31 Meter. So weit bewegt sich eine Pute in 24 Stunden vorwärts. Bei einem freilaufenden Huhn am Bauernhof im Wienerwald sind es sieben Kilometer. Auf diesen 31 Metern wird die Pute 134 Mal von einer anderen Pute angerempelt, weil sie in den Hallen so eng zusammengedrängt sind. Dabei bewegt sie sich in 30 cm tiefem Kot – geputzt wird hier nicht. Das Ganze passiert noch dazu unter Dauerbeleuchtung: 70% aller Betriebe haben das Flutlicht permanent eingeschaltet, damit die Tiere noch mehr essen und sich schneller entwickeln.

Das ist der normale 24-Stunden-Tag einer Pute! Sechs Monate lang, bis sie zum Schlachthaus kommt. Wenn sie es bis dahin schafft. Denn 15% der Tiere sterben noch bevor sie der Tiertrandport holt. Täglich töten sich fünf Tiere in den engen Zuchtfabriken gegenseitig. Damit sie sich nicht noch mehr verletzen, haben findige BetreiberInnen ein Laserkarussell entwickelt, in denen ihre Schnäbel abgeschnitten werden: Die Tiere werden in Apparaturen gehängt, der Schnabel durch ein Loch durchgesteckt und innen fixiert. Ein Laser brennt ihnen daraufhin die Schnabelspitze ab.

Doch wer interessiert sich schon für Puten? Niemand. Vielleicht liegt das daran, weil sie nach unseren Maßstäben hässlich aussehen, mit ihren faltigen Gesichtern und dem riesigen Geschwülst am Kopf. Scheinbar können sie nur wenig Mitgefühl wecken. Möglicherweise ist auch ihre Herkunft aus Südamerika für das Desinteresse verantwortlich. Puten, gibt’s die überhaupt bei uns? Allerdings gibt’s die. Rund 1,3 Millionen werden in Österreich jährlich geschlachtet, die so produzierte Fleischmenge beträgt ein Viertel derjenigen von Hühnerfleisch. Jede der 144 Putenmastfabriken Österreichs hält im Mittel zu jedem Zeitpunkt 5000 dieser Tiere.

Es wird Zeit, dass wir Puten zu unseren sogenannten Nutztieren zählen und uns für Verbesserungen bei ihrer Haltung einsetzen. Wir haben es geschafft, dass Legebatterien von Hühnern in der Öffentlichkeit als Tierquälerei erkannt und schließlich abgestellt wurden. Das sollte uns auch für die Puten gelingen. Denn das, was zurzeit mit ihnen passiert, ist nichts Anderes als ein Riesenskandal!