Der Korrespondent der WELT, Deniz Yücel, sitzt in der Türkei in Haft - wie 150 andere Journalisten. Der Fall zeigt, dass viele Leute noch einmal Nachhilfe in Sachen Meinungsfreiheit nehmen sollten, was überdies für alle politischen Lager gilt. Meinungsfreiheit scheint nur dann zu gelten, wenn es darum geht, die eigene Meinung zu verteidigen: bei den moralischen Narzissten werden unliebsame Meinungen wie Islamkritik schnell zu "Hetze", die gelöscht werden muss.
Im Fall Yücel offenbaren viele aber ebenfalls ein antidemokratisches Verhalten. Auf Profilen einiger Rechter, die sonst immer sofort Stasi-Methoden beklagen und selbstverständlich sonst immer gegen Erdogan sind, liest man Sätze wie "Danke Erdolf" und Wünsche, dass die "Ratte" gefälligst im Knast verschimmeln möge. Der politische Islam, der für genau die selben Leuten als Untergang des Abendlandes gilt, ist auf einmal in Form von Erdogans gleichgeschalteter Justiz Erfüllungsgehilfe, wenn es darum geht, unliebsame Meinungen mundtot zu machen.
Meinungs-, Satire- und Pressefreiheit heißt aber gerade, auch Meinungen zuzulassen, die einem überhaupt nicht gefallen müssen. Ja, man sollte sogar für die Freiheit der anderen Meinungen kämpfen, ganz nach dem berühmten Satz: "Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst."
Viele Menschen in unserem Land sind so festgefahren und mittlerweile so voller Hass gegenüber anderen Meinungen, dass sie sogar bereit sind, essentielle Bestandteile der Demokratie und Freiheit über Bord zu werden. Doch gerade die Freiheit ist es doch, die verteidigt werden muss. #FreeDeniz
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