Am 18.04.2020 wurde in der Ö1-Sendung „Im Journal zu Gast“ der Infektiologe Dr. Christoph Wenisch zur aktuellen Coronavirus-Situation interviewt und hat dabei folgenden Satz geäußert: „Covid-19 ist erst vorbei, wenn es eine Impfung gibt. Es sollen ja sieben Milliarden Menschen so eine Impfung bekommen. Da sehe ich ein großes Sicherheitsthema, und alles, was gescheit geprüft wird, das dauert.“
Das würde bedeuten, dass bei einer Weltbevölkerung von derzeit 7,75 Milliarden Menschen de facto alle geimpft werden sollen. Wenn ein Universitätsdozent eine solche Behauptung aufstellt, muss es dafür einen fundierten wissenschaftlichen Hintergrund geben, dachte ich mir. Ich bin aber weder auf eine neue Studie noch eine WHO-Mitteilung gestoßen, die diese Aussage bekräftigt hätte. Unglaublich, aber wahr: Herr Dr. Wenisch hat doch tatsächlich Bill Gates zitiert. Dieser hat den ARD-Tagesthemen am 12.04.2020 in einem Interview angekündigt: „Wir werden den zu entwickelnden Impfstoff letztendlich sieben Milliarden Menschen verabreichen. Da können wir uns keine Probleme mit bedrohlichen Nebenwirkungen leisten.“
Zwei Fragen drängen sich mir nun auf:
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1. Wie kann es sein, dass ein namhafter Mediziner unkommentiert die Forderung eines Mannes nachplaudert, der nur viel Geld, aber keinerlei humanmedizinische Ausbildung hat?
2. Wie kann es sein, dass in öffentlich-rechtlichen Medienanstalten derartige Äußerungen unhinterfragt im Raum stehen gelassen werden?
Bei der ersten Frage sehe ich leider immer mehr Interessenskonflikte zwischen einer finanziell ausgehungerten Wissenschaft und einer zahlungskräftigen, omnipräsenten Pharmalobby. Prim. Univ.-Doz. Dr. Wenisch ist neben seinen beruflichen Tätigkeiten am Wiener Kaiser-Franz-Josef-Spital und der Medizinischen Universität auch Vorstandsmitglied der „Österreichischen Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin“ (ÖGIT). Die ÖGIT führt auf ihrer Homepage folgende unterstützende Mitglieder an: Novartis, Merck Sharp & Dohme, Biomerieux – alles Big Player der internationalen Pharmaindustrie.
In diesem Zusammenhang sei auch die Corona-Taskforce der österreichischen Bundesregierung erwähnt. Die Hälfte des wissenschaftlichen Beirats ist in Vereinen, Verbänden oder Firmen tätig, auf deren Internetseiten die Logos von Sanofi, Bayer, Pfizer, Novartis, Boehringer u.v.a. prangen: Dr. Kollaritsch (Fa. medEXCITE), Dr. Burgmann (ÖGACH), Dr. Thalhammer (ÖGIT), Dr. Weiss (ÖGIM).
Wir hinterfragen so viel, aber seien wir ehrlich: wenn es um die Vernetzung von Big Pharma und Forschung geht, sind wir immer noch auf einem Auge blind. Oder würden wir einem Klimaschutzgesetz-Beirat vertrauen, in dem Vertreter sitzen, die sich ihre Arbeit von der Automobil- und Flugzeugindustrie sponsern lassen? Nur weil etwas zum Wohle der Menschheit gemacht wird, heißt es nicht, dass Profitgier und Lobbying sakrosankt sind. Ganz im Gegenteil – hier heißt es noch viel genauer hinschauen!
Womit ich zur zweiten Frage komme und hier fällt eines auf: die öffentlich-rechtlichen Sender versagen auf ganzer Linie. Sowohl Bill Gates als auch Dr. Wenisch haben geschickt formuliert, indem sie nicht von der „gesamten Menschheit“ sondern von sieben Milliarden Menschen geredet haben. Bei der „gesamten Menschheit“ wäre der Moderator eventuell ins Stocken geraten und hätte vielleicht einmal nachgefragt, aber eine hingeworfene Zahl übernimmt man sehr schnell kommentarlos, noch dazu wenn sie von einem fachkundigen Wissenschafter stammt und wenn man womöglich – ohne jemanden etwas zu unterstellen – nicht einmal im Kopf hat, wie viele Menschen zur Zeit auf unserem Planeten leben.
Außerdem ist eine gewisse Hilflosigkeit bei den Journalisten gegenüber wissenschaftlichen Themenkomplexen zu beobachten, was zur Folge hat, dass Interviews oft passiv und mit einer spürbaren Autoritäts-Hörigkeit geführt werden. Beim ARD-Gespräch mit Bill Gates hatte man den Eindruck, dass der Papst interviewt wird. Trotzdem ist es die Aufgabe, speziell von öffentlich-rechtlichen Leitmedien, dass solche Interviews immer hellhörig und aufmerksam geführt werden und spätestens in der Folge-Betrachtung ordentlich analysiert und nicht blind typografiert werden. Auf orf.at ist bis zum jetzigen Zeitpunkt (19.04.2020, 22.00 Uhr) nur eine Zusammenfassung des Interviews zu lesen.
Bis zum jetzigen Zeitpunkt (19.04.2020, 22.00 Uhr) hat es der ORF leider auch nicht geschafft, die Covid-Fallzahlen pro Bundesland in einem mathematisch richtigen Kontext zu publizieren. „Die meisten Fälle … gibt es nach wie vor in Tirol (3.417), gefolgt von Niederösterreich (2.476), Oberösterreich (2.200) und Wien (2.198)“, ist da zu lesen. Absolute Zahlen sind hier irreführend, da sie ja nichts über den Bezug zur jeweiligen Bevölkerungszahl sagen. Das „Ranking“ muss auf 100.000 Einwohner (EW) bezogen werden und lautet richtig: Tirol (451/ 100.000 EW), Vorarlberg (216/ 100.000 EW), Salzburg (215/ 100.000 EW).
Mit Zahlen dürfte es beim ORF im Moment etwas hapern, wie wir ja von Bill Gates und Dr. Wenisch wissen…
;)