums, das sie mit Lügen und falschem versprechen erreicht haben, diente ihnen nur zu einem ausschließlichen Zweck: Für die Vorbereitung des Massakers Zeit zu gewinnen. Sie hatten nur ein Ziel, nur ja dem Moshe-Dayan-Faschismus – diesem Himmler Israels- in nichts nachzustehen. (..)

Israel vergießt Krokodilstränen. Es hat seine Sportler verheizt wie die Nazis die Juden – Brennmaterial für die imperialistische Ausrottungspolitik. (..)

An der Aktion des Schwarzen September in München gibt es nichts mißzuverstehen. Sie haben Geiseln genommen von einem Volk, das ihnen gegenüber Ausrottungspolitik betreibt, Sie haben ihr Leben eingesetzt, um ihre Genossen zu befreien. Sie wollten nicht töten. Sie haben ihr Ultimatum mehr als aufgeschoben. Sie haben angesichts der unnachgiebigen Haltung Israels vorgeschlagen, die israelischen Geiseln als Gefangene zu behalten. Die israelischen Geiseln waren mit diesem Ausweg einverstanden. Sie sind von den deutschen Behörden genauso getäuscht worden wie die Revolutionäre. Die deutsche Polizei hat die Revolutionäre und die Geiseln massakriert. Die Aktion des Schwarzen September in München wird aus dem Gedächtnis des antiimperialistischen Kampfes nicht mehr zu verdrängen sein. Der Tod der arabischen Genossen wiegt schwerer als der Tai-Berg. (..)

Solidarität mit dem Befreiungskampf des palästinensischen Volkes!“ (..)

Ähnlich äußerte sich der Genosse von Ulrike Meinhof, der Mitgründer der RAF, der Neonazi und Holocaustleugner Horst Mahler. Mahler halluziniert von einer „mutigen Kommandoaktion der Opferbereiten gegen die israelische Olympiamannschaft“ und einer „richtigen strategischen Linie“ gegen die „Olympiade als imperialistische KdF-Show.“ Der „Schwarze September“ nannte als Grund für die „Aktion“ die Nichtaufnahme einer palästinensischen Olympiamannschaft durch das IOC. George Habash, der Chef der PLFP, einer Gruppe innerhalb der PLO, war wie Ulrike Meinhof und Host Mahler begeistert von der „Aktion“, er meinte: „Ich hoffe das dieser Triumpf Nachhall findet. Nicht allein in der arabischen Welt, auch anderswo. (..) Ein israelisches Massengrab ist ein Vorbild und ein Stimulans.“ Jutta Ditfurth schweigt sich über all diese Ungeheuerlichkeiten in ihrer Biographie aus. In einer Konkret Diskussion aus dem Jahr 2008 (Heft 3) kritisiert Thomas Ebermann den Meinhof-Text heftig, bezeichnet die „apologetische Erklärung von Ulrike Meinhof im Namen der RAF“ als „grauenhaft.“ Darauf verteidigte Jutta Ditfurth, nachdem sie in einem Nebensatz zugab, dass Teile des Textes antisemitisch seien, ihr Vorbild und belegt damit ihre eigene reaktionäre Ideologie:

„Sie hatte die PLO und die El Fatah in Jordanien 1970 als Freunde und als Opfer des Nahostkriegs kennengelernt. Fast alle diese Leute starben in den Luftangriffen im Schwarzen September von 1970. Ulrike Meinhof saß, als sie den Text im November 1972 schrieb, seit fünf Monaten in absoluter Isolationshaft in der Männerpsychiatrie der Justizvollzugsanstalt Köln- Ossendorf und litt unter sensorischer Deprivation. Ulrikes Texte waren Kampfesgrüße und keine Vernichtungswünsche, dazu sollten sie heute nicht verdreht werden. Sie war keine Antisemitin. Es gab Streit unter den Gefangenen über diesen Text. Ulrike Meinhof hat sich danach zum xten Mal in ihrem Leben intensiv mit der Geschichte Israels und des Judentums befaßt.“

Die Lobeshymne von Ulrike Meinhof auf die bestialische Ermordung und Geiselnahme der jüdischen Sportler 1972 in München durch palästinensische Terroristen, die antisemitischen NS-Vergleiche über die „Ausrottungspolitik“ bis zum „Moshe-Dayan-Faschismus“ und ihre völkischen und gleichzeitig antiimperialistischen Auslassungen bezeichnet Jutta Ditfurth menschenverachtend als „Kampfesgrüße.“ Ditfurth spricht nicht nur wieder einmal ihre Heldin frei, sie belegt damit ihr eigenes reaktionäres Weltbild. In jedem Fall belegt Jutta Ditfurth mit ihren „Kampfesgrüßen“ ihre Empathielosigkeit mit den israelischen Opfern. In dem Zusammenhang sei erwähnt: Am 5. September 2016, am 44. Jahrestag des Münchner Olympia Massakers feierte die offizielle Website der Fatah, der von PA-Präsident Mahmoud Abbas geleiteten Organisation, diesen Terroranschlag als „heroische Operation“ und „eine der wichtigsten Aktionen in der modernen Geschichte.“

Richtig grotesk wird es wenn Jutta Ditfurth in Konkret (3/2008) behauptet, weil sich Meinhof mit dem Judentum beschäftigt hat kann sie keine Antisemitin sein. Adolf Eichmann hat sich sehr viel mit dem Judentum beschäftigt. War Eichmann deshalb kein Antisemit?

Jutta Ditfurth hat sich in Facebook seit rund sechs Jahren ihr eigenes kleines Königreich mit rund 5.000 Facebook-Freunden eingerichtet um dort ihre Sicht der Welt durch zu setzten. In diesem kleinen Facebook-Königreich herrscht eine strenge Hierarchie, in der Nachfragen oder kritische Bemerkungen nicht erlaubt sind. Unbequeme Kommentare von unabhängigen kritischen Facebook-Freunden werden massenhaft gelöscht und einstige Mitstreiter werden „entfreundet“ und blockiert. So positiv ihr Engagement gegen diverse Querfrontvereinigungen zu bewerten ist, durch die dortige autoritär, beinahe stalinistisch durchgesetzte Einseitigkeit und die Verhinderung kritischer Diskussion verliert jedes Engagement an Wert. Im Übrigen spricht Ditfurth von einer „neurechten Querfront“ was ein weiteres Indiz für ihre fehlende Aufarbeitung des linken Antisemitismus nach 1945 ist.

Einer der wichtigsten Mitstreiter von Jutta Ditfurth gegen die „Mahnwachen“ und Elsässer war ihr Facebook-Freund Georg von Grote. Ein Artikel von Grote, ein Gespräch von Utz Anhalt mit Georg von Grote aus dem Dezember 2014, war die Blaupause für Jutta Ditfurths zukünftige Mahnwachen-Vorträge in den Soli-Veranstaltungen für den Elsässer-Prozess. Beispielgebend dafür ist die Veranstaltung im Kafe Marat am 27.2.2015 in München, die als Mittschnitt auf DVD zu erwerben ist. Grotes Israelgegnerschaft ist seit spätestens 2012, seit seinen vielen Artikeln im „Freitag“ gegen Israel legendär. Grote behauptete unter anderem, Israel führe einen „Vernichtungskrieg“ mit „ethnischen Säuberungen“ gegen die Palästinenser, nannte Netanjahu einen „durchgeknallten Staatsterroristen“, bezeichnete den Zentralrat der Juden als „verbales Killerkommando“, in Augsteins „Freitag“ verteidigte er in seinem Artikel „Nachgedanken“ das antisemitische Grass Gedicht (Details zu Grotes „Israel- und Judenkritik“ gibt es hier und hier). Darauf konfrontiert verteidigte Jutta Ditfurth ihren Freund leidenschaftlich über Monate hinweg gegen den Antisemitismusvorwurf. Beispielsweise schrieb verwundert eine Facebook-Freundin in einem Kommentar auf Ditfurths Seite, sie habe bei Grote etwas von „Vernichtungskrieg“ gelesen, worauf Jutta Ditfurth ihren „israelkritischen“ Freund am 23.2.2015 solidarisch freisprach:

„Wenn du mit Georg von Grote über seine Wortwahl diskutieren willst, tu es bitte auf seiner Seite. Wäre er ein Antisemit und ich wüsste davon, wäre er nicht auf meiner F-Liste.“

Festzuhalten bleibt: Jutta Ditfurth hat an Grotes Israelhass nichts auszusetzen. Darüber hinaus kommentierte Jutta Ditfurth einen Facebook-Artikel vom 11. 07.2014 in dem Grote von der „Blut und Bodenpolitik“ der Israelis halluziniert, sich freundlich bedankend, mit den Worten: „danke, guter Diskussionsbeitrag.“ Jutta Ditfurth verteidigt in Facebook nicht nur rabiate Antizionisten, am 22. 04.2016 belegt sie ihre Kompatibilität mit Israelhassern, wenn sie schreibt:

„Schieben wir also den Irrsinn antisemitischer „Logik“ zur Seite, könnten wir zur Kritik an den Menschenrechtsverletzungen, dem Rassismus und der Brutalität im Umgang des Staates Israel, des Militärs und eines Teils der israelischen Gesellschaft mit palästinensischen und arabischen Menschen kommen.“

Damit nicht genug, am 07.07.2016 bezeichnet Jutta Ditfurth den israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu als „den Gegner aller linken und linksliberalen Israelfreund*innen.“ Nur Jutta Ditfurth entscheidet was links ist und wo der Gegner steht. Es stellt sich die Frage, warum ausgerechnet Israel? Warum beklagt Jutta Ditfurth nicht den Rassismus und die Brutalität der iranischen Regierung oder der Nachbarstaaten Israels oder den Terrororganisationen von der PLO, der Hamas bis hin zur Hisbollah? Warum verbietet sich Jutta Ditfurth die Verlinkung auf eine gute Rede Netanjahus? Warum verteidigt Jutta Ditfurth immer wieder linke Antisemiten?

Die Antwort auf alle diese Fragen ist naheliegend. Ihr eigenes Weltbild, der überholte Antiimperialismus von Jutta Ditfurth harmoniert mit linkem Antisemitismus.

Die Voraussetzung des linken Antisemitismus unserer Zeit bildet die Nichtaufarbeitung des linken Antisemitismus der 1970er und 1980er Jahre. Die RAF verbündete sich mit den antisemitischen Terrorbanden der PLO. Der islamistische, antizionistische, antisemitische Terror wurde damals wie heute von Antiimperialisten ausgeblendet. Er passt nicht in ihr Weltbild. Die „Verdammten dieser Erde“ sind in den Augen von Augstein bis Ditfurth vor allem die Opfer des westlichen Imperialismus, der westlichen Moderne, des westlichen Kapitalismus, der westlichen Ausbeutung der Länder der Dritten Welt. So sind die USA und die prowestlichen Industriestaaten im bipolaren Weltbild der Antiimperialisten die Alleinschuldigen am Elend der ausgebeuteten Staaten und deren Bevölkerung. Deshalb werden die antisemitischen, antiwestlichen islamistischen, frauenfeindlichen Gegner Israels von Antiimperialisten gehätschelt und demokratisch gewählte Politiker wie Benjamin Netanjahu, wie Ditfurth behauptet, zu „Gegnern aller linken und linksliberalen Israelfreund*innen.“

Festzuhalten bleibt: Jutta Ditfurth gab während des Irakkrieges 1991 Israel die Mitschuld an den israelischen Toten durch die irakischen Raketenangriffe und der Androhung dass es durch Chemiewaffen ausgelöscht werden sollte. Sie leugnet den sekundären Antisemitismus des Dresden-Artikels von Ulrike Meinhof. Jutta Ditfurth verharmlost oder leugnet den Antisemitismus von Ulrike Meinhof in dem Text über den Schwarzen September und das Olympia-Attentat von 1972. Jutta Ditfurth leistet sich die unfassbare Behauptung: „Ulrikes Texte waren Kampfesgrüße und keine Vernichtungswünsche, dazu sollten sie heute nicht verdreht werden. Sie war keine Antisemitin.“ Sie verteidigt und leugnet extremsten Antisemitismus ihres Freundes Georg von Grote. Sie selbst unterstellt Israel „Rassismus und Brutalität“ gegenüber den Palästinensern ohne ein Wort über den palästinensischen Terror oder deren islamistische und antiwestlicher Ideologie zu verlieren. Ohne Jutta Ditfurth in die unmittelbare Nähe der RAF zu stellen, die Denkweisen von Meinhof und Ditfurth sind kompatibel. Meinhof hatte kein Problem mit antisemitischen Terroristen gemeinsame Sache zu machen und Ditfurth ist dieser Umstand kein Wort der Kritik in der entsprechenden Biographie wert. Warum tabuisiert Ditfurth den Raketenterror und die Terrortunnels der Hamas, die Selbstmordattentate in Israel, den Griff nach der Atombombe des iranischen Regimes, die Frauenverachtung im Iran, die Vernichtungsdrohungen der Gegner Israels von der PLO bis zur Hamas, den islamischen Antisemitismus und Terror im Nahen Osten und der übrigen Welt? Warum äußert sie sich nicht über die Antisemitismusvorwürfe gegen Jakob Augstein und Günter Grass? Warum scheut sie Fragen nach Grass und Augstein wie der Teufel das Weihwasser? Warum schrieb oder schreibt Jutta Ditfurth (unter anderem auch „israelkritische“ Artikel) in antizionistischen oder nationalbolschewistischen Querfront-Zeitungen wie beispielsweise dem „Freitag“, der Jungen Welt oder der NRhZ?

Jutta Ditfurths Engagement gegen Elsässer und den Antisemitismus ist unglaubwürdig weil sie selbst im linken Antisemitismus gefangen ist. Ihr Versuch in den letzten Jahren diesem Antisemitismus etwas zu entfliehen ist bis zum heutigen Tag gescheitert. Wie kann Jutta Ditfurth Jürgen Elsässer einen „glühenden Antisemiten“ nennen und gleichzeitig den extremsten Antisemitismus von bekannten „Israelgegnern“ wie Ulrike Meinhof und unbekannteren wie Georg von Grote verteidigen? Ihr eigenes Israelbild ist verträglich mit diesen „Israelkritikern.“

Ihr Engagement gegen Elsässer und gegen den Antisemitismus scheint vor allem kommerzielle Zwecke zu haben. Ihre Bitten um Prozesskostenhilfe in der Causa Elsässer waren dubios. Den Zwischenstands-Meldungen es wären rund 25.000 Euro gesammelt, bei fehlenden 5.000 Euro folgten Meldungen von weniger gesammelten Spendengeldern und höheren Fehlbeträgen bis hin zu dem Stand, dass noch 6.800 Euro fehlen würden. Eine detaillierte Aufstellung über die Spendengelder und die Soli-Einnahmen wurde nicht veröffentlicht.

Nach ihrem zweiten verlorenen Prozess gegen Elsässer legte Ditfurth Verfassungsbeschwerde ein und sammelte dafür Spendengelder. Diese Verfassungsbeschwerde gegen die abgewiesene Berufung in der gerichtlichen Auseinandersetzung mit Jürgen Elsässer wurde am 8. Juni 2016 unter dem Aktenzeichen – 1 BvR 2774/15 nicht zur Entscheidung angenommen. Über ein halbes Jahr lang verheimlicht Jutta Ditfurth diese Niederlage ihren Anhängern und sammelte trotzdem fleißig weiter Spenden für eine Fata Morgana. Ein Betrug der seinesgleichen sucht.

Der Antiimperialismus von Jutta Ditfurth ist so überholt wie die Ideologie ihres Vorbildes Ulrike Meinhof. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und nach den Terroranschlägen vom 11. September hat sich das politische Koordinatensystem grundlegend verändert. Ditfurths ohnehin überholter Antiimperialismus taugt spätestens seit der Jahrhundertwende nicht mehr die Welt zu erklären. Ihre pseudolinken Ansichten bieten Andockmöglichkeiten zu linkem und sekundärem Antisemitismus. Jutta Ditfurth hat sich vor linkem Antisemitismus nicht abgegrenzt, sie selbst hat die Grenzen dorthin mehrmals überschritten.

Israel ist nicht der „Brückenkopf des US-Imperialismus“ im Nahen Osten. Antiimperialisten sollten sich mit der Geschichte Israels und seiner Gegner besser beschäftigen, bevor sie urteilen. Laut dem deutschen Soziologen Thomas Haury ist der Antizionismus "die Anwendung des antiimperialistischen Schemas auf den Konflikt zwischen Israel und der palästinensischen nationalen Befreiungsbewegung. Darin führt die strukturelle Affinität zur teilweisen inhaltlichen Affinität: das antiimperialistische Weltbild ist den antisemitischen Stereotypen gegenüber nicht nur nicht immun, sondern es tendiert, wird es zum Antizionismus konkretisiert, dazu, diese selbst hervorzubringen. (..) Das antiimperialistische Weltbild macht keine Fehler, es ist der Fehler: Es tendiert notwendig dazu, die gesellschaftlichen Verhältnisse zu simplifizieren, zu verdinglichen und zu personifizieren, sie verschwörungstheoretisch zu missdeuten und damit eine auch moralisch binäre Weltsicht zu entwickeln. Weil diese unreflektierten Bedürfnisse nach Veränderung, kämpferischer Gemeinschaft, eindeutigem Feind und einfach zu durchschauenden Verhältnissen hierzulande nicht erfüllt werden können, werden sie in die Fernen des Trikont projiziert. Die unkritische Identifikation mit den nationalen Befreiungsbewegungen muss zwangsläufig zur Unterscheidung von guten und schlechten Staaten, zur Verwechslung von sozialer Revolution mit nationaler Befreiung und schließlich zur Entdeckung guter Völker führen, die gegen das als „Imperialismus“ bezeichnete Böse kämpfen.“

Ohne Israel als unfehlbar darzustellen, die demokratischen israelischen Regierungen, von Levi Eschkol, Golda Meir, Ariel Sharon bis hin zu Benjamin Netanjahu, führten ihre Kriege, nicht um „Raum für ihr Volk ohne Raum“, nicht um den Zugriff auf Rohstoffe oder um weltpolitische Bedeutung. Israel führt Krieg, um seiner Bevölkerung, endlich ein Leben in Sicherheit zu bieten. Israel versucht nicht, andere unter ihre Herrschaft zu zwingen oder zu ihrem Gott zu bekehren. Im Gegensatz dazu erklären die Feinde Israels im Nahen Osten ihren sehnlichsten Wunsch die Juden zu vernichten oder sie ins Meer zu treiben. Die Hamas und die anderen Terrororganisationen des Nahen Ostens, der Iran und alle anderen reaktionären Regimes der Region verkünden beinahe täglich ihr vordringlichstes Ziel Israel von der Landkarte verschwinden zu lassen. Der Islamismus der Hamas, der PLO, des IS, der Hisbollah, des Irans steht gegen alles, wofür Marxisten, emanzipatorische Linke, Liberale, Humanisten und Demokraten seit jeher eingetreten sind, er verfolgt neben seinem eliminatorischen Antisemitismus jedes emanzipatorische Denken mit gnadenloser Unterdrückung und Folter, er stellt Homosexualität unter Todesstrafe und behandelt die Frauen als Menschen zweiter Klasse. Wenn Antiimperialisten wie Jutta Ditfurth dies negieren muss schlechterdings von ideologischer Verwahrlosung gesprochen werden.

Zuerst veröffentlicht in Mission Impossible

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