„Mit Verlaub: Das ist unerträglicher, unverzeihlicher, von Grund auf verharmlosender und verlogener Kitsch (auf Basis eines Wikipedia-Artikels). Zumindest ist mir jetzt das Che-Profilbild, das mir immer ein Rätsel war, verständlicher.“ Dieter Sturm über den Nachruf auf Fidel Castro am 28.11.2016
„Ich finde es ja ein bisschen lustig, dass der Mann mit Fiedel Castro als Profilbild sich über geschmacklose Käseblätter aufregt, die tabu zu sein haben“ Matthias Achenbach am 7.3.2018
„Der Spaß daran, Exekutionen persönlich vorzunehmen, scheint vom Che-Titelbild auf jeden Fall abzufärben. Ich finde eine solch aktive und perfide Kollaboration mit Massenmördern wirklich schlimm. Ich werde eine Petition starten.“ Martin Stobbe am 7.3.2018
Manfred Breitenberger - Kuba: Die Moncada-Kaserne | Der Blaue Balkon in Santiago des Cuba | Schulkinder in Holguin | Zwei Schuster in Trinidad | Entgleister Zug in Santa Clara
Sie beziehen sich auf Karl Marx und sie sprechen sich in ihrer Blase mit „Genosse“ an, sie halluzinieren von Che Guevara, dem "Massenmörder" und verteidigen Jakob Augstein trotz seines Antisemitismus leidenschaftlich. Sie verwechseln Che Guevara mit Fidel Castro und können noch nicht einmal dessen Namen richtig schreiben. Was ist nur los mit dieser "Ideologiekritischen" Linken?
Brasilien hat aktuell zwölf Millionen Analphabeten. 25 Millionen jugendliche Brasilianer drücken nicht die Schulbank weil sie, um nicht zu verhungern arbeiten, betteln, stehlen oder morden. Ein Viertel der Brasilianer lebt in extremster Armut und Brasilien hat mit über 60.000 Morden pro Jahr eine der höchsten Mordraten der Welt. Nicht nur in den Favelas in Rio de Janeiro gibt es keine funktionierende Kanalisation, selbst in den Wohngegenden der Mittelschicht laufen die Fäkalien in offenen Rinnsalen über hunderte von Metern in Richtung Strand und in der Nacht schlafen die unzähligen obdachlosen Eltern mit ihren Kindern auf Matratzen, neben eben diesen Rinnsalen auf der Straße. Aus El Salvador oder aus Honduras, in Ländern in denen die Gewalt und die Hoffnungslosigkeit noch größer ist als in Brasilien, fliehen derzeit tausende von verzweifelten Menschen in Richtung USA. Eine funktionierende Krankenversorgung, ein Sozialsystem, eine bezahlbare menschenwürdige Unterkunft oder Schulbildung sind Fremdwörter in den meisten Ländern Süd- und Mittelamerikas. Der Hinterhof der USA steht am Abgrund, denn Hunderttausende kämpfen täglich um ihr Überleben.
Durch einen Militärputsch kam 1952 der General und spätere Massenmörder Fulgencio Batista in Kuba an die Macht. Die Bevölkerung lebte unter Batista in bitterster Armut, rund fünfzig Prozent der Kubaner waren mehr oder weniger Analphabeten und es gab kaum medizinische Versorgung. Ein Drittel der arbeitsfähigen Bevölkerung war zu der Zeit dauerhaft arbeitslos. Die Landbewohner, die rund die Hälfte der Einwohner in Kuba stellen waren am meisten benachteiligt. Sie lebten in Palmhütten ohne Wasser und Strom. Über ein Drittel der Landbevölkerung litt unter Mangelernährung und Parasitenerkrankungen. 27 Prozent der städtischen und 61 Prozent der Kinder vom Lande besuchten keine Schule. Batista ermordete in seinem System des Terrors mit seinen Schergen rund 20.000 Kubaner und Kubanerinnen, teilweise nach bestialischer Folter. Zur Einschüchterung der Bevölkerung wurden viele der Ermordeten aus Autos auf die belebten Straßen geworfen. Die meisten oppositionellen Gruppierungen, wurden verboten und von der Geheimpolizei Batistas erbarmungslos verfolgt. Batista ließ systematisch einsperren, foltern und morden und nebenbei war Kuba das Bordell der USA.
1958 ließ der Massenmörder Fulgenico Batista Ernest Hemingways Farm durchstöberten, wobei der Hund von Hemingway erschossen wurde. Fidel Castro, Che Guevara, Camilo Cienfuegos und mit ihnen tausende Revolutionäre bekämpften und besiegten zu der Zeit, getragen von der überwältigen Mehrheit der kubanischen Bevölkerung, das Terrorregime Batistas. Für Hemingway war dies ein Signal zur Rückkehr nach Finca Vigia, die mittlerweile unter dem Schutz eines Mitgliedes der neuen Castro-Regierung stand. Auf dem Flughafen von Havanna wurde er von einer jubelnden Menge begrüßt, küsste die kubanische Fahne, missbilligte die Feindseligkeiten der USA gegen das neue Kuba und sagte, er fühle sich als echter Kubaner.
In Kuba kam es unter Fidel Castro zu umfangreichen Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen. Die Gleichberechtigung der Frau wurde festgeschrieben. Alle Bevölkerungskreise erhielten einen gleichberechtigten, kostenlosen Zugang zur medizinischen Versorgung und zu einer angemessenen kostenlosen Bildung. Die große Alphabetisierungskampagne setzt 1961 ein und hatte schnell Modellcharakter unter den Ländern der Dritten Welt. Im jährlich herausgegeben Index der menschlichen Entwicklung (HDI) belegte Kuba beispielsweise im Jahr 2014 Platz 44 und lag damit gleichauf mit Bahrain und vor Bulgarien. Kuba hat nach der Kubanischen Revolution im Vergleich zum Rest Lateinamerikas und großen Teilen der restlichen Welt eine sehr niedrigere Kindersterblichkeitsrate, eine Lebenserwartung von knapp 80 Jahren und praktisch keinen Analphabetismus. Im Gegensatz zu so gut wie allen mittel- und südamerikanischen Ländern gibt es in Kuba keine “Favelas.”
Nach der siegreichen kubanischen Revolution kam es in La Cabana aber auch zur „Großen Abrechnung“. In La Cabana hatten die revolutionären Gerichte „1“ und „2“ ihren Sitz. Das erste richtete über Batistas Polizisten und Militärs und das zweite, das keine Todesstrafen aussprach, über Zivilpersonen. Den Vorsitz über das Gericht „1“ hatte Miguel Angel Duque de Estrada. Che Guevara gehörte keinem der beiden Tribunale an, jedoch überprüfte er als Garnisonskommandant die Berufungen. Castro verglich die Verbrecher der Batista-Diktatur mit den Angeklagten in den „Nürnberger Prozessen“. Im „Nürnberger Prozess“ wurden nach dem zweiten Weltkrieg Politiker, NS-Ideologen und Militärs, sowie Wirtschaftsführer der NS Diktatur angeklagt. Bekanntlich kam es dabei zu vielen Todesurteilen. Beispielsweise wurden Hans Frank, Wilhelm Frick, Alfred Jodl, Fritz Sauckel, Alfred Rosenberg, Joachim von Ribbentrop oder Wilhelm Keitel zum Tod durch den Strang von den Alliierten verurteilt. Neben den „Nürnberger Prozessen“ verurteilten in den drei Westzonen alliierte Militärgerichte insgesamt 5025 deutsche Angeklagte. In 806 Fällen wurden Todesurteile ausgesprochen, von denen 486 vollstreckt wurden. Die Nürnberger Prozesse haben eine Anzahl von Anwälten hervorgebracht, deren revisionistische Verteidigungsstrategien die Einstellung von Teilen der Bevölkerung in Deutschland damals und heute stark beeinflusst haben. Nicht nur rechtsradikale, antidemokratische Gruppierungen kritisieren seit über 60 Jahren diese Todesurteile. Zum 60. Jahrestag der Nürnberger Prozesse meinte der Ex-SDS Mann und heutige NPD/DVU Sympathisant, Bernd Rabehl: „Hier hätten „Killer über Killer zu Gericht“ gesessen. Der Prozess sei lediglich eine „Farce“ gewesen.“
In der Tradition von Bernd Rabehl phantasieren seit einiger Zeit allerlei Leute, auch aus dem linken Spektrum vom „Massenmörder“ Che Guevara. Wenn sich Superliberale, Erzkonservative oder Batista-Anhänger über den Tod von Fidel Castro freuen und Che Guevara verachten ist das wegen der entsprechenden Ideologie durchaus nachvollziehbar. Die hungernden Kinder in Haiti, die 68 Millionen Obdachlosen in Lateinamerika, die Straßenkinder von Brasilien brauchen doch nur die Ärmel heraufstülpen und endlich vernünftig arbeiten dann werden sie auch ein prima Leben haben.
Batistas linke Kombattanten aus dem „ideologiekritischem Spektrum“ müssen sich allerdings erstens fragen lassen, wenn Che Guevara ein "Massenmörder" war, wie verhält es sich dann mit „Bomber“ Arthur Harris, mit Mosche Dajan, Francis Beverley Biddle, Georgi Konstantinowitsch Schukow oder Yoni Netanyahu? Waren sie alle Massenmörder? Und zweitens sind die halluzinierenden „Ideologiekritiker“ Antworten auf die sozialen Fragen in Südamerika bisher schuldig geblieben, aber vielleicht kommt da ja in den nächsten 500 Jahren noch etwas.
Faszinierend bleibt jedenfalls einmal mehr die Linke mit all ihren exklusiven Strömungen. Den oftmals sehr jungen "Ideologiekritikern" kann zu Gute gehalten werden dass sie den Kalten Krieg, mit seiner eigenwilligen Berichterstattung, in Ost oder West nicht live miterlebt haben. Wer in seinem Leben noch nie etwas von der Truman-Doktrin, von United Fruit in Guatemala, von den Contras in Nicaragua, von Mac Arthur in Korea, vom Tonkin-Zwischenfall in Vietnam gehört hat oder wem der Unterschied zwischen SS-20 und Pershing nicht geläufig ist oder wer Pershing für eine neue englische Biermarke hält, wer Che Guevara und Fidel Castro nicht auseinanderhalten kann, dem sollte man nicht böse sein, sie alle tun ihr vermeintlich Bestes, zu mehr reicht es eben nicht.
Es hilft im Übrigen dieser „ideologiekritischen“ Linken wenig, so lobenswert dies auch sein mag, wenn sie sich dem aktuellen Islamismus mit all seinen menschenverachtenden Ausprägungen entgegenstellt. Jedes Engagement dieser Leute gegen Antisemitismus, für die Vernunft und für die Aufklärung wird unter anderem durch ihre Ahnungslosigkeit und Ignoranz unglaubwürdig. In einer Zeit in der irgendwie „ideologiekritische“ Linke froh über Fidel Castros Tod sind, sie Che Guevara als Massenmörder bezeichnen und sie dann auch noch Jakob Augstein, vermutlich wiederum aus Ahnungslosigkeit, trotz seines elenden Antisemitismus bis aufs Blut verteidigen, in dieser Zeit wird das Elend der deutschen Ideologie wieder einmal beklemmend offenbar.
Man sollte sich freilich über Ideologen mit versteinerten Herzen nicht allzu sehr aufregen und sich den wichtigeren Dingen zuwenden. Bayern München, der Verein der in der Zeit des Nationalsozialismus als der "Judenverein" galt, der zerschlagen werden musste, hat am Samstag den börsennotierten "Arbeiterverein" aus Dortmund 5:0 geschlagen und ist auf dem besten Weg zur siebten Deutschen Meisterschaft in Folge. So bietet das Leben auch immer wieder seine Sonnenseiten.
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