Der „Bunker GO-42“ ist eine ehemalige militärische Anlage im Zentrum von Moskau, getarnt unter einem zivilen Gebäude, das nach dem 2. Weltkrieg im Stile eines Nutzgebäudes aus dem 19. Jahrhundert errichtet wurde. In einer Tiefe von 65 Metern unter der Erde dient ein Teil der 7000m2-großen Bunkeranlage heute als "Museum des Kalten Krieges". Die Aufgabenstellung Stalins, der die Fertigstellung im Jahre 1956 allerdings nicht mehr erlebte, war einen Gefechtsstand für den Fall eines Atomkrieges zu schaffen.
Erst durch Austestung verschiedener Bunkersystem Im Vorfeld wurdeirgendwo in der kasachischen Wüste durch denEinsatz von mehr als 2000 Tieren als Nukedummiesdiese "optimale" Bunkervariante entwickelt. Neben der Anbindung an die Versorgungsstollen der Moskauer Metro lag der Vorteil des Bunkers darin, dass imFalle eines direkten Atomangriffs mit der vierfachen Sprengkraft der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki einem Kreis von 600 Personen das Überleben gesichert werden konnte.
Gestern stiegen wir zu Fuß 18 Stockwerke zu jener Kommandozentrale des Bunkersystems hinabvon der aus während der Kubakrise fast der Befehl für einen atomaren (Gegen-) Schlag gegeben worden wäre, als sich die Welt 1962 am Rande eines Atomkriegs befand. Der Konflikt mit den USA hatte sich schon so weit zugespitzt, dass die Bunkeranlage (das erste und einzige Mal in ihrer Geschichte) von dann über 2000 Personen (bei einer Lufttemperatur von 45 Grad C) genutzt wurde um in Sicherheit auf den Ausbruch des Atomkrieges zu warten.
Relativ befremdlich war eine interaktive Demonstration jener Prozessschritte die notwendig gewesen wären, um den atomaren Schlag durchzuführen. Die gleichzeitige Betätigung von bestimmten Knöpfen und Codes durch den Guide und einen Freiwilligen aus dem Publikum an einer historischen Rechenanlage (die stark an die Kulisse einer James-Bond-Bösewicht Kommandozentrum aus den 60ern erinnerte) startete aufbereitetes, historisches Filmmaterial, als würden Raketen nun in Richtung des Klassenfeindes in den Vereinigten Staaten von Amerika fliegen und dort wesentliche Städte vernichten. Auch wenn man den Machern der Ausstellung nicht wirklichPropagandazieleunterstellen kann, spürte man einen Grundstolz, eventuell ein Leitmotto das lauten könnte: „Wir Russen mussten, müssen und werden uns unseren historischen Aufgaben stellen“.
Im „Bunker GO-42“ wurde einem das Privileg, dank einer späten Geburt den furchtbaren Zeiten spieltheoretischer Nuklearstrategien entkommen zu sein, wieder vor Augen geführt. Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Europa und insbesondere Deutschland es nicht nötig haben sollten, die mühsam aufgebaute Partnerschaft zu Russland unter der Anleitung der USA in kürzester Zeit wieder Jahrzehnte zurückzuwerfen.