Mord in Kandel: ein vollkommen mittelalterliches Frauenbild

Hab mir gerade mal das Facebook-Profil des Killers von Mia aus Kandel angeschaut: die Liker, die Freundesliste - alles Männer, keine Frau dabei. Nicht nur bei ihm, auch bei sämtlichen anderen Afghanen in seiner Liste. Man taucht ab in eine Welt, in der sich Frauen verschleiern müssen, um als ehrbar zu gelten, und in denen sie zu Männern keinen Kontakt haben (dürfen). Haben sie es dennoch, gelten sie als „Schlampen“, als „Huren“.

Nicht mal Fotos anderer Frauen werden dort gezeigt, stattdessen wird mit Waffen posiert. Eine von Männern dominierte Welt, in der Frauen am besten ganz aus dem öffentlichen Leben verschwinden müssen. Ich glaube, dass (zu) viele Deutsche noch vollkommen naiv sind, was dieses Frauenbild angeht und schlicht nicht wissen (wollen), was solche Typen über emanzipierte und freie Frauen denken: ja, als Affäre zum Sex ist eine europäische Frau, die sich darauf einlässt, gut genug; geheiratet wird dann aber selbstverständlich eine Jungfrau. Alles andere würde das konservative bis radikale Umfeld niemals akzeptieren.

Meine fb-Freundin und Bloggerin Antje Sievers schreibt dazu: „Der Mörder der Tochter habe sie aus Eifersucht gestalkt, hieß es. Bullshit! Er reagierte so, weil ihm wie einem verzogenen Kleinkind das schönste Spielzeug weggenommen wurde. Und damit war seine Ehre verletzt, oh, oh! Mir blutet das Herz, wirklich, es tut mir weh, dass diesen Eltern nicht im Entferntesten klar war, wie sehr dieser Afghane das Mädchen, dass er erstochen hat, verachtet hat. Denn natürlich war sie in seinen Augen nur eine „Sharmuta“, eine Prostituierte.“

Es ist einfach ein Frauenbild, das Lichtjahre von unserem entfernt ist. Bei uns in Westeuropa ist es vollkommen normal, dass eine Frau schicke Kleider anzieht oder eben nicht als Jungfrau in die Ehe geht. Selbst ein blanker Busen einer Frau ist an bestimmten Orten, z.B. am Strand oder in der Sauna, in unseren Ländern nicht anstößig. In Afghanistan, wo diese Männer teilweise unter Gewalt sozialisiert wurden, gilt selbst offenes Haar als unmoralisch und sündhaft.

Man braucht sich nur anzuschauen, wie mit Frauen, die von der gesellschaftlich legitimierten Linie abweichen, in Afghanistan umgegangen wird. Ich empfehle in diesem Zusammenhang einfach mal die „Geschichte von Farkhunda“ zu googeln.

Ich glaube, dass die Naivität und die falsche Toleranz, die sowohl seitens der Politik als auch von Seiten einiger Mitbürger diesbezüglich vorherrschen, immer wieder zu Konflikten bis hin zu schwersten Verbrechen führen werden. Frauen- oder Weltbilder bzw. Wert- und Moralvorstellungen kann ein Mensch eben nicht so einfach ablegen wie einen Morgenmantel - erst recht dann nicht, wenn sie Galaxien von unseren entfernt sind. Das sollten viele einfach mal begreifen.

P.S.: Ich habe das Profil des mutmaßlichen Mörders hier bewusst nicht geteilt, weil ich weder eine Boulevard-Zeitung noch eine Strafverfolgungsbehörde bin.

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Julian Tumasewitsch Baranyan

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