Am Sonntag wird in einer Stichwahl Frankreichs neuer Präsident oder sogar Präsidentin gewählt. Amtsinhaber Emmanuel Macron versucht seine Präsidentschaft gegen die Vorsitzender des „Rassemblement National“ Marine Le Pen zu verteidigen. Prognosen sehen ein Kopf-an-Kopf-Rennen voraus. Noch 2017 unterlag Marine Le Pen Macron. Das könnte am Sonntag anders ausgehen.
„Macroleon“ – wie ihn Teile Frankreichs den aktuellen Präsidenten titulieren – verfügt nicht einmal über eine eigene Partei. In den Regionen Frankreichs verfügt die „Macron-Bewegung“ über kaum Mandatsträger. 2017 wurde Emmanuel Macron nur gewählt, um Marine Le Pen zu verhindern. Das könnte sich am kommenden Sonntag ändern, der „Spieß“ könnte umgedreht werden.
Selbst gestandene Franzosen äußern, sie würden Le Pen vorziehen. Zuletzt informierte Le Pen ihre Sichtweise auf Deutschland. Sie unterhält kein besonders gutes Verhältnis zum französischen Nachbarland. Ebensowenig steht Marine Le Pen der AfD nahe.
In Bezug auf Deutschland teilte die Vorsitzende des „Rassemblement Nation“ mit:
Sie wird die gemeinsamen Rüstungsprogramme abbrechen. Sie kritisiert die Nähe Deutschlands zu Amerika, das dort amerikanische Flugzeuge kaufe.
Sie kritisiert Deutschland Atomausstiegs-Politik (Energiewende)
Sie kritisiert, dass Frankreich auf nukleare Abschreckung setze (Force de Frappe). Deutschland hingegen favorisiert den Schutz durch die NATO. Beides ist für Le Pen unvereinbar.
Le Pen spricht nicht etwa eine „Deutschlandfeindlichkeit“ der Franzosen, sondern vielmehr die Abneigung Frankreichs gegenüber den Amerikanern an. Sie konzentriert sich auf die französischen NATO-Gegner. Deren Stimmen möchte sie im Endspurt um das Präsidentenamt für sich gewinnen. Sie könnten Marine Le Pen zum Sieg verhelfen.
Am Ende steht die Frage, wie sehr stehen die Franzosen zum derzeitigen Europa. Wollen sie dieses so fortführen, dann wählen sie Macron. Ein neuer europäischer Weg kann nur mit Le Pen aus französischer Sicht gelingen.
Die Wahl von Marine Le Pen zur französischen Präsidentin würde in Europa neue Diskussionen hervorrufen. Die Deutsch-Französische-Diplomatie wird vor neue Herausforderungen gestellt. Vielleicht bringt eine Präsidentin Le Pen auch eine neue „Europäische-Achse“ ins Spiel: Frankreich, Dänemark, Polen, Ungarn und Österreich als die neuen europäischen Trendsetter.
Bringen die Franzosen den Mut auf, um sich von Emmanuel Macron zu trennen? Bekommt Europa über Marine Le Pen eine Trendwende der aktuellen europaweiten Politik? Der kommende Wahlsonntag wird spannend.
Zuerst erschienen im Blaulichtlog.de