In der Medizin gibt es den Begriff der sogenannten Rindenblindheit. Das bedeutet, dass das Auge gesund ist, aber die sogenannte Sehrinde im hinteren Bereich des Gehirns die vom optischen Apparat empfangenen Impulse nicht deuten kann. Das Auge sieht und trotzdem ist man sozusagen inwendig blind.
Die größte Transformation
Ähnliches passiert im übertragenen Sinne gerade in Europa. Viele von uns nehmen die Dinge zwar wahr, aber deren Abbildung und Verarbeitung im kollektiven Bewusstsein funktioniert oft nicht. Vor unseren Augen läuft die größte Transformation des Kontinents seit Menschengedenken ab und doch sind wir nicht in der Lage, das Bild richtig zu erfassen und die Informationen aus den täglichen Eindrücken entsprechend zu verarbeiten. Wir sind rindenblind.
Die Gesunden sind die Kranken
Sind wir alle so? Nein, natürlich nicht alle. Gar nicht wenige von uns haben sich zum Glück ihre intakte Hirnrinde bewahrt. Die mit Vernunft und der Fähigkeit zur Deutung Begabten sind in der Lage geblieben, klar zu sehen. Nur heissen diese Gesunden jetzt nicht mehr so: Man nennt sie Rassisten, Ausländerhasser, Rechtsextreme, Nationalisten und Schlimmeres. Alle diese Klarsichtigen werden von den rindenblinden linken Mainstream-Ideologen und deren brav-naiven Followern nur noch mit dem Schaum der Empörung bespritzt und zum Rufmord freigegeben. Die klare Sicht der Dinge ist eine Schande und eine böse Krankheit geworden.
Eine Schubumkehr im Denken
Diese Schubumkehr des Denkens pathologisiert und kriminalisiert jene, die für ihr Land da sein wollen und hebt die anderen, die der Nation den schwersten Schaden zufügen, auf den Altar der gutmenschlichen Verehrung. Die kranken Blinden verdammen die gesunden Sehenden und die Seher werden zur größten Gefahr für das liberale und "weltoffene" Europa erklärt - während die Blinden sich beim Schaufeln des abendländischen Grabes gegenseitig den Spaten reichen und auch noch stolz darauf sind.
Was sind die politischen Gründe?
Die Frage, warum die echten Rindenblinden das Offensichtliche nicht sehen können, ist in der Medizin schon lange geklärt. In der Politik hingegen harren wir noch der Diagnose und der Erläuterung der kausalen Zusammenhänge. Vermutlich liegt der politischen Rindenblindheit ein Vogel-Strauß-artiges Nichtsehenwollen zugrunde oder, viel schlimmer, eine Arglist der ganz üblen Sorte.
Noch ist nichts gelöst
Auch wenn manche verantwortliche Personen nun schon "rechte" (=sehende) Positionen übernommen haben und offenbar gewillt sind, die Funktion ihrer Sehrinde wieder in Ordnung zu bringen, so ist doch das Problem noch lange nicht gelöst.
Die Medizin wird bitter
Es wird noch viele Ärzte in der Politik brauchen, um all den Rindenblinden ihre Krankheit zu nehmen und deren gesunde, klare Weltsicht wieder herzustellen. Die Medizin wird bitter sein, denn jede neue Sicht beginnt mit einer Ein-Sicht.
Erkenne dich selbst
Das Gnothi seauton (das "Erkenne dich selbst") ist bekanntlich das Schwierigste im Leben. Und erst recht ist es das im politischen, medialen, öffentlichen Raum. Wer gibt schon gerne etwas zu? Wer von den stets moralisierenden, medialen und politischen linken "Größen" hat schon die Größe, die eigenen fatalen Fehler einzugestehen? Wer hat überhaupt noch eine Hirnrinde, die gesunden kann?
Die entscheidenden Fragen
Wer von den vielen schweigend feige Zustimmenden, die längst genau sehen, was geschehen ist und noch geschehen wird, aber bisher nichts unternommen haben - wer von diesen Leuten hat endlich den Mumm, die Dinge beim Namen zu nennen? Und vor allem: Wer von den aktuell verantwortlichen Akteuren hat die Kraft, diese Dinge endlich auch zu ändern?
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(Zuerst erschienen auf www.TheDailyFranz.at )