In München sind am Donnerstagabend rund 4000 Menschen gegen Fremdenfeindlichkeit und für eine offene Gesellschaft auf die Straße gegangen. Ja, auch ich verachte Xenophobie, Rassismus und Antisemitismus und bin für eine weltoffene Gesellschaft. Nicht zuletzt, weil meine eigene Frau Migrationshintergrund hat und meine beste Freundin Israelin ist. Meine Weltoffenheit und Toleranz enden aber bei Intoleranz und verfassungsfeindlichen Weltbildern.
Es ist so typisch für dieses Land: da verübt ein tunesischer Islamist, der hier gar nicht hätte sein dürfen, kurz vor Weihnachten im Herzen Deutschlands einen Terroranschlag, und als erstes wird erst einmal gegen "rechts" demonstriert. Die erste Sorge gilt nicht dem radikalen Islam, Hasspredigern, radikalen Moscheen, unkontrollierter Einreise und dem Versagen des Staates, sondern dass Rechtsextreme das ja irgendwie instrumentalisieren könnten.
Ich begreife nicht, warum keiner gegen den radikalen Islam auf die Straße geht. Umgekehrtes, fiktives Beispiel: ein Neonazi wäre mit einem Lkw in ein multikulturelles Straßenfest gerast und hätte zwölf Menschen ermordet und dutzende teils schwer verletzt. Dann gäbe Mahnwachen und Demos gegen Rechtsextremismus in ganz Deutschland - und das völlig zurecht.
Warum geschieht so etwas jetzt nicht gegen den radikalen Islam? In einer Demokratie muss man an jeden Extremismus den gleichen Maßstab anlegen und ihn gleichermaßen bekämpfen. Extremisten aller Coleur sind Freiheits- und Verfassungsfeinde. Warum jedoch nach einem islamistischen Anschlag nicht gegen Islamismus, sondern gegen Fremdenfeindlichkeit demonstriert wird, versteh ich nicht.