Die OECD hat soeben einen vom österreichischen Frauenministerium beauftragten Bericht veröffentlicht, in dem die Teilzeitbeschäftigung der Frauen und besonders diejenige der Mütter kritisiert wird. Der hohe Anteil der Teilzeitbeschäftigung würde Österreichs Wirtschaft schaden, die Frauen und vor allem die Mütter wären dadurch in ihrer Karriere benachteiligt und nur in Holland wäre der Anteil der teilzeitbeschäftigten Mütter noch höher. (Merkwürdig, dass grade im modernen, liberalen Holland so viele Frauen "nur" Teilzeit arbeiten, was machen die falsch.. oder vielleicht richtig?)
Zurück zu uns: In Österreich gehe mit der hohen Teilzeit-Quote enorm viel Wirtschaftskraft verloren - 13 Prozent Wachstum würden wir dadurch bis 2060 verschenken, wenn der Staat nicht gegensteuert. Will heissen, dieser soll die alten Rollenbilder aufbrechen, Männer und Frauen in viel mehr Bereichen gleichmachen etc.
Soweit, so tendenziös - denn: wer kann wirklich eine Prognose bis 2060 erstellen und behaupten, diese sei objektiv? Und wie kann man in einer sachlichen(?) Studie behaupten, dass mehr Gleichmacherei die Wirtschaft fördern würde? In einer Auftragsarbeit des Ministeriums für Gender-Fragen kann man das offensichtlich machen. Erstaunlicherweise wird in der gegenständlichen Arbeit die zentrale und entscheidenende Frage, was die betreffenden Frauen eigentlich selber wollen, kaum gestreift. Es geht in dieser Statistik immer nur ums Kollektiv und um die subjektive Bewertung der Daten. Einzelne Menschen zählen da nichts. Und suggeriert wird, dass sich die berufstätigen Teilzeit-Mütter in einer Opferrolle befinden, aus der sie der Staat im Namen der Frauenkämpferinnen herausholen müsste und so schnell wie möglich zu Vollzeitbeschäftigten machen. Weil sonst, o Schreck, würde die Wirtschaft zugrunde gehen. Geschickt gemacht und auf den ersten Blick gut argumentiert, aber leider am Ende kontraproduktiv für die Frauen und deren Familien. Warum:
Über die persönlichen Effekte für Mütter und deren Familien und vor allem über die Auswirkungen auf die Kinder im Falle von frühzeitiger Vollzeitbeschäftigung wird nicht geredet. Empfohlen wird freilich der Ausbau der Krippen, damit man die Säuglinge möglichst früh gut unterbringen kann. Klingt alles sehr frauen- und kinderfreundlich, doch die wahren Implikationen der trendigen Vollzeitbeschäftigung werden verschwiegen: Kinder, die zu früh von den Müttern getrennt werden, können Entwicklungsschäden davontragen. Dazu gibt es wissenschaftliche Literatur. Das soll nicht heissen, dass jedes Krippen-Kind geschädigt wird, beileibe nicht, aber Eltern müssen sich die Entscheidung, ob sie Kinder frühzeitig in die Betreuung geben, gut überlegen.
Ein weiteres viel zu wenig diskutiertes, weil offenbar nicht erkanntes Faktum ist, dass jede Frau, die nach der Geburt eines Babys möglichst rasch in die Vollzeitbeschäftigung geht, zur Erfüllungsgehilfin wirtschaftlicher Zwänge und Vorgaben wird. Man tauscht das "Beim Kind sein" gegen die Tretmühle Vollzeitarbeit. Eine wirklich erstrebenswerte Wahl? Die veröffentlichte Meinung stellt diese Version des Mutterseins mitterweile jedenfalls als die bessere Option dar. Wer "nur" Hausfrau und Mutter ist, wird milde belächelt - interessanterweise vor allem von Frauen.
Es gibt unbestritten gar nicht wenige Mütter, die aus persönlichen ökonomischen Zwängen arbeiten gehen müssen. Und es gibt bei diesen auch viele junge Mütter, die gerne in Teilzeit arbeiten, um möglichst viel bei den Kindern sein zu können. Wenn jetzt die linksorientierte und feministisch geprägte Politik daherkommt, und die umfassende Vollzeitbeschäftigung für die Frauen fordert, wird da auf dem Rücken junger Mütter letztlich zynisch und menschenverachtend agiert.
Die Ironie dabei ist, dass linke Frauenpolitikerinnen die Stärkung des von ihnen bekämpften Kapitalismus und die "Ausbeutung" in demselben fördern, wenn sie die Frauen so schnell wie möglich wieder in der Arebeit sehen wollen. Die Feministinnen werden dadurch zu den Erfüllungsgehilfinnen eines zu Recht als inhuman kritisierten Kapitalismus, der die Menschen nur als Vollzeit-Äquivalente zählt und möglichst jede(n) im Arbeitsprozess haben möchte.
Zu Ende gedacht bedeutet die Empfehlung der OECD nämlich genau dieses: Mutterschaft ist ein notwendiges Übel, sie ist daher so kurz und so gering wie möglich zu halten. Wertvoll ist die Frau nur, wenn sie so bald als möglich voll im Produktionsprozess eingegliedert ist und der Wirtschaft dient. Wahlfreiheit ist zwar ein Thema, aber das Ja zur Arbeit statt das Ja zum Kind ist massiv zu bevorzugen.
Also lautet der neue linke Aufruf zum Gang in die Lohn-Knechtschaft: Frauen aller Länder, vergesst möglichst rasch Familie und Kinder, denn nur die Vollzeitbeschäftigung gibt Euch den Wert, der Euch zusteht!