Impfzwang: Die Falle für Liberale

Die Masern sind im Vormarsch. Viele, sogar viele Liberale,  fordern daher jetzt den Impfzwang. Man könnte die Masern vermutlich ausrotten, wenn 100% der Menschen dagegen geimpft sind. Bei den Pocken z.B. ist die Ausrottung durch Impfung gelungen. Auf den ersten Blick mag eine solche Impf-Pflicht daher legitim erscheinen, denn damit könnte man viel Leid (und das auch noch bei Kindern!) verhindern. Dem sogenannten Schadensprinzip nach John Stuart Miill, einem Mitbegründer des Liberalismus, wäre mit dem Impfzwang anscheinend Genüge getan. Zur Erinnerung: Dieser wesentliche Grundsatz der Liberalen besagt, dass eine Zwangsmaßnahme dann und nur dann gerechtfertigt ist, wenn durch dieselbe ein Schaden von anderen Menschen abgewendet wird.

Werden also alle Menschen per Gesetz zur Masern-Impfung verpflichtet, sind zweifellos eine Reihe komplizierter Masern-Erkrankungen und auch einzelne Todesfälle zu vermeiden. Andererseits würde durch den flächendeckenden Impfzwang aber auch die Nebenwirkungsrate steigen. Eine staatliche Verordnung zum Impfen brächte daher für viele Leute gesundheitliche Vorteile, sie würde aber bei einigen Bürgern auch wesentliche und quasi gesetzlich erzwungene Schäden bewirken. Ganz so einfach ist es also nicht mit der Impf-Pflicht.

Denkt man überhaupt den Impfzwang weiter, dann müssten grundsätzlich alle wissenschaftlich nachweisbar sinnvollen Impfungen gesetzlich verordnet werden. Ganz besonders dringlich wäre der Impfzwang, so man ihn wirklich rechtfertigen will, etwa bei der Hepatitis B. Wir haben in Österreich ca. 150.000 mit Hepatitis-B- infizierte Personen. Weltweit sind es ca. 2 Milliarden (sic!) Infizierte. Die Ansteckung bei dieser Virus-Erkrankung erfolgt zwar nicht so rasch und simpel über eine Tröpfcheninfektion wie bei den Masern, sondern nur durch Kontakt bzw. Austausch von Körperflüssigkeiten (Speichel, Blut, Samen etc.). Trotzdem kann die Hepatitis jeden von uns treffen und die Durchimpfungsrate ist noch immer relativ bescheiden.

Zum Vergleich: Heuer wurden in Österreich bis jetzt 81 (sic!) Masernfälle gemeldet. Wenn wir aus Aktualitätsgründen und weil halt grade die Medien voller Masernberichte sind, nach einem Impfzwang rufen, dann sollten wir vorher die medizinische Faktenlage bei den Infektionskrankheiten im Allgemeinen betrachten. In Relation gesetzt stellen die Masern jedenfalls keine weltweite und lebensgefährliche Epidemie dar - und in Österreich tun sie das schon gar nicht.

Damit kommen wir zum Kern des Problems: Zwänge in der Medizin sind prinzipiell heikel und fragwürdig. Sie greifen bei allem guten Willen, der dahinter stecken mag, immer auch in den persönlichen Bereich der Gesundheit ein, sie ziehen potenzielle Schädigungen nach sich, sie sind abhängig von sich ändernden wissenschaftlichen Daten  und sie werden von Aktualitätsbedingungen wie Medien-Hypes beeinflusst.  Gut gemeint ist genau hier das Gegenteil von Gut.

Die Frage ist immer: was kommt nach dem einen, vermeintlich so nützlichen Zwang zur Gesundheit? Von der Impf-Pflicht ist es nur mehr ein kleiner Schritt zum staatlich verordneten Idealgewicht, zu gesetzlich vorgegebenen Cholesterin- und Blutdruck-Werten, zum Fitness-Programm per behördlicher Anweisung usw. Schleßlich landen wir beim zwangsweisen Abliefern aller Gesundheitsdaten an den Staat und bei der verordneten Gesundheits-Kontrolle für alle. Wer nicht mitmacht, ist verdächtig, ja in logischer Folge sogar strafbar. Welcher mündige Bürger kann so etwas wirklich wollen?

Aus liberaler und bürgerrechtlicher Sicht ist daher der Impfzwang so wie jeder generalisierte Gesundheits-Zwang klar abzulehnen. Zu fördern ist hingegen die Haltung des Einzelnen, sich zum Impfen verpflichtet zu fühlen, um sich selbst und anderen nicht zu schaden. Das geht nur über solide Informationen und exakt erhobene wissenschaftliche Daten, die regelmäßig und allgemein verständlich von der Gesundheitsbehörde veröffentlicht werden. Der Ärzteschaft kommt hier eine ganz entscheidende Rolle als Berater zu. Die Entscheidung zur Impfung ist aber immer den einzelnen Bürgern zu überlassen. Jedenfalls gilt: Ein Impfzwang wäre der erste Schritt zu einer Gesundheits-Diktatur.

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