Der neue Schlachtruf des Zeitgeistes lautet: "I feel offended!" - was soviel heißt wie: Ich fühl mich verletzt, diskriminiert, beleidigt, herabgesetzt, entwürdigt. Und natürlich erschallt dieser Ruf stets nur von links. Kreiert wurde dieses Gefühl, immer ein Opfer zu sein, aus der Grundhaltung der auf den angloamerikanischen Universitäten entstandenen "politischen Korrektheit". Niemand darf zu irgendjemandem etwas Kritisches sagen, wenn es nicht im Kodex der Political Correctness definitiv als erlaubt gelistet ist. Auf dem US-Uni-Campus ist es mittlerweile schon ein Affront, jemanden zu fragen, wo er geboren ist. Diese Frage kann als rassistisch interpretiert werden(!). Allen Ernstes wird auf etlichen Universitäten verlangt, Klassiker wie Shakespeare umzuschreiben, weil dort beleidigende oder brutale Inhalte wiedergegeben werden.

Europa ist mittlerweile nicht viel anders. Bestes aktuelles Beispiel ist die in Deutschland von Regierungsmitgliedern wie Minister Maas angeführte Kampagne "Gegen Hass im Netz", wo ein No-na-Anliegen gepusht wird, als wäre es ein neues Evangelium. Die sogenannte "Hatespeech" soll aus dem Internet verbannt werden. Das ist aber so ähnlich, als ob man schlechtes Wetter politisch für schlecht erklären würde. Kein ernst zu nehmender Mensch wird dafür sein, Hetze im Internet als gut zu befinden und Drohungen waren und sind ohnehin strafbar. Die Aktion ist daher völlig redundant und dient nur dem Denunziantentum.

Das Haarsträubende und durchaus Beklemmende dabei ist, dass In Deutschland zu Beginn der Anti-Hass-Kampagne sogar Hausdurchsuchungen anlässlich von Postings durchgeführt wurden, was dem Minister viel Kritik einbrachte (natürlich nur von Rechts). Hasspostings gibt es in der Denke der Linken übrigens auch nur von rechts. Umgekehrt dürfen linkskorrekte Moralisten natürlich immer jeden beschimpfen, der ihnen nicht in den Kram passt. Es ist kein Fall bekannt, dass irgend eine linke Verbalinjurie von Minister Maas zur Anzeige gebracht wurde.

In Österreich haben kürzlich sozialdemokratische Politiker und einzelne Medien versucht, eine ähnliche Aktion zu starten. Bisher ist das aber kaum wahrgenommen worden - trotz aller Propaganda. Vermutlich sind die Österreicher da zum Glück noch viel gelassener als die Deutschen oder sie erkennen den Unsinn der Aktion schon im Ansatz. Ich darf wiederholen: Drohungen im Netz sind ja längst strafbar, Verbreitung von gewalttätigen Inhalten ebenso. Wer sich zu Recht angegriffen fühlt, kann Anzeige erstatten. Aktionismus und Betulichkeiten zur Förderung von Haltungen wie "Bitte der hat was Böses gesagt!" enden mit einem schalen Nachgeschmack und sind kindisch, ja sogar peinlich.

Man wird überdies den Verdacht nicht los, dass hier im Namen des Guten bestimmte Zensurinstrumente eingeführt werden, um Kritiker des Mainstreams zu verunsichern. Wenn ständig moniert wird, wie böse manche Leute im Internet schreiben, dann hat das sicherlich auf etliche Kritiker einen dämpfenden Effekt. Man willl ja nicht an den Pranger gestellt werden. Umso mehr muss jeder, der den Mut hat, öffentlich Kritik an den Zuständen zu üben, in seiner Grundhaltung bestärkt werden. Und wo immer man den Ruf "I feel offended!" hört, muss man der Sache auf den Grund gehen. Denn mit diesem Schrei der Entrüstung wird genau jene tendenziöse Politik befördert, die erst recht das Ressentiment begünstigt. Uns muss klar sein: Eine redliche Intellektualität erfordert mehr denn je das offene Wort. Und nur Duckmäuser lassen sich von den Berufs-Empörten einschüchtern.

A.Savin (Wikimedia Commons · WikiPhotoSpace) – https://commons.wikimedia.org/wiki/User:A.Savin https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Heiko_Maas_Berlin_2015-08-29.jpg

(Zuerst erschienen auf: www.unverwandt.at und ortneronline.at )

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