Auch schon im Anti-Diskriminierungs-Wahn?

Es darf nicht mehr diskriminiert werden. So sagt es das Gesetz. Wer eine(n) andere(n) wegen Hautfarbe, Rasse, Geschlecht, Gestalt, politischer Meinung, Berufstätigkeit, Andersartigkeit usw offiziell nicht mag, kritisiert oder ihn deswegen gar benachteiligt, der macht sich strafbar. Wir sollen uns alle möglichst gleich und möglichst einheitsbreiig verhalten, Unterschiede soll es nicht mehr geben. Das erzählen wir uns auch gerne gegenseitig und ermahnen uns, politisch korrekt vorzugehen und jedem und jeder möglichst empathisch und auf Augenhöhe zu begegnen.

Also: Ab nun musst Du immer nachdenken, was Du wem wie sagst, es könnte nämlich sein, dass es bei einem Fauxpas ziemlich shtitstormy wird, rund um Dich. Und sei beunruhigt: Statt traditioneller Höflichkeit, Seriosität und Anstand haben wir heute die political correctness -die hilft Dir im Falle einer Verletzung ihrer Regeln nämlich gar nicht. Im Gegenteil, da gibts die sogenannte Schuldumkehr und Du stehst im Winkerl asl Buhmann oder Buhfrau. Reputationsschaden garantiert. (Dass Du damit natürlich schwer diskriminiert wirst, interessiert dann genau niemanden, das gehört zur Logik dieser Geschichte)

Es gilt: Anti-Diskriminierung und Gleichheit sind das Motto des 21. Jahrhunderts.

Doch wie merkwürdig und seltsam: Zur selben Zeit, wo wir die Gleichheit lauthals einfordern und ständig die Augenhöhe bemühen, möchten wir um nichts in der Welt mit der fiesen Nachbarin gegenüber oder mit dem Proleten in der Erdgeschoßwohnung verwechselt werden. Und schon gar nicht wollen wir irgendwie sozial schwach erscheinen oder es gar sein. Wir tun alles, um Indvidualisten zu sein und uns irgendwie vom Anderen abzuheben, irgendwie besser zu sein als er/sie oder zumindest als besser, schöner und cooler wahrgenommen zu werden.

Ständig suchen wir Trends, die noch keiner kennt und dauernd müssen wir irgendetwas (er)finden, um unverwechselbar, also unterscheidbar zu sein. Der Unterschied zum jeweils anderen macht das Leben erst interessant. Und wenns kein Unterschied ist, dann ist es die Vorbildwirkung: Du willst eine Brille wie Paris Hilton oder klug sein wie ein Philosoph. Oder am besten beides. Wenn was nicht passt, gehts Du zum Plastischen Chirurgen, zumindest Botox ist drin. Ist es was für die Arbeit, gehst Du auf die FH und machst schnelle einen Master für Diesunddas. Oder Du gehst zum Consulter, Berater, Coach, um besser und anders zu werden, denn: Du willst Dich unterscheiden!!

Und jetzt kommts: Diskriminieren heisst übersetzt einfach nur: Unterscheiden. Genau das, was wir wollen, was wir müssen, um uns überhaupt gut fühlen zu können. Wer will schon wie in Maos Zeiten in derselben Einheitsuniform herumradeln? Wir haben also mit dem Diskriminierungsverbot ein Verbot, das wir in gewisser Weise ständig brechen, ja sogar brechen müssen, denn sonst verlieren wir unsere Identität.

Wiir drehen den natürlichen Diskriminierungsdrang um und müssen uns bemühen, selber besser oder zumindest anders zu werden, sodass wir uns vom Anderen unterscheiden. Das bringt uns gehörig unter Druck und das Burnout ist dann nicht mehr weit. Aber auch das ist mittlerweile ein Unterscheidungsmerkmal: Nur wer ein Burnout hat oder gehabt hat, der/die hat sich wirklich angestrengt. Die anderen, die jetzt durch unser Besserwerden relativ schlechter werden, sind aber jetzt wieder diskriminiert und müssen denselben Druckzuständen nachgeben und uns nacheifern...Die Tretmühle ist daher immer gut besetzt.

Ganz arg wirds mit der Gleichheit und der Dekonstruktion der Anti-Diskriminierung in der Geschlechterfrage: Frauen wollen mindestens so gleich sein wie Männer, fordern aber andererseits ständig Erkennbarkeit und also Unterscheidbarkeit ein: Das Binnen-I wird uns unter dem Siegel "der besseren Sichtbarmachung der Frau" verkauft. Das Geschlecht wird dort eingesetzt, wo mans braucht und dort unterschlagen, wo es bei der Durchsetzung von Wünschen hinderlich sein könnte. Dass dieses Wechselspiel viele Frauen nur unter höchstem Einsatz schaffen, wird wiederum der angeblich männlich dominierten Gesllschaft angelastet und macht dann den Männern ebenso Druck. Tja.

Es läuft also die Gleichmacheri und die Anti-Diskriminierung auf das genaue Gegenteil der gutmenschlich herbeigewünschten paradiesischen Zustände der allgemeinen Gleichheit hinaus: je mehr wir davon reden und sie anstreben, desto weniger erreichen wir sie, desto mehr steigt der Druck und desto unglücklicher werden die Menschen.

Die Geschichte hat noch eine perfide Komponente: Täglich erschüttern uns die Horror-Zahlen der hauptberuflichen Gleichheitsmesser. Trotz aller Bemühungen wird es angeblich immer ungleicher auf der Welt! Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer, die Leute immer kränker und so fort. Wir sind erschüttert und denken an den Proleten im Erdgeschoß, der aber sonderbareweise ganz gut lebt... Da kann doch was nicht stimmen!

Und wenn man nachforscht, kommt man plötzlich drauf: Die berühmten Oxfam-Studien zur ungerechten Reichtumsverteilung sind unsauber gemacht, die Zahlen stimmen nicht und auch die Anti-Diskriminierungsberichte sind aufgeblasen und oft nicht ganz redlich dargestellt.

Leute, lasst Euch nix einreden: Unterschiede sind notwendig, um überhaupt existieren zu können. Energie entsteht nur, wenn und weil es Unterschiede gibt. Strom fließt nur zwischen gegesätzlichen Polen. Versucht also nicht, alle diese Unterschiede auszugleichen, es führt dieses Ansinnen in die Irre und dient nur den Gleichheits-Verkäufern als Profit.

Und zum Schluss ganz einfache Beispiele, wie unsinnig diese Zeitgeist-Philosophie ist: Wenn Du einen Mann/eine Frau heiratest, diskriminierst Du damit Millionen andere, die Du auch heiraten hättest können. Skandal, oder? Und wenn Du zum Billa statt zum Spar gehst, diskriminierst Du den Spar samt Mitarbeitern. Kaufst Du Levi`s statt Diesel Jeans, oh Gott, Du diskriminierst die Firma Diesel und  ihre Angestellten. Es ist furchtbar...

Also, bitte morgen gleich Selbstanzeige bei der nächsten Anti-Diskriminierungsstelle.

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