Die Corona-Demos fördern echte Originale zu Tage. Die Demonstranten sind breit gefächert, von Rechtsextremen, zu Verschwörungstheoretikern, über Esoteriker, bis FPÖ Sympathisanten und normalen Bürgern, ohne bestimmter Ideologie. Die Bürger, wollen ihr normales Leben wieder, wollen Party machen, wollen Freunde treffen, wollen Bildung für ihr Kinder, verstehen die Maßnahmen nicht, oder sind einfach besorgt um ihre Freiheit. Die Demonstranten sind ein bunt gemischter Haufen. Die Ängste sind berechtigt, aber leiden sie auch an einer gewissen übertriebenen Erregung.
Kommen wir zur provokanten Frage, wie viele Menschenleben ist den Corona-Demonstranten ihre Freiheit wert? Wie viele Leben sind sie bereit zu opfern, 10.000, 50.000 oder 100.000 Leben? Was ist der Plan der Demonstranten? Wie ist es mit unserer Demokratie zu vereinbaren?
Die Pandemie stellt die Menschen vor ungelöste Probleme. Der Mensch lebte in Europa in einer Sicherheit, er konnte seine Zukunft planen und erwarten mit 81,64 Jahren zu sterben. Die Sicherheit der Planung ist dahin, wir können nicht einmal mehr einen Urlaub planen. Die jungen Menschen haben ihre Vorstellungen, die Ausbildung beenden, einen guten Job finden, die Welt bereisen, eine Familie gründen, einfach gesagt ein schönes Leben haben. Die Vorstellungen hat die Pandemie zertrümmert und dem Leben eine gewisse Leichtigkeit genommen. Die Pandemie zeigt der Gesellschaft, das Leben kann früher zu Ende gehen als erwartet. Die Pandemie versetzte uns in Zeiten, die wir vergessen haben, wo es nicht sicher war ein langes Leben zu haben, ohne die Wunder der modernen Medizin. Das Virus ist tödlich und eine Art des russischen Roulettes.
Die Politik hat eine gewisse Verantwortung, natürlich nicht für jedes einzelne Leben, aber eine Verantwortung für unser Gesundheitssystem und dieses vor einer Überlastung zu schützen. Die Politik trägt die Verantwortung unseren Staat, unser System, am Laufen zu halten. Der Virus braucht niemanden töten, aber durch eine unkontrollierte Ausbreitung könnte es 10%, 15% oder 20% der arbeitenden Bevölkerung ausschalten. Der Virus könnte in einem systemkritischen Betrieb, wie Energieversorger, Wasserversorger oder Feuerwehr die halbe oder dreiviertel der Belegschaft ausschalten. Es gibt diese Szenarien, sie liegen im Bereich des Möglichen, sie brauchen nicht eintreffen, aber sie können. Die Politik handelt, sie ergreift Maßnahmen, sie entscheidet und probiert die Flogen so gut es geht abzufedern.
Die Politik lebt hier in einem Spannungsverhältnis, was ist zumutbar, wie viel Freiheit kann ein Bürger haben, wie strak soll der Schutz des Systems sein, wie viel Wirtschaft soll möglich sein. Die Politik sucht die Balance und es ist schwer sie zu finden. Die Politik hat Fehler gemacht, aber wer macht in dieser Situation keine Fehler, alle fahren auf halbe Sicht, kein Staat in Europa hat die Lösung. Niemand in Europa, kein Staat, keine Institution, kein Bürger war auf eine Pandemie vorbereitet. Natürlich hat es Pläne gegeben, aber die wurden bis jetzt nie gebraucht und erprobt waren sie schon gar nicht, es gab sie nur am Papier. Die Regierung handelt so gut es ihr möglich ist und es gibt keinen Masterplan. Was uns wieder zu den Corona-Demonstranten bringt. Die Regierung hat keinen Plan, sie entscheidet aufgrund der Situation, aber die Gegner der Corona-Maßnahmen, haben genauso wenig einen Plan, der die vulnerablen Gruppen schützt und dem Rest ein normales Leben erlaubt. Wir alle sollten uns eingestehen, wir haben ein Blind Date im Dunkeln, sitzen neben einen rauschenden Wasserfall und wir können nur spekulieren wie unser Gegenüber ausschaut und was es sagt.
Die Politik soll der Bevölkerung Sicherheit und Hoffnung geben, doch in einer Pandemie ist es schwer. Die Politik kann nicht sagen, wir tappt im Dunkeln, es vermittelt keine Kompetenz, keine Sicherheit und auch nicht gerade Hoffnung. Die Politik kann hier nicht nach dem üblichen System der Wahlversprechen agieren, die Enttäuschung kann schnell kommen. Die Demos sind ein Anzeichen der Enttäuschung. Die Politik braucht einen anderen Zugang.
Die Situation ist für Menschen erschreckend, die einen reagieren mit Angst vor dem Virus, die anderen reagieren mit Angst gegenüber den Maßnahmen. Ich verstehe die Menschen, die sich von Verschwörungstheoretikern ködern lassen, oder von Politikern mit den einfachen Lösungen. Der Mensch sucht in allem unbekannten einen Sinn, früher haben Götter die Blitze geschleudert, heute wissen wir, es sind elektrische Entladung. Die Pandemie bedeutet einen Kontrollverlust und der Mensch sucht eine Erklärung, damit er wieder Sicherheit hat. Es ist leichter den Eliten die Schuld zu geben, als sich einzugestehen, dass ich keine Ahnung habe und nicht weiß wer die Schuld trägt. Marx und Engels habe auch eine Art von Verschwörungstheorien entwickelt und der Bourgeoisie die Schuld für die Verhältnis der Arbeiter gegeben. Der böhmische Gefreite entwickelte seine eigene Theorie und benannte das Weltjudentum als Schuldigen.
Jede Zeit, jede Krise, jede Ideologie hat so ihre Theorien um eigenes Unwissen, eigene Ahnungslosigkeit zu verstecken und dem Menschen mit Hilfe eines falschen Schuldigen die Hoffnung auf besser Zeiten zu versprechen. Die Zeit ist A… und Hoffnung durch falsche Schuldige macht es nicht besser. Nein, es hilft nicht, den Bundeskanzler als Lobbyisten der Pharmaindustrie zu deklarieren, es ist falsch und macht die Situation nicht besser. Der Virus wird durch Reden für die Freiheit nicht verschwinden.