Das TV-Duell ist längst zum Unsinn verkommen

Seit es das Medium Fernsehen gibt, hat sich dort ein spezielles politisches Sende-Format entwickelt, das allgemein als politisches "TV-Duell" bezeichnet wird. Besonders vor Wahlen werden einander im Studio Politiker gegenüber gesetzt oder gestellt, die sich unter der Ägide eines Moderators gegenseitig übertrumpfen und möglichst den anderen besiegen müssen. Der Moderator fungiert dabei wie einst der Sekundant beim echten Duell als Wächter und Aufpasser. Am Beginn der TV-Duell-Ära saßen sich die Kontrahenten noch gesittet gegenüber (siehe Bild oben) und der Moderator hielt sich im diskret Hintergrund. Die Qualität der Gespräche war damals vergleichsweise hoch.

Es muss Gewinner und Verlierer geben

Heute sind Qualität und Inhalt in den Hintergrund und der Moderator zu den Duellanten in den Vordergrund getreten und es geht nur noch darum, den jeweiligen Gegner sprichwörtlich abzuwatschen. Manchmal hilft der/die Moderator/in dabei sogar noch mit. In letzter Zeit hat es sich auch eingebürgert, dass unmittelbar nach dem Duell (also nach der betreffenden Sendung) eine Jury aus Journalisten und/oder Meinungsforschern zusammentritt, das Duell analysiert und ihr unwiderrufliches Urteil spricht. Meist können auch die Zuseher abstimmen, wer der Gewinner im Duell war. Statt wie einst große Blutlachen zeigen uns heute fette Balkendiagramme den Sieger und den Verlierer an.

Extremformen dieser Duelle sind die sogenannten Elefantenrunden, in denen sich die Spitzenkandidaten sämtlicher Fraktionen vor der Kamera einfinden und einander attackieren, vorführen, angreifen oder sonstige Dinge treiben dürfen und müssen, um als Sieger hervor zu gehen.

Die Oberfläche siegt

Gewinner dieser politischen Mediengefechte ist aber in dieser Konstellation nicht derjenige, der die besten und am meisten überzeugenden politischen Inhalte bringt, sondern immer nur der, der im naturgemäß bildbeherrschten TV am besten "rüberkommt" und möglichst schlagfertig die Angriffe der Gegner pariert. Sieger ist, wer unerschütterlich seine immer gleichen Slogans und Stehsätze wiederholt, die ihm vorher von Medienberatern und Pressesprechern eingetrichtert wurden. Unabdingbar sind dabei die Seitenhiebe (klar, man ist ja im Duell).

Die sich dem gnadenlosen TV-Exhibitionismus preisgebenden Polit-Menschen müssen dabei locker, spontan und souverän wirken, rhetorisch begabt und zumindest ein bisschen sympathisch sein, sonst sind sie chancenlos - auch wenn sie noch so klug und gebildet sind. Ein Schweisstropfen auf der Oberlippe oder an der Schläfe kann die Karriere des Duellanten nachhaltig bremsen.

Keep it simple and stupid

Im Normalfall reicht es für die TV-Duelle vollkommen aus, seine einfachen 5-Wörter-Botschaften immer wieder zu repetieren und sich nicht auf eine echte Diskussion mit dem Gegenüber einzulassen. "Schauen Sie, ich habe immer gesagt..." ist dabei die am öftesten gebrauchte Floskel. Sehr gerne werden auch irgendwelchen alten Sager des jeweiligen Gegenübers ausgepackt und demselben genüsslich um die Ohren gehauen. Sachdebatten sind sinnlos, das will das Publikum auch gar nicht, weil in einem Duell soll zumindest virtuell das Blut fließen. Man braucht keine politischen Inhalte oder Lösungsvorschläge, auch wenn diese von Kritikern ständig eingefordert werden. Und oft genug sind die Moderatoren zumindest latent parteiisch.

Ein Schaden für die Demokratie

Letztlich sind diese TV-Duelle für die Politik und die Demokratie ungemein schädlich. Wenn Politik zum Duell und zu einer Show in der Arena verkommt, was soll sie dann noch Authentisches und Grundsätzliches darstellen? Kann es wirklich Sinn und Zweck eines medialen Auftrittes sein, seine Gegner im TV abzustechen? Es kann doch nicht die Aufgabe von Politikern sein, in umgemodelten Talk-Shows die Konkurrenten persönlich besiegen zu müssen. Politik muss und soll keine Show sein und man sollte aus ihr schon gar kein Duell machen. Politik darf ruhig auch anspruchsvoll sein, ja sie muss das sogar - und sie sollte daher in den Medien möglichst seriös gebracht werden.

Das Versagen der öffentlich-rechtlichen Anstalten

Es wäre gerade die Aufgabe von Redakteuren der öffentlich-rechtlichen Sender, diesen heute moderatorendominierten Duell-Unfug zu beenden und zum konservativen Format des sachlich geführten und investigativ-hartnäckigen Interviews zurück zu kehren. Wir alle und allen voran die Medienleute beklagen sich dauernd über den angeblichen Qualitäts- und Inhaltsverlust in der Politik und gerade die, die sich am meisten darüber echauffieren, setzen pausenlos diverse Elefantenrunden, Duelle und Konfrontationen auf ihre Programmleisten, in denen es dann wegen der oberflächlichen Darstellungen und der phraseologischen Wortgefechte keinen Platz mehr für Inhalte gibt. Man möchte angesichts dieser absurden Realität den Damen und Herren Redakteuren lauthals zurufen: "Leute, hört doch endlich auf mit diesem zur Farce gewordenen Duell-Blödsinn!"

(Zuerst erschienen auf www.TheDailyFranz.at )

https://www.youtube.com/watch?v=3zPbWSWkaS4

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gloriaviennae

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susi blue

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