Reporter ohne Grenzen veröffentlichte wieder die Rangliste der Pressefreiheit und Österreich ist abgestürzt, von Platz 17. auf 31. Ich finde Rankings interessant, besser gesagt, den Versuch zu messen, was schwer bis gar nicht messbar ist. Die Umwandlung von Beobachtungen in einen Zahlenwert. Wie viele der Bewertungskriterien basieren auf subjektiven Beobachtungen und nicht auf objektiven Fakten? Die Frage können nicht einmal die Ersteller des Rankings beantworten. Wie werden die Daten erhoben, es wird ein Fragebogen an ausgewählten Experten verschickt. Die Experten sind Journalistin, Akademiker und Menschrechtsaktivisten. Der Mensch ist nicht objektiv und Menschrechtsaktivisten, die meistens in Opposition zum Staat und Regierung stehen, schon gar nicht. Ich denke ein Mensch, der dem Sozialismus nahesteht, wird anders urteilen als ein Mensch, der wirtschaftsliberal oder konservativ ist. Der Mensch ist nun einmal die Summe seiner Überzeugungen.
Reporter ohne Grenzen kritisieren eine mangelnde Transparenz und den Zugang zu Informationen. Die Kritik kann ich gerne erwidern, sie haben vieles was die Rangliste betrifft transparent gemacht, die Informationen veröffentlicht. Warum wurde der Fragebogen nicht veröffentlicht? Wie wäre es, rückt den Fragebogen raus! Was mich noch interessiert, wären die politischen Ansichten der ausgewählten Experten. Ich will wissen, welche politische Ansicht die Rangliste dominiert, oder ist es ausgeglichen? Wer Transparenz von anderen fordert, der sollte selbst mit gutem Beispiel vorangehen.
Die Reporter ohne Grenzen veröffentlichten die Bewertungskriterien, die sie in fünf Kontextindikatoren unterteilen. Hier ist eine Frage, ob es Unterstützung gibt für die Rolle der Medien "Politiker und Regierung im öffentlichen Interesse zur Rechenschaft zu ziehen". Ich sehe diese Formulierung als problematisch an. Ist es eine unpräzise Übersetzung? Wenn nein, wie ist zur Rechenschaft ziehen definiert? Anklage erheben, die Schuld feststellen, wenn eine Verfehlung von Politikern strafrechtlich relevant ist, ist es die Aufgabe der Justiz und nicht der Journalisten. Spielt hier die Metapher der Journalismus wäre die vierte Gewalt im Staat, ein Wächter, ein Hütter der Demokratie, eine Rolle? Die Metapher ist eine Überhöhung des Journalismus. Nein, der Journalismus ist keine Gewalt im Staat. Der Journalismus unterliegt keiner staatlichen Kontrolle, soll er ja auch nicht. Der Journalismus hat auch nicht die demokratische Legitimität, Journalisten werde nicht durch den Bürger gewählt. Der Journalismus ist auch nicht im Bauplan der Demokratie als vierte Gewalt eingezeichnet, er steht nicht in der Verfassung. Was hat der Journalismus für eine Aufgabe, die Menschen zu Informieren oder Politiker und Regierung zur Rechenschaft zu ziehen? Der Journalismus soll kritische sein, er soll Missstande aufzeigen, aber zur Rechenschaft ziehen? Wenn es keine strafrechtliche Relevanz hat, ist es die Aufgabe der Bürger an der Wahlurne Politiker und Regierung zur Rechenschaft ziehen. Wer jenes nicht kapiert, der hat die Demokratie nicht verstanden.
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Ein Kontextindikatoren ist die Sicherheit. In dem Punkt ist die Frage entwürdigenden oder hasserfüllten Äußerungen gegenüber Journalisten enthalten. Wie schaut es hier in Österreich aus. Ja, es gibt Menschen, die gegenüber Journalisten ihren Unmut in unangemessener Weise ausdrücken. Journalisten sind auf Demos gewisser Gruppen unerwünscht. Der Witz, Journalisten werden nicht nur vom normal Bürger beflegelt, in den sozialen Medien beflegeln sie sich gegenseitig. Passt eine Aussage eines Journalisten der Linken-Bubble nicht, wie der "Salat" Sager von Martina Salomon, dann gibt es einen Shitstorm. In dieser Kategorie sind sich die User verschiedener politischer Ansichten nichts schuldig. Die Shitstorms gibt es aus jeder politischen Richtung gegen Journalisten. Die sozialen Medien werden zum Überdruckventil für den Unmut über Journalisten. Ich finde es immer wieder erheiternd, wenn ein User sachliche Kritik an einem Journalisten auf Twitter äußert und dann der User blockiert wird. Einige Journalisten in Österreich sind wahrliche Mimosen, austeilen können sie, aber nichts einstecken. Ist Kritik schon eine entwürdigende Äußerung?
Hinterfragen ist eine Aufgabe des Journalismus, doch wer hinterfragt die Reporter ohne Grenzen? Wer schaut sich kritisch die Rangliste der Pressefreiheit an, niemand? Sollen wir diese Rangliste als unumstößlich erachten, frei von Fehlern? Ich würde sagen nein, allwissend ist niemand. Wo ist die Kontrolle der Rangliste der Pressefreiheit?