Vor Tagen saß ich in meinem Stammcafé, mir gegenüber ein Mann, an die achtzig Jahre, den ich vom Sehen aus kannte. Ich las einen Zeitungsartikel über die Krise in der Ukraine, den ich mit einem leichten Kopfschütteln stumm kommentierte. Meine Reaktion dürfte bemerkt worden sein, denn ich wurde mit einem kurzen Räuspern gefragt, „ob die Intelligenz den Menschen abhanden gekommen ist“.

Ich blickte auf, sah dem Mann in die Augen, in denen ich tiefe Abgründe des Erlebten und einer daraus entstandenen Weisheit in der Frage erkannte.

„Ja“ sagte ich, „es scheint so“!

„Doch es ist nicht die Intelligenz der Technologie um Bomben zu bauen, nicht die, um noch größere Panzer zu konstruieren oder Flugobjekte, die ferngesteuert Menschen töten können“.

„Es ist die Intelligenz des Menschseins, die den Menschen abhanden gekommen ist“.

Der alte Mann nickte zustimmend und meinte dann, „dass die Menschen nichts gelernt und verstanden haben und der Unterschied zum Krieg mit Waffen, der Krieg mit Lügen ist, der am Ende aber wieder zum Krieg der Zerstörung führt“.

Als ich später Zuhause angekommen war, hallten diese Worte in mir noch nach und auch wenn ich glücklicherweise nie einen Krieg miterleben musste, so schauderte es mir bei dem Gedanken an dieses unermessliche Leid, in das Antlitz der Zerstörung und des Todes zu blicken.

Kriege, so wurde mir bewusst, entstehen immer durch Verführer und Verführte und das hat sich bis zur Gegenwart nicht geändert. Die fehlende Intelligenz zu erkennen, macht die Verführten zu Opfern, das geschieht Tag täglich im Einzelfall oder erfasst die Mehrheit der Menschen.

Was mich dabei aber nun am meisten betroffen macht ist, das ich sehr oft zu jenen Verführten gehöre, die ihr eigenes Opfer sind.