Letzter Arbeitstag - ab morgen ein Jahr frei

Heute wieder Verabschiedungen, mit Umarmungen, Händedruck, vielen lieben Wünschen. Ich hoffe, dass die KollegInnen noch zur Gänze da sein werden, wenn ich wieder komme. Viele meinten, ein Jahr geht schnell rum, bald werde ich wieder in der Arbeit sein. Aber das höre ich noch gar nicht so gerne, ich möchte, dass das Jahr lange dauern wird.

Nicht, weil ich nicht gerne arbeite. Grad im Gegenteil, ich mag meine Arbeit. Ausser ein eigenes Café zu haben (natürlich am Palmenstrand wie Millionen Andere auch..) fällt mir kein Job ein, den ich lieber machen würde, als das was ich jetzt tu´.

Aber dieses eine Jahr nun werde ich geniessen. Ich habe in den letzten 30 Jahren genug gearbeitet, mehrere Jobs auf einmal gehabt, abends und am Wochenende zusätzlich gelernt, immer wieder in irgendwelchen Fortbildungen oder Unis und FH´s gesessen, das Lernen hat bei mir nie wirklich aufgehört. Aber nun reicht es mir, ich brauche eine Auszeit. Zudem hatte ich mir mit 35 vorgenommen, meinen 50 Geburtstag am Meer zu verbringen. Geplant war eigentlich, dass ich dann dort fix wohnen würde - das kam nun etwas anders. Statt fix wird es nun "nur" ein Jahr.

Die Frage ist also, wie man sein Zeitgefühl so beeinflussen kann, dass einem die Zeit länger vorkommt. Ist es nicht so, dass auf Amtsfluren oder damals in der Schule die Zeit so gar nicht verging? Die Langeweile ists und das Gefühl, Zeit zu "vertun" mit Warten, wo man doch gerade viel lieber Anderes anstellen würde. Das also ist das Geheimnis, dass sich Zeit in die Länge zieht? Die Zeit muss mit Langeweile und einer (Un-)tägigkeit gefüllt werden, die man nicht mag? Nun...dann wird wohl dieses eine Jahr tatsächlich schnell vergehen...denn Langeweile habe ich selten, und Dinge zu tun, die ich nicht mag, gehe ich prinzipiell mal vorsichtshalber aus dem Weg...

Die Zeit ist, jetzt wo ich so schnell älter werde...und schnell deswegen, weil ich meine Zeit eben meist mit für mich angenehmen Inhalten fülle, die Zeit ist also für mich dzt. ein spannendes Thema. Ab 50 muss man sich plötzlich überlegen, ob sich dies oder jenes überhaupt noch ausgehen könnte. Der Luxus auszuprobieren, herumzuschnuppern welche Türen man öffnet, schwindet. Durch mehrere falsche Türen gegangen und schon sind 10 Jahre weg wie ein Flugs, und dann ist man 60 oder gar 70, und dann ist die Frage, ob man noch Interesse und Kraft hat am Abenteuer, Neugierde da ist auf Neues, ob man nicht zu müde ist oder zufrieden mit dem, was man hat und ist.

Ich weiß nicht ob es so ist, und wahrscheinlich ist es sowieso bei allen anders; was ich aber ahne ist, dass ich aufpassen muß bei meiner Wahl und meinen Entscheidungen. Durch eine falsche Türe gegangen kann wenig an Lebenserfahrung bringen. Andererseits weist gerade wiederum die Lebenserfahrung schneller darauf hin, dass es die falsche Türe sein könnte. Also werde ich mich nicht lange aufhalten an Orten, die mich nicht anziehen. An Begegnungen, wo ich schon von vornherein spüre, dass sie mir nicht guttun oder mich nerven werden. Den kleinen, feinen Unterschied zu merken, welches Gespür entspringt aus Vorurteilen und Ängsten, und welches aus Lebenserfahrung, das möchte ich genauer kennenlernen, einfach weil ich nicht mehr soviel Zeit habe auszuprobieren. Irgendwie schade, aber auch gut. Zeitverschwendung mit Unangenehmen war gestern...

2
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
5 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

fishfan

fishfan bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:02

fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:02

3 Kommentare

Mehr von Marlene