Gekonnt österreichisch kopiert

„Wir wünschen uns einen Artikel, der den hier von XYZ mit diesen hier von XYZ kombiniert. Ein bisschen ein Mischmasch. Schaffst du schon.“ Ja, es kam schon mal vor, dass mir gegenüber solche Wünsche von einer Redaktion geäußert wurden und auch so manche Modefotografen haben mir auch schon ihr Leid geklagt. Vorgaben eine Fotostrecke wie jener eines Mario Testino oder einer Annie Leibovitz ungeniert zu kopieren, sind in der Alpenrepublik nichts ungewöhnliches. Dass es sich dabei um Aufnahmen handelt, deren Budget für Styling, Retusche, Make up und Models das zehnfache des vorhandenen übersteigen, wird stets ignoriert. Die Ergebnisse schaffen dann leider die Gratwanderung zwischen Genialität und Fremdscham selten nicht. Komisch.

Eigenständige Kreationen werden dabei aber oft nicht von den direkt produzierenden Personen unterbunden, sondern von den höheren Führungsebenen, denen das Wort „international“ beständig um den Schädel kreist. Irgendwann gibt man dann auch schon mal klein bei. Eigenständigkeit ist nicht.

Eine weitere Erfahrung dieser Kategorie hatte ich bei einem Pitch von einem Projekt. Ein halbes Jahr bevor ein US-Konzern die gleiche Idee hatte, war ich mit meiner angetreten.

Das Projekt wurde das erste Mal abgelehnt. Erst als besagter Konzern seines durchgeführt hatte, wurde mir geraten mit den Fotos der Kooperation aufzutrumpfen und es noch einmal zu probieren. Und siehe da – auf einmal war es kein Problem mehr...

Vielleicht ist es eine dieser Mentalitätsgeschichten, die man mit einem seufzenden „Österreich“ kommentiert, aber es kann doch bitte nicht sein, dass es hierzulande keine eigenständigen Ideen gibt. Vor allem im Medienbereich hat das Experiment des Magazinvergleichs von englischen, amerikanischen und französischen Gazetten mit den heimischen eine peinlich hohe Trefferquote.

Auch im ORF dürfen wir uns ab nächster Woche wieder über einen solchen Zustand freuen. Die „Vorstadtweiber“ sind die wohl politisch unkorrekte Übersetzung der „Desperate Housewives“ und auch der Plot der ersten Folgen lässt einem im Kopf das Wörtchen „Plagiat“ aufpoppen. Ohne jetzt das Ergebnis dieser ARD-ORF-Allianz gesehen zu haben: Für die Übersetzung einer schlechten Serie braucht man sie nicht nachdrehen. Ein Synchronsprecher reicht.

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Maria Ratzinger

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Johnny

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Silvia Jelincic

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