Jahrzehntelang haben sich Frauenrechtlerinnen und Feministinnen in teils kämpferischer Manier um die Anliegen der Frauen gekümmert. Viele dieser frauenspezifischen Anliegen waren und sind berechtigt. Manche kann man natürlich in Frage stellen und diskutieren, einige davon sind leider auch einfach nur unsinnig oder überzogen. Beim Thema Gendern etwa, bei den Quotenfrauen oder beim Binnen-I ist die Sinnhaftigkeit des feministischen Kampfes jedenfalls für die Mehrheit der Bevölkerung nicht mehr erkennbar, trotzdem wird in diese Themenkreise enorm viel weibliche Energie investiert.
Grundsätzlich dürfen in Demokratien alle Bürger ihre Meinungen äußern und für ihre Anliegen mit den zur Verfügung stehenden legitimen Mitteln kämpfen. Das ist nicht nur gut so, sondern im Sinne der Meinungsfreiheit und zur Weiterentwicklung von Gesellschaften auch demokratiepolitisch zu fördern.
Umso wichtiger ist es, die Position des Feminismus in der größten Frage unserer Zeit zu analysieren. Gerade jetzt, wo die europäische Kultur und die westliche Gesellschaft durch eine verfehlte Migrationspolitik in eine große Krise geschlittert sind und es angesichts des Imports von anderen kulturellen Werten auch zu einer Infragestellung der gleichberechtigten Position der Frau in den europäischen (Parallel-)Gesellschaften kommt, würde man sich ein geeintes und mutiges Auftreten der meist eher linksorientierten Feministinnen erwarten.
Doch weit gefehlt, dieses Auftreten gibt es nicht. Die Sufragetten des dritten Jahrtausend sind seltsam stumm, einfach mutlos oder gar nicht vorhanden. Anders gesagt: In der Stunde seiner größten Herausforderung versagt der linke Feminismus und fällt in sich zusammen wie ein Ballon, dem die Luft ausgeht. Es gibt (abgesehen von Alice Schwarzers neuen Texten) kaum belastbare Statements von Autorinnen, Frauenverbänden oder Frauenpolitikerinnen zu den frauenunterdrückenden, ja frauenverachtenden Haltungen, die da aus dem Orient zu uns gebracht werden . Am öftesten hört man von den linken Frontfrauen paradoxerweise Apologie-Versuche oder gewundene Argumentationen, warum man das alles verstehen müsse und dass ja eigentlich der Westen an der Misere schuld sei und dass die Krise Zeit brauche usw. Und selbstverständlich lehne man frauenfeindliche Einstellungen ab, das wird dann noch rasch hinzugefügt.
Die sogenannte normale Frau sitzt währenddessen unangenehm berührt in der U-Bahn und freut sich, wenn sie nicht aggressiv angemacht wird und vor 22 Uhr respektive vor Einbruch der Dunkelheit zuhause ist. Das allgemeine Sicherheitsgefühl hat bei den Frauen in den letzten Monaten dramatisch abgenommen, viele fühlen sich mittlerweile extrem unwohl, wenn sie alleine unterwegs sind. Das Gefühl der Gefährdung ist da und wird uns wohl so bald nicht mehr verlassen.
Und es gibt auch deutliche Signale, dass sich gesellschaftlich etwas Fundamentales anbahnt: Das Strassenbild verändert sich vor allem in den Großstädten dramatisch. Wesentlich mehr verschleierte Frauen als noch vor 1 oder 2 Jahren bevölkern die Öffentlichkeit und die Rangordnung in der orientalischen Familie wird beim Spazierengehen demonstriert: Vorne geht der Mann, ein paar Schritte hinter ihm die (verhüllte) Frau mit den Kindern. Am Arbeitsplatz nehmen langjährig integrierte Frauen plötzlich wieder den Schleier und erklären dies mit Mode, Tradition oder einem neuen Selbstbewusstsein. Dieses Phänomen wäre noch gesondert zu untersuchen.
Spricht man erklärte Feministinnen auf ihr dröhnendes Schweigen in diesen Fragen an, ist die Standard-Antwort meist: In unserer Gesellschaft ist ja auch noch so viel zu tun und man möge doch bitte vor der eigenen Tür kehren. Zuerst muss also der europäische Mann fertig kritisiert und dessen Weltbild endgültig umgewandelt werden. Das ist viel einfacher, weil der lässt sich das mittlerweile meistens ohnehin widerspruchslos gefallen. Ob das aber die Frau in der U-Bahn tröstet?
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(Zuerst erschienen auf unverwandt.at und ortneronline.at )