Sehr geehrte Damen und Herren Redakteure!
Es ist zweifellos enorm wichtig, dass Medien über die seit 2015 herrschende Migrationskrise berichten und entsprechende Reportagen und Beiträge bringen. Und es ist selbstverständlich wünschenswert, dass Kommentatoren in Glossen und Artikeln ihre persönlichen Ansichten dazu äussern.
Die Berichterstattung sowie die Kommentare über die vielen Facetten der Migrationsproblematik in Europa, Afrika und dem Orient müssen aber aus semantischen und hermeneutischen Gründen einer grundlegenden Kritik unterzogen werden und ich möchte Sie einladen, dies mit mir zu tun.
Lassen Sie es mich direkt sagen: Es ist nicht in Ordnung, wenn die zur Migrationskrise gehörenden Begriffe falsch verwendet oder gar mit tendenziöser Absicht missbraucht und manipulativ eingesetzt werden.
Dies ist aber leider immer wieder zu beobachten.
Der Begriff „Flüchtling“ wird sehr oft für alle aktuellen Migranten verwendet, obwohl die Flüchtlinge nach allen offiziellen Behörden-Zahlen die Minderheit der Migranten stellen.
Diese Art der unkritischen Benennung wertet einerseits die Menschen, die in Not waren oder sind, deutlich ab und führt andererseits dazu, dass der Begriff inflationär wird und letztlich nichts mehr aussagt.
Und es führt dazu, dass Leute, die kein Bleiberecht erhalten, fälschlicherweise als Flüchtlinge wahrgenommen und dadurch in eine nicht korrekte Position gerückt werden.
Ebenso wird für die Schlepperei im Mittelmeer ständig das Wort „Rettung“ gebraucht, obwohl de jure und de facto durch die NGOs die illegale Einwanderung forciert und unterstützt wird und eine echte „Rettung“ aus Seenot zum Glück nur selten stattfinden muss.
Sie tun weder Ihrem eigenen Medium noch dem Leser/Seher damit einen Gefallen und Sie fördern mit dieser Art der begrifflich missbräuchlichen Berichterstattung auch das allgemeine Ressentiment gegenüber den Fremden – wem soll man noch glauben, wenn jedermann schon längst den Eindruck hat, dass da etwas nicht stimmt? Und, last not least, Sie begehen mit dieser Art der mangelhaften und oft euphemistisch daherkommenden Berichterstattung leider eine der Kardinalsünden des Journalismus.
Als politisch aktiver Mensch und österreichischer Nationalratsabgeordneter, der sich der Wahrhaftigkeit verpflichtet fühlt, möchte ich Sie eindringlich ersuchen, zukünftig die exakten Begriffe und die richtigen Bezeichnungen zu verwenden.
Ich denke, das sind Sie sich selber und erst recht den Bürgern schuldig.
Mit den besten Grüßen,
Marcus Franz
(Zuerst erschienen auf www.TheDailyFranz.at )
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