Die Schwachen bleiben auf der Strecke

Die Bildung, so scheint es mir, wird wie auf einem Fließband abgefertigt, wer schwach ist, fliegt raus. Doch was ist Schwäche, sich in den Unterrichtsfächern schwer zu tun, nicht mitzukommen und sitzen zu bleiben? Ist es Faulheit und Desinteresse, oder liegen die Ursachen woanders? Aus Erfahrungen in meinem Bekanntenkreis, aber auch im Umgang mit vielen Menschen und durch Beobachtungen, werden Kinder und Jugendliche öfter falsch erzogen und behandelt und in eine Leistungsrolle gedrängt, die nicht immer zu erfüllen ist. Einerseits werden Beeinträchtigungen und Verhaltensstörungen nicht rechtzeitig erkannt, andererseits fehlt es an Motivation und einem intakten Familienleben. Die Erziehung ist zu einem ungeliebten Nebenjob geworden, es fehlt häufig die Zeit und auch der Wille, sich intensiv mit seinen Kindern zu befassen und so jede Veränderung wahrzunehmen und ihr entgegenzuwirken. Im Zeitalter von Smartphones und Tablets als ständige Wegbegleiter und Zeitdiebe bleiben die wichtigen Dinge wie Erziehung auf der Strecke.

Wie leichtfertig geht man mit einer Überweisung an die Sonderschule um, ohne wirklich die genaue Ursache von Leistung und Lernschwäche zu erforschen? In einem mir bekannten und konkreten Fall, es geht um einen Jugendlichen im Alter von 16 Jahren, wurde es bereits im Volksschulalter versäumt, der Ursache für eine hohe Lernschwäche auf den Grund zu gehen. Man war der Meinung, dass es in der Sonderschule eine intensivere Betreuung gibt und man dadurch möglicherweise, eine Verbesserung erzielen kann. Doch der Name Sonderschule ist wie ein Stempel, den man sein ganzes Leben mitschleppt und so manche Türen und Hoffnungen blockiert. Hoffnungen, die auch dadurch zerstört werden, sieht man sich so einen Schulbericht an, ein benotetes Zeugnis gibt es ja nicht. Nun, so ein Schulbericht, wo unter dem fett gedruckten Wort "Sonderschule" der Zusatz "für Schwerstbehinderte und Mehrfachbehinderte" steht, kann und muss alle Hoffnung und Motivation zerstören, vor allem, wenn man als "Normal" mit einer Lernschwäche, so eine Schule besuchen muss und sie dann als schwerstbehindert verlässt. Nun steht dieser Jugendliche vor fast einer unüberwindbaren Mauer eine Lehre zu absolvieren und zugleich die Versäumnisse in der Schulzeit aufzuholen. Nicht weil er sich dazu verweigert, sondern weil in einem Lehrbetrieb niemand die Zeit hat, sich intensiv mit ihm zu befassen, weil es die Scham ist Schulberichte vorzulegen, die ihn als schwerstbehindert bezichtigen. Es gibt zwar Landesjugendheime die Lehrausbildungen anbieten, doch auch hier wird gespart und die Ausbildungplätze sind  begrenzt.

An der Bildung und Ausbildung wird gespart, zu Lasten von Kindern und Jugendlichen, die in einem Bildungssystem stecken, das einer Massenabfertigung gleicht und das grundlegend reformiert gehört.

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irmi

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Silvia Jelincic

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Herbert Erregger

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fischundfleisch

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