Soeben ist eine Studie des New Yorker Guttmacher-Institutes erschienen, die belegt, dass die Abtreibungszahlen in den Industrieländern deutlich zurückgegangen sind. ( http://orf.at/stories/2338905/2338931/ )

Das ist grundsätzlich erfreulich und es ist auch positiv, dass zum Thema "Abtreibung" überhaupt solche wissenschaftlichen Untersuchungen gemacht werden. Naturgemäß braucht man für seriöse Studien fundierte Statistiken und Zahlen, sonst kann man keine objektiven Aussagen treffen. Die allermeisten westlichen Länder haben deswegen auch Daten über ihre Abtreibungsziffern.

Österreich ist da anders: Bei uns gibt es keinerlei belastbare Zahlen darüber, wie oft abgetrieben wird. Alles, was wir haben, sind Schätzungen, Vermutungen und Annahmen. Und die reichen von 20.000 pro Jahr bis hin zu 80.000 jährlichen Abbrüchen - je nachdem, wer mit welcher Motivlage wie schätzt.

Das ist keine gute Situation. Wissenschaftlich und ethisch besteht hier ein gewaltiges Defizit. Leider wehrt sich die linksdominierte österreichische Regierung seit Jahren gegen die Einführung einer anonymisierten Statistik und auch die Konservativen sind nicht willens oder nicht in der Lage, ein entsprechendes Gesetz einzufordern. Gesetzesanträge für eine solche Statistik werden im Parlament regelhaft abgeschmettert. Unterstützend bei der Ablehnung von offiziellen Statistiken wirken die anderen linken Parteien namens Grüne und Neos. Für eine solche Statistik sind hingegen die FPÖ und das Team Stronach sowie der Schreiber dieser Zeilen (und natürlich eine große Zahl von Bürgern sowie alle Lebensschutz-Vereinigungen).

Die chronische Ablehnung wird mit dem ewig selben und ewig falschen Argument begründet, dass es nicht im Interesse der Frauen wäre, objektive Statistiken zu haben. Der ehemalige SPÖ-Gesundheitsminister Stöger meinte sogar einmal, dass offizielle Zahlen „nur Druck auf die Frauen ausüben und sie belasten würden“.

Nach dieser Logik müssten allerdings fast alle anderen westlichen Staaten einen ziemlich frauenunterdrückenden Charakter besitzen, denn nahezu sämtliche Industrie-Nationen verfügen über entsprechende Statistiken. Allein, von nirgendwo wird berichtet, dass dies zum Nachteil der Frauen wäre - im Gegenteil: Transparenz, faktisches Wissen und Offenheit machen das heikle Thema ja besser diskutierbar. Die Argumentation der Linken ist also letztlich absurd und kontraproduktiv.

Zum Vergleich: In der Medizin werden sogar Statistiken darüber erhoben, wie oft Zähne gezogen werden. Soziologisch erforschen wir etwa, wieviel Radfahrer in den jeweiligen Gesellschaftsschichten zu finden sind. Aber solche grundlegenden Daten wie die Zahl der Abtreibungen wollen wir gar nicht wissen? Merkwürdige Verhältnisse! Auch hier gilt: Fakten nicht sehen und Zahlen nicht wissen zu wollen ist im besten Fall naiv. Im schlechtesten Fall steckt eine unlautere Absicht dahinter.

Warum also will Österreich keine Abtreibungsstatistik? Die Vermutung liegt nahe, dass man die Wahrheit bei uns nicht kennen will. Die wahren Zahlen könnten nämlich ausgesprochen hässlich sein, weil sie vermutlich viel höher sind als weithin angenommen. Man redet hierorts lieber die unklare Situation schön, schätzt seitens der immer selben Experten die Dunkelziffern gern niedrig ein und spricht mit Verve vom unantastbaren "Recht der Frauen auf den eigenen Bauch." Kurz, man will sich offenbar überhaupt nicht mit der Realität auseinandersetzen.

Über möglicherweise unangenehme Fakten redet man bei halt uns nicht so gern. Viel lieber debattieren wir über "höhere Güter" wie etwa die Menschenrechte. Dafür braucht man keine Statistiken, kann lauthals sein fortschrittliches Rechtsbewusstsein beweisen und ungehindert diverse Forderungen zum Thema "Abtreibung" einbringen. Mit diesen Attitüden finden sich auch stets eifrige Mitstreiter und die nimmermüden Proponenten einer von ihnen so genannten Modernisierung der Verhältnisse sitzen sogar prominent in Brüssel.

Bezeichnenderweise gibt es nämlich seitens der EU deutliche Bestrebungen, den Begriff "Abtreibung" auf einen lapidaren medizinischen Eingriff zu reduzieren und in Folge daraus ein Menschenrecht auf den Abbruch zu konstruieren. Dazu gibt es bereits offizielle EU-Elaborate: den Estrela- und den Tarabella-Bericht. In diesen Reports wird gefordert, die Abtreibung als Menschenrecht in der ganzen EU einheitlich zu verankern und überall einen niederschwelligen Zugang zu gewährleisten.

Wir haben also in Österreich zwei große Problemfelder zu bereinigen: einerseits den chronischen und beschämenden Mangel an brauchbaren Abtreibungs-Statistiken, andererseits die zynisch anmutenden Bemühungen, den Schwangerschaftsabbruch zu verharmlosen und die Schaffung eines "Menschenrechts auf Abtreibung" zu erwirken.

Ersteres kann man recht schnell beheben: Per Gesetz. Für Zweiteres braucht es einen offenen gesellschaftlichen Diskurs und die politische Überzeugungsarbeit, dass die Abtreibung aus den ganz prinzipiellen Gründen des Lebensschutzes nicht qua EU-Erklärung zu einem Menschenrecht gemacht werden kann und darf.

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