Nach dem so erfolgreichen Europacup-Herbst verabschiedet sich der SK Rapid Wien mit zwei klaren Niederlagen gegen den CF Valencia. Doch nicht nur die Mannschaft sorgte für Aufregung, auch die Fans, genauer gesagt die Ultra-Gruppierungen standen einmal mehr im Mittelpunkt.

Nachdem die Rapid-Ultras aufgrund der strengen Stadionrichtlinien in Spanien nicht einmal einen Banner mit der Aufschrift "Ultras" ins Stadion mitnehmen durften und auch jegliche Kompromisse scheiterten, blieben viele aktive Supporter dem international größten Rapid-Spiels seit fast 20 Jahren fern.

Die Revanche der Kurve folgte eine Woche später, als vor Matchbeginn ein riesiges Transparent mit der Aufschrift "Puta Valencia" präsentiert wurde. Doch auch als dieses aus Protest der spanischen Vereinsführung entfernt wurde, kamen kleinere Plakate in spanischer Sprache mit ähnlich freundlicher Botschaft zum Vorschein.

Ultras Rapid http://www.ultrasrapid.at/2016/02/25/sk-rapid-wien-valencia-cf-2/

Haben die Ultras den Bogen überspannt? Zählt dieses Verhalten als gefährliche Drohung oder nur als Blödelei? Wo sind die Grenzen beim aktiven Support im Stadion?

Zuerst ist zu betonen, dass Emotionen & Leidenschaft ein grundlegender Teil des Fußballs, aber auch der Fanszene sind. Der Stolz auf den eigenen Verein und die Abneigung gegenüber Rivalen ist hierbei nur selbstverständlich. Bei den Begegnungen zwischen Rapid & Valencia kamen einige verschärfende Faktoren noch dazu; in Spanien zeigte man sich nicht kompromissbereit, was selbstverständliche Unterstützungsmethoden, wie Plakate, Fahnen & Banner angeht. Die Fangruppierungen sahen sich hierbei in ihrem Stolz verletzt; weniger was die Utensilien an sich angeht, mehr weil man in Valencia allein wegen des Namens Ultras in ein politisches Eck gestellt und wie unerwünschte behandelt wurde.

Zusätzlich sorgte die enttäuschende Partie & die geplatzten Aufstiegsträume für zusätzlichen Frust, der sich dann im Rückspiel in Form eines beleidigenden Banners entlud.

Natürlich war die Formulierung weder die feine englische Art, noch ist sie ein finanzieller Segen für den Klub, da eine hohe Geldstrafe droht. Allerdings sollte man nicht gleich jede Stichelei als Angriff sehen, sondern gewisse Emotionen tolerieren. Fußball lebt von Emotionen, auch wenn diese hier eindeutig negativ & frustriert waren. Vielleicht war es auch ein Weg für die aktive Szene um mit den beiden verhexten Begegnungen abschließen zu können.

Vergleicht man diesen Skandal mit den Vorkommnissen in Athen am selben Tag, kann man das Banner als nahezu harmlos bezeichnen. Vor der Partie zwischen Olympiacos Piräus & RSC Anderlecht bewarfen sich beide Fanlager in der Innenstadt mit Stühlen, Flaschen, Bengalos & Feuerlöschern, wodurch einige Fans verletzt wurden.

Ultras Rapid http://www.ultrasrapid.at/2015/10/22/sk-rapid-wien-fc-viktoria-plzen/

Als Rapid-Fan muss man nun wohl oder übel vom Europacup Abschied nehmen, doch anstatt alles ins negative zu ziehen, sollte man an die Höhepunkte der Saison denken - denn die gab es trotz Valencia-Debakel & Skandal-Plakates genauso auf und neben dem Rasen. Und wer Mannschaft & Fans aufgrund dieser beiden Partien kritisiert, sollte an die Glanzlichter beider Seiten im Herbst erinnert werden.