Jeder, der an das "Intelligent Design", also an das christliche Konzept der Entwicklungs- und Entstehungsgeschichte des Lebens glaubt, gilt bei den laut Eigendefinition fortschritts- und wissenschaftsorientierten Kritikern dieses Gedankengebäudes a priori als engstirnig oder zumindest als bornierter Fundamentalist: Das „Intelligent Design“ wird vom rein darwinistisch orientierten Teil der Scientific Community kategorisch abgelehnt.
Durch diese Demonstration einer von vornherein festgelegten Negation nehmen aber die vehementen Nein-Sager zur „Intelligent Design"-Theorie letztlich eine intellektuell unhaltbare Position ein und werden solcherart zu genau jenen Bornierten, als die sie die anderen bezeichnen. Noch dazu ist die umstrittene Sachlage zumindest aus intellektueller Sicht relativ einfach: Zum einen gibt es die weithin anerkannte Darwin`sche Evolutionstheorie, nach welcher sich alle Formen des Lebens infolge eines als zufällig postulierten Prinzips namens natürlicher Selektion entwickelt haben. Für die Evolution an sich existieren zweifellos reichlich wissenschaftliche Belege. Wir wissen, dass jede Spezies dieser Erde eine evolutionäre Veränderung durchläuft und die stetige Mutation jeder Lebensform eine Grundeigenschaft des Lebens darstellt. Nix is fix, könnte man salopp formulieren, und beständig ist nur der Wandel.
Andererseits war sich selbst Darwin am Ende seiner Laufbahn nicht mehr ganz so sicher, ob alles Evolutionäre wirklich nur zufällig und ungesteuert passiert. Es spricht nämlich im Grunde wissenschaftlich nichts dagegen, dass die Evolution ein gesteuerter Prozess ist. Überdies muss man immer die Meta-Frage im Auge haben: Wer den Zufall als Welt-Prinzip annimmt, stellt in letzter Konsequenz ja auch den Sinn des Mensch-Seins in Frage. Wozu gäbe es das Bewusstsein und die Seele? Für die paar Jährchen auf Erden? Und danach: Schwärze, Ende, Nichts? Ist eine merkwürdige Vorstellung und entwertet das Leben an sich. Ein Beweis, dass der reine und materielle Zufall die Welt regiert, steht ja auch heute definitiv noch aus und ist vermutlich nicht zu erbringen. Er kommt nämlich dem Beweis der Nicht-Existenz Gottes gleich.
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Eine intellektuelle Diskussion über etwaige außerhalb der Evolution befindliche Hintergründe der Entstehung des Lebens ist daher nicht nur legitim, sondern sogar notwendig. (Religiöse Gedanken darüber sind dies im Übrigen sowieso.) Gerade heute sind aufgrund der Forschungsergebnisse aus dem Bereich der Epigenetik, also jenes Wissenschaftszweigs, der sich mit den äußeren Einflüssen auf den Genapparat und den daraus entstehenden Veränderungen der Zellinformation befasst, profunde Zweifel am rein Zufälligen der Evolution durchaus angebracht. Äußerlich auf Zellen und Organismen einwirkende Faktoren wie Wärme, Strahlung, chemische Umgebung, also im weitesten Sinne Energie, dürften nämlich wesentlich mehr Einfluss auf die genetisch weitergegebenen Informationen haben als man dies im Mainstream der Evolutionstheorie bisher angenommen hat – wo man ja ausschließlich den Zufall, die Selektion und die genetisch fixierten Codes als treibende Kräfte anerkennt.
Die Evolutionstheorie und auch scheinbar hochexakte Wissenschaften wie die Astronomie, die Quantenphysik oder komplexe und konzise Überlegungen wie die Relativitätstheorie können auf die letzten und wichtigsten Fragen der Menschheit keine stichhaltigen Antworten geben. Warum gibt es überhaupt Leben und Materie? Und was war vor dem Urknall? Die Möglichkeit einer wirkmächtigen Instanz außerhalb von Zeit und Raum ist auch aus der kühlen Position der reinen Ratio prinzipiell also nicht undenkbar, egal, ob man diese Macht nun als Designer oder Schöpfer, als energetische Urquelle oder als was auch immer bezeichnet.
Anders gesagt: Es ist wissenschaftlich durchaus in Ordnung, die Existenz einer intelligenten Kraft als grundsätzliche Steuerungseinheit allen Lebens zumindest in Betracht zu ziehen und den blinden Zufall auch einmal aus seiner Hauptrolle zu entlassen. Eine ex ante deponierte und letztlich fundamentalistische Ablehnung solcher Gedanken, wie es prominente und verdiente Biologen wie etwa Richard Dawkins mit paradoxerweise fast religiösem Enthusiasmus tun, entbehrt der für einen rationalen Diskurs notwendigen intellektuellen Redlichkeit. Natürlich kann man als Gegenargument anführen, dass sich die katholischen Vordenker auch mit Glaubenssätzen über die rationale Debatte hinwegschwindeln würden.
Aber bei genauerer Betrachtung der Argumentationslinien jener, die das Konzept des „"Intelligent Design“ vertreten, erkennt man, dass es dabei eben nicht nur um den Glauben geht. Man kann das Modell zweifellos anhand rationaler Kriterien durchdenken, wie aus dem oben Gesagten hervorgeht. Der einzige argumentative Pferdefuss des Designer-Modells ist das weiterbestehende Problem der Theodizee, also der Frage, warum ein allmächtiger Gott oder intelligenter Designer das Böse und das Übel in der Welt überhaupt zulässt. Auch im „"Intelligent Design“ bleibt die Antwort darauf weiterhin auf die vorhandenen und oft komplexen theologischen Erklärungen reduziert.
Die einfachste davon lautet: Ob Individuen das Böse ausüben, ist der zwar gottgegebenen, aber der doch selbst zu verantwortenden Wahlfreiheit dieser Individuen überlassen. Allgemeine Übel wie Naturkatastrophen etc. werden dadurch aber nicht erklärt, die Ursache dafür überlässt man dem weisen und unergründlichen Ratschluss des Schöpfers. Aus darwinistischer Sicht ist die Frage zugegeben leichter zu beantworten: Das Böse ist nur eine von vielen biologischen Eigenschaften, die unter bestimmten Umständen einem Individuum oder einer Gruppe Vorteile verschaffen können. Und allgemeine Übel sind wie alles andere auf dieser Welt nur zufällige und rational erklärbare Erscheinungen.
Genug Stoff für weitere Diskurse ist also vorhanden. Solange uns jedoch nichts Schlimmeres passiert als die mögliche Existenz eines intelligenten Designers, der ja immerhin auch sehr viel Gutes und ein großes Hoffnungspotenzial zu bieten hat, besteht kein Grund, die Debatte abfällig oder verächtlich zu führen. Gediegene und profunde Auseinandersetzungen mit den Fragen nach dem Sinn und dem Ursprung des Lebens sind gerade heute mehr denn je gefragt.