Ende Oktober ist der neue "Global Gender Gap Report" erschienen. Und es wundert natürlich nicht, dass ein angeblich riesiger Nachholbedarf am Gendern besteht. Worum geht es dabei überhaupt: Das "Gendern" will einerseits die Unterschiede zwischen den Geschlechtern klarer darstellen und diese festschreiben, andererseits soll durch das Gender-Mainstreaming aber auch die finale Gleichheit der Geschlechter geschaffen werden. Zu Ende gedacht entsteht aus diesem Ansatz der Anspruch, biologische Gegebenheiten mittels "sozialer" und konstruktivistischer anthropologischer Maßnahmen zu neutralisieren und gesellschaftliche wie rechtliche Voraussetzungen zu erzeugen, die Mann und Frau absolut und fundamental gleich setzen.

Ein geschlechtsloses Neutrum mit weiblichen und männlichen Attributen wäre dann die zwangsläufige und unabwendbare Folge. Das wird natürlich von den Gender-Philosophen heftig geleugnet, sie preisen das Gender-Mainstreaming als das einzig Mittel zur sozialen Gerechtigkeit zwischen Mann und Frau. Wer ehrlich ist und und die Realität wahrnimmt, muss sich aber fragen: Welche öde, weil letztlich völlig geschlechtslose Einheitsgesellschaft wird denn da mit der Genderei herbeigewünscht? Wollen wir wirklich, dass lauter Neutra in totaler Egalität ihr Leben fristen? Und wie traurig ist diese Vision, die sich euphemistisch "Diversity" und "Vielfalt" nennt?

Faktum ist: Gendern und Gleichheitsstreben heben sich gegenseitig in fast schon Hegel'scher Manier völlig auf. Hier der explizite Wunsch nach der Gleichheit der Geschlechter, dort der vehemente Wunsch, dass das jeweilige Geschlecht klar und erkennbar und vor allem unterscheidbar vom je anderen wahrgenommen wird. Das kann nach logischen Kriterien nicht gutgehen.

Daher ist nochmals und eindringlich zu fragen: Wohin will die Gesellschaft mit dem Gender-Mainstreaming? Und was will sie damit erreichen? Wie wir gesehen haben, ist es ja logisch unmöglich, die Gleichheit und das Gendern zur selben Zeit zu fordern. Diese Unmöglichkeit besteht zumindest solange, als wir uns in intellektueller Redlichkeit begegnen. Wenn wir jedoch die Ebene des Logischen und Faktischen verlassen und alles gleich gültig setzen und damit die Gleichgültigkeit zum Dogma erheben, dann ist es natürlich machbar, einerseits für Egalität zu sein und andererseits die Geschlechter-Differenz einzufordern. Das kann man im Rahmen der Meinungsfreiheit auch durchaus wollen, aber man sollte es offen zugeben und nicht hinter vorgeschobenen Begriffen herumschwurbeln.

Der Verdacht liegt nahe, dass die wahren Zwecke der Genderei verborgen bleiben sollen. Es ist nämlich zu vermuten, dass der Gender-Philosophie ein Wille zur Destruktivität, zumindest aber zur Dekonstruktion der heutigen gesellschaftlichen Verhältnisse innewohnt. Man kann ja nicht behaupten, dass die Proponenten des Genderns dumme Menschen wären oder dass sie nicht wüssten, was sie tun - im Gegenteil, es sind meistens akademisch gebildete Leute, die sich mit Verve in den Kampf für das Gendern werfen.

Umso mehr müssen sich die Gender-Philosophen der Kritik stellen. Wer nämlich weiß, was er tut, trägt ungleich mehr Verantwortung als ein unbedarfter Mensch, der einfach etwas nachplappert, weil`s grad modern ist. Und übel genug, dass man es jedem Gender-Blender immer wieder sagen muss: Nach eingehender Durchleuchtung aller Argumente, die aus Sicht der Gender-Philosophie für dieselbe sprechen sollen, bleibt kein rational begründbares übrig.

So richtig auf die Welt kam das Gendern bei der Welt-Frauen(!)-Konferenz 1995 in Peking. Da wurde beschlossen, es als Querschnittsmaterie in die Politik einzuführen. Gendern ist also schon von seiner Entstehungsgeschichte her ein tendenziöser, feministischer und daher im Grunde sexistisch orientierter Mega-Trend, der uns von linksorientierten Politikerinnen und ebensolchen Medien tagtäglich entgegengetrötet wird. Der Druck, der damit aufgebaut wird, ist enorm und viele Menschen machen nur deswegen beim Gendern mit, weil sie sich dem veröffentlichten Mainstream nicht aussetzen wollen und weil überall Gender-Mainstreaming-Regeln aufgestellt werden, die unsere Welt angeblich (aber eben nur angeblich) besser machen sollen.

Um die Dimension zu erkennen, muss man sich nur ein paar Zahlen ansehen. An den deutschsprachigen Unis gibt es mittlerweile weit über 200 Professuren mit der Benennung „Gender Studies/Frauen- und Geschlechterforschung“. Insgesamt genau 10 (in Worten: zehn) von diesen Posten in Deutschland, der Schweiz und Österreich sind mit Männern besetzt. Das sind nicht einmal 5 %. Woher also der rauhe Gender-Wind weht, geht allein schon aus diesen Zahlen hervor.

Von all diesen Professuren wird fleißig Meinungsbildung betrieben und es werden ständig irgendwelche Studien, Rankings und Beobachtungen veröffentlicht, die uns erklären, wie groß der Gender-Bedarf noch wäre. Das Flaggschiff dabei ist das "Gender-Pay-Gap", das regelmäßig in jeder Redaktion andockt und dort die Marines der Manipulation von Bord lässt. Deren Kampfruf lautet derzeit: "Frauen verdienen um 23% weniger als Männer!"

Wenn Frauen wirklich soviel weniger verdienen, warum stellen alle Firmen dann nicht nur noch Frauen ein? Sind die Unternehmer alle zu doof, um günstig zu wirtschaften? Ebenso wird von den Gender-Pay-Gap-Amazonen negiert, dass es keinen einzigen Kollektivvertrag gibt, in dem nachzulesen wäre, dass Frauen weniger verdienen als Männer. Und im Beamtenbereich herrscht überhaupt offiziell völlige Gehaltsgleichheit.

Das ständig ventilierte Gender Pay Gap ist also immer zu hinterfragen. Freilich gibt es Unterschiede, aber die Differenzen resultieren vor allem daraus, dass Frauen mehr Teilzeitarbeit leisten und andere Qualifikationen haben. Nach glaubhaften Studien abseits des Gender-Mainstreams beträgt das Gender Pay Gap nicht einmal 2 (!) Prozent. Das berechnete das Institut der deutschen Wirtschaft .

Wer Augen hat zu sehen und Ohren hat zu hören, der muss dem Gendern entgegentreten, wo immer er es sieht. Jede Debatte, die über diese Ideologie geführt wird, muss auf deren Wurzeln und ihren Zweck zurückgeführt werden und jede Gender-Regel, die irgendwo aufgestellt wird, muss sich frei nach Sir Karl Popper der Kritik und der Falsifizierbarkeit stellen.

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