Gestern früh fand sich unter meinen Facebooknews wieder einmal eines dieser kindlich, lieb-naiven Bilderchen mit denen sich Leute virtuelle Zuneigung bekunden. Normalerweise entferne oder ignoriere ich Leute die sowas verbreiten oder schäme mich zumindest ein bisschen dafür dass ich sie kenne und mache mich heimlich lustig über sie.
Diesmal brachte mich der Scheiß allerdings in eine unangenehme Zwickmühle, da er von meiner liebsten und besten Freundin M.D gepostet worden war. Unter normalen Umständen hätte ich es einfach ignoriert und mich kurz für sie geniert. Die Sache hätte mich keine drei Sekunden beschäftigt. Da sich meine liebste M. aber gerade in einer sehr belastenden und beängstigenden Situation befindet, mit der sie bewundernswert umgeht haderte ich ein paar Minuten mit meinem Gewissen. Dann likede und teilte ich den Scheiß und genierte mich kurz.
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Beim nächsten Facebookcheck hatte ich dann ein "Drück dich, Schatz" und ein anderes nettes Kommentar unter dem peinlichen Teddybärenposting in meiner Timeline, über deren Verbreiter ich normalerweise mein gnadenloses Urteil fälle. Ich fühlte mich einerseits gut, weil mich offenbar Leute mögen, andererseits wie ein mieses Arschloch, weil mir für meine Freundin ein depperter Klick auf den Daumenbutton schon schwergefallen war.
Was stimmt nicht mit mir, dass ich über Leute so gemein Urteile und mich heimlich lustig mache, wenn ich mich durch eine Geste, die mir selber peinlich wäre gut fühle? Ich habe mir vorgenommen manchmal einfach ein bisschen weniger sarkastisch und ignorant zu sein. Nicht nur auf Facebook.