Im Nebel verirrt

Die Bürgerlichen sind frustriert, sehen ihre traditionellen Werten in Gefahr und fragen sich immer öfter, ob vielleicht nicht doch nur die Linke allein den einzig richtigen Zugang zur Verbesserung der Welt besitzt. Angesichts der seriellen Wirtschaftskrisen könnte man bei oberflächlicher Betrachtung diese Sorge teilen und gemeinsam mit den Linken nach dem Staat als Retter rufen. Bei genauerer Analyse der Verhältnisse zeigt sich jedoch, dass das Problem tiefer liegt. Es geht nicht darum, ob der Staat besser und gerechter wirtschaften kann als internationale Konzerne und Banken (er kann es nicht, das hat der Osten einst hinreichend bewiesen und heute beweisen es die diversen Pleite-Staaten), sondern es geht vielmehr um eine grundsätzliche und weithin diagnostizierbare materialistische Grundhaltung, welche die Basis der originären marxistischen Ideale und folglich jeder linken Ideologie darstellt.

Im uralten Widerstreit zwischen Geist und Materie hat sich die Linke von Anfang an gegen den Geist und für die Materie entschieden. Anders gesagt: Die Linken haben in ihrer reinen Lehre a priori jede Metaphysik und damit auch die christlich-religiös inspirierten Wertehaltungen ausgeblendet. Mögen sich linke und christliche Ideale auch streckenweise decken, so sind die ersteren doch ausschließlich als materialistische und profane Diesseits-Bewältigungsstrategien gedacht, die vom Kollektiv zu tragen sind und den Einzelnen seines besonderen Wertes berauben. Überdies werden die metaphysischen Fragen nach dem tieferen Sinn des Lebens dadurch förmlich weggewischt.

Dieser Materialismus hat im Laufe der Zeit auch die Bürgerlichen durchdrungen und ihre Sinne vernebelt. Die Bürgerlichen gaben in der Folge nahezu jedes metaphysische Gedankengut preis. Zwangsläufig erodierten daraufhin die von einem genuin christlich-kulturellen Fundament gespeisten und also metaphysisch begründeten bürgerlichen Werte. Der Bürger steht nun irritiert vor den Trümmern seiner Ideologie und betrachtet konsterniert und mit einem mulmigen Gefühl die steigenden Staatsquoten, die wachsenden Schulden und die zunehmende Unzufriedenheit in den Massendemokratien – obwohl es rein materiell betrachtet zumindest in Europa jedem Menschen so gut geht wie nie zuvor.

Anstatt sich aber auf seine klassischen Werte und seinen metaphysischen Hintergrund zu besinnen, schielt der Bürger auf die Maximen der Linken und verliert so vollends die Orientierung. Der Erfolg einer Gesellschaft wird heute kaum mehr an ihren geistigen Leistungen und an ihren ideellen Werten gemessen, sondern fast nur mehr an ökonomischen Kennzahlen wie Durchschnittseinkommen, Armutsquote, Vermögen etc. Das Glück der Menschen wird dadurch notgedrungen abhängig vom Faktor Geld, welches ja das Kondensat allen materialistischen Denkens darstellt. Jeder, der davon zu wenig hat (und das sind subjektiv fast alle), bekommt solcherart sein Unzufriedenheitsproblem quasi frei Haus geliefert.

Durch geschickte linksideologische Argumentationen wurde diese weitverbreitete materialistische Frustration dem bösen bürgerlichen Neoliberalismus angelastet, indem die Linke ein paar Superreiche und die Banker als Übeltäter denunzierte und dies weiter tut. (Dass die die Verstaatlichung der Bankenverluste moralisch nicht in Ordnung sind, steht hier übrigens außer Streit). Die allgemeine Unzufriedenheit entsteht aber nicht durch bürgerlich-wirtschaftsliberale Ideen, sondern auf dem Boden eines marxistischen Gedankenguts, welches jedem Menschen das staatlich verbriefte Recht auf stetige materielle Besserstellung vorgaukelt und immaterielle Werte nahezu völlig außer Acht lässt. K

onservative und bürgerliche Denker sollten daher nicht auf die verlockenden Lösungsangebote neu formulierter linker Propaganda hereinfallen, sondern ihrem Namen gerecht werden und ihre alten Werte bewahren - sofern sie diese wiederfinden. Dazu gehört durchaus auch eine Rückbesinnung auf den nur mehr in Rudimenten vorhandenen metaphysischen Hintergrund der Gesellschaft. Auch wenn es unmodern und verstaubt klingen mag: Die traditionellen christlichen Kirchen und deren Vertreter haben immer noch etwas zu sagen. Sie könnten gerade in den Zeiten der offensichtlichen bürgerlichen Orientierungslosigkeit und Verwirrtheit alte Leitlinien neu zeichnen und so die Nebel in den bürgerlichen Köpfen lichten.

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r.schoaf

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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