Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, nichts mehr zu Corona zu posten. Doch angesichts der aktuellen Beschlüsse kann ich einfach meine Klappe nicht halten. Es ist schon ein Hohn, dass die Regierung die neuerlichen Verschärfungen zu Ostern (sollte es nicht eigentlich Lockerungen geben?) ernsthaft "Ruhepause" nennt und sie damit als etwas Positives verkauft. Ob und wann ich eine "Ruhepause" - womit mal wieder der Entzug essentieller Grundrechte gemeint ist - benötige, möchte ich gern selbst entscheiden, und mir das nicht von oben herab vorschreiben lassen. Zumal all diese Einschränkungen mal wieder am Parlament vorbei beschlossen wurden. Schlimmer noch: der neuerliche Oster-Hammer wurde im Vorfeld nicht mal diskutiert.
Hat der so genannte "Wellenbrecher-Lockdown" von Dezember irgendetwas gebracht? Schließlich hieß es damals, als man dem Handel und den Friseuren das so wichtige Weihnachtsgeschäft zerstörte, man müsse nur ein paar Wochen stark sein, und dann sei wieder alles gut. Pustemachen. Nichts hat es gebracht. Die Länder mit den härtesten Lockdowns (Spanien, Italien) hatten am Ende sogar mit die meisten Corona-Fälle. Harte Lockdowns sind ein Mittel von gestern. Man kann die Menschen nicht einsperren.
Was ist mit Impfungen? Luftfilter in öffentlichen Gebäuden? Selbsttests? Schutz der vulnerablen Gruppen? Digitale Lernkonzepte für Schulen? Nichts von alldem wurde zufriedenstellend umgesetzt. So genannte Kollateralschäden wie Depressionen, häusliche Gewalt, wirtschaftliche Existenzvernichtung, nicht aufholbare Bildungslücken oder nicht erkannte Krankheiten durch nicht getätigte Arztbesuche werden nach wie vor weder erfasst noch ausreichend kommuniziert. Stattdessen wird Angst verbreitet und der Panikmodus möglichst hoch gehalten.
Ganz ehrlich: ich brauche nach einem Jahr der Einschränkungen keine Ruhepause mehr, sondern möchte mehr denn je das alte Leben zurück oder zumindest spürbare Lockerungen: Hygienekonzepte für die Gastrobranche und selbst für Veranstaltungen gibt es, doch warum haben die Restaurants, Kino und Theater immer noch geschlossen, obwohl dort viel Geld und Aufwand in entsprechende Konzepte gesteckt wurde? Warum können jetzt, wo es wärmer wird, der Biergarten oder die Eisdiele nicht öffnen, wenn die Menschen mit Abstand im Freien sitzen? Warum darf ich mit meiner Familie nicht in eine Ferienwohnung in die Lüneburger Heide, in den Harz oder an die Ostsee, wenn wir dort niemanden treffen und lediglich spazieren gehen? All diese Regeln machen selbst aus virologischer Sicht keinen Sinn.
Überhaupt habe ich die ganze Zeit das Gefühl, Grundrechte seien großzügige Geschenke, die die Regierung vergibt, wenn wir brav sind. Nein, umgekehrt wird ein Schuh draus: jede Einschränkung muss ständig überprüft, hinterfragt, begründet und auf ihre Verhältnismäßigkeit hin überprüft werden. Kritik und Hinterfragen sind kein Leugnen eines Virus, sondern essentiell in einer Demokratie. Ich möchte in unserer Welt nicht nur überleben, sondern vor allem leben: Freunde treffen - natürlich erstmal draußen und mit gebotenem Abstand; ins Restaurant gehen - natürlich mit den entsprechenden Hygiene-Konzepten; reisen - natürlich nicht in den vollen Urlaubsflieger nach Mallorca, aber wenigstens in die Ferienwohnung in den Harz. Die Menschen brauchen jetzt Licht am Ende des Tunnels und keine sinnlosen Verschärfungen oder Panikmache - das ist vor allem wichtig für die Psyche und damit auch fürs Immunsystem. Viele Politiker haben sich leider zu weit von den Menschen entfernt. Der gestrige Corona-Gipfel war jedenfalls für die Tonne.
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