Am 15. April 1989 ereignete sich in Sheffield eine Tragödie. Beim FA-Cup-Halbfinalspiel zwischen dem FC Liverpool und Nottingham Forrest war es zu einer der größten Katastrophen in der Geschichte des Fußballs gekommen: 96 Fans verloren ihr Leben, 766 wurden verletzt.

Mirror http://i4.mirror.co.uk/incoming/article3785847.ece/ALTERNATES/s1200/Hillsborough-memorial-at-Anfield.jpg

Bereits als das Spiel begann, hatten sich viel zu viele Liverpool-Anhänger im für sie vorgesehenen Zuschauerblock befunden. Durch nachströmende Besucher wurden mehrere hundert Fans gegen den Zaun am Spielfeldrand gedrückt und einige wurden unbemerkt zu Tode getrampelt. Dramatische Szenen spielten sich im Sheffielder Hillsborough-Stadium ab: Die Tore zum Innenraum des Stadions wurden zu spät geöffnet, Zuschauer versuchten in Todesangst über die Zäune zu klettern, und selbst als später die Tore geöffnet waren, hinderten Ordnungskräfte die Fans daran vor der Gefahr aufs Spielfeld zu flüchten.

Nun war der englische Fußball in den 80er Jahre neben Kick`n Rush vor allem durch Alkoholmißbrauch und Ausschreitungen geprägt. Erst vier Jahre zuvor hatten Liverpooler Hooligans im Brüsseler Heysel-Stadion für eine Massenpanik gesorgt, in deren Folge 39 Juventus-Turin-Anhänger ums Leben kamen und 454 verletzt wurden. Folglich schrieb man von offizieller Seite die Schuld für die Hillsborough-Katastrophe den Liverpool-Fans selbst zu. Unter dem Titel "The Truth" berichtete die Boulevardzeitung The Sun, Liverpool-Fans hätten Rettungsversuche der Polizei behindert, Betroffene beraubt und sogar auf Opfer uriniert.

In Folge des Taylor-Reports wurden Stehplätze, Zäune und der Verkauf von alkoholischen Getränken aus den meisten englischen Stadien verbannt. Der im Report enthaltene Hinweis, dass der Hauptgrund des Unglücks im fehlerhaften Verhalten der Polizei zu suchen sei, wurde ignoriert.

Erst 20 Jahre später wurde eine unabhängige Untersuchungskommission unter dem Vorsitz des Bischofs von Liverpool eingesetzt, deren Bericht am 12. September 2012 veröffentlicht wurde. Das Ergebnis: Die Schuld für die Ereignisse sei nicht bei den Fans, sondern bei den Ordnungskräften zu suchen. Ebenfalls kam heraus, dass die Polizei 116 Aussagen verändert hatte, die das Verhalten der Polizei an diesem Tag in ein schlechtes Licht rückten. Am 19. Dezember 2012 revidierte das Oberste Zivilgericht Großbritanniens sein Urteil zu den Vorfällen.

23 Jahre nach der Hillsborough-Katastrophe bat der britische Premierminister David Cameron "im Namen der Regierung und des ganzen Landes" die Familien der Opfer um Verzeihung. Auch der verantwortliche Chefredakteur der Sun entschuldigte sich und sagte: "sehr viel richtiger wäre es gewesen, hätte ich in der Überschrift ,Die Lügen‘ statt ‚Die Wahrheit‘ geschrieben."

Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Hillsborough-Katastrophe

https://en.wikipedia.org/wiki/Hillsborough_disaster

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