Die Rückkehr des Antifaschistischen Karnevals

Wenn man bestimmte nationale und internationale Medien konsumiert, gewinnt man einen gar schrecklichen Eindruck: Österreich ist wieder ein Nazi-Land, vor dem sich die Welt fürchten muss. Bei uns sind nämlich laut diesen Medien die braunen Horden zuhause, die jetzt auch noch die Mehrheit im Parlament stellen. Und weil ein Führer heutzutage nicht mehr reicht, haben wir Österreicher gleich zwei davon zu bieten. Der eine, ob seiner vielzitierten strahlenden Jugend vom deutschen (angeblich lustigen) Magazin "Titanic" schon als Baby-Hitler bezeichnet, gilt als brandgefährlich, weil er mit seinem Team die Republik umbauen möchte und sich dabei, oh Schreck, nicht bei den Linken anbiedert.

Beim "Falter" flattern die Nerven

Die linke Antifaschistentruppe des stets selbstgerecht, moralisierend und aburteilend daherkommenden Wiener Druckwerks "Falter" erkannte sofort, dass hier ein "Neofeschist" (sic!) am Werk ist und brachte eine dementsprechende Titelstory. Fesch, jung und rechts der Mitte, das muss ein übler Fescho-Fascho-Nazi-Brauner sein. Da hilft dem so dargestellten Parteiführer Sebastian Kurz das schönste Türkis nichts, die wackeren linken Widerstandskämpfer erkennen einen Braunen immer und überall. Die Redaktions-Guerilleros, die aufgrund ihrer späten Geburt niemals im echten Widerstand waren, verstehen zwar vom echten Kämpfen nix, weil die meisten von ihnen auch nicht einmal das Militär kennen lernten. Aber Profis, die im harten Training am Schreibtisch und in den Antifa-Demos ausgebildet wurden, kann man nicht täuschen.

Vom anderen hat man es immer schon gewusst

H.C. Strache, der andere Parteiführer, ist sowieso seit seinen vor Jahrzehnten im Teenageralter absolvierten Wehrsportübungen einschlägig bekannt und unter Dauerbeobachtung. Da nützt es gar nichts, dass Strache kompromisslos alle Leute aus seiner Partei entfernte, die mit braunem Gedankengut sympathisierten. Es zählt auch nicht, dass die FPÖ eine Reihe von jüdischen Mitgliedern hat und seit Jahren intensiv den Kontakt mit Israel sucht - im Gegenteil, solche Bemühungen werden von den linken Agitatoren stets lächerlich gemacht.

Aus der Sicht der "Antifa" und diverser anderer linker Sondereinheiten, die in alle Ewigkeit über Österreich wachen müssen, um das Land vor einer neuerlichen Nazi-Barbarei zu beschützen, gibt es keinen Zweifel an der suspekten Gesinnung aller Blauen. Und jetzt ist eben die braune Wiederauferstehung im Gange, das bemerkten sogar die ferne New York Times und der englische Guardian: Beide hatten sie den Ausgang der österreichischen Wahlen sofort mit dem Wiedererstarken des Nazismus assoziiert.

Wie ist das mit dem Verbotsgesetz?

Merkwürdig ist nur, dass niemand der inkriminierten Personen aufgrund des strengen NS-Wiederbetätigungsgesetz angezeigt wurde. Sind die Wahlgewinner also doch keine Nazis? Warum wagte niemand den Gang zur Behörde, wenn da doch angeblich Nazis am bösen Werk sind? Und wieso kübelt man pausenlos nur Dreck in die eigene Medienlandschaft anstatt rechtliche Konsequenzen anzustreben?

Die Antwort ist klar: Weil es juristisch keinen Grund für eine Anzeige gibt und die politjournalistischen Superstars, die von empört bis entrüstet und besorgt ihre antifaschistischen Hirngespinste absondern, ganz andere Interessen verfolgen. Es drängt sich der Verdacht auf, dass diese üblen und bösartigen Attacken den Zweck des Rufmordes und der Anpatze erfüllen, weil den linken Redakteuren von Hans Rauscher über Armin Thurnher bis Florian Klenk aus lauter Frust nach der linksgrünen Wahlniederlage wieder einmal die Argumente ausgehen. Dass hier ein demokratisch erzieltes Wahlergebnis vorliegt, ist den Westentaschen-Guevaras sowieso herzlich egal.

Der entrüstete Maulheld aus Deutschland

Den Vogel schoss übrigens keiner unserer Linksmoralisten ab, sondern der Deutsche Heribert Prantl. Der Mann, der sich offensichtlich als eine Potenzierung von Rauscher, Klenk, Thurnher und Konsorten versteht, ist immerhin innenpolitischer Chefredakteur der renommierten Süddeutschen Zeitung. Er stellte eine Videobotschaft ins Netz, in der er vor der faschistischen Gefahr aus Österreich so "eindringlich" warnte, dass es einem als Österreicher fast übel wird. Seine Tirade strotzt nur so vor lauter Unsinn, sie ist betulich-pseudointellektuell und letztlich verspritzt Prantl nur linksideologische Galle.

Peinlich, falsch und unerträglich

Peinlicher geht das nun alles wirklich nicht mehr. Wir wissen, dass der Nationalsozialismus eine mörderische Ideologie war, die massiv von sozialistischen, rassistischen und nationalistischen Zügen geprägt war. Man kann den NS daher nicht als rechte Ideologie bezeichnen, dafür war er in seinen Fundamenten viel zu links und man kann ihn demzufolge schon gar nicht den Bürgerlichen und den Konservativen zuordnen.

Erbärmlicher Journalismus

Den bürgerlichen Patrioten in der Politik und den prioritär an Österreich orientierten Politikern das Etikett "Nazi" umzuhängen, gehört zu den widerlichsten und erbärmlichsten journalistischen und politischen "Argumentationen", die es gibt. Wer das tut, hat weder die Ideengeschichte noch die Historie studiert oder ist naiv genug, um sich von perfid agierenden linken Ummünzern indoktrinieren zu lassen.

Oder (und das ist die mieseste Variante) die Betreffenden wollen ganz einfach nur bestimmten Personen massiv schaden und schmutzige politische Zwecke erfüllen. Nicht umsonst bezeichnet man diese Art der "Argumente" ja auch als Nazikeule. Diese alte und schon recht zerfledderte Waffe der Post-68er-Generation feiert jetzt, nach dem Wahlerfolg des Mitte-Rechts-Blocks, trotz ihrer Abnützung ganz offensichtlich noch ein letztes Mal fröhliche Urständ.

Plädoyer für das Vergessen

Jedem halbwegs aufmerksamen Beobachter dieses bunten Treibens fällt sofort der Philosoph Rudolf Burger ein, der schon 2001 in seinem berühmtem Essay über die "Irrtümer der Gedenkpolitik" ein Plädoyer für das Vergessen hielt. Burger argumentierte konsistent und unwiderlegbar, warum man Schluss machen sollte mit der ewigen Vergangenheitsbewältigung und der daraus gebastelten Nazi-Keule. Und er war der erste, der die einschlägige Empörungskultur als "Antifaschistischen Karneval" bezeichnete. Die Frage ist nur, wie oft die Damen und Herren Antifa-Kämpfer noch diese Umzüge veranstalten wollen, bevor sie endlich selber erkennen, wie peinlich, lächerlich und unerträglich falsch diese Art des Faschings geworden ist.

(Zuerst publiziert auf www.TheDailyFranz.at )

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