Das großartige Interview mit dem deutschen Oberstleutnant aD J. Scholz zu dem "War on Terror" wirft auch einige Fragen zu Themen auf, die uns mitunter noch näher sind als die weltpolizeilichen Schachspiele der USA.

Verschwörungstheorien sichern so manche (geheimdienstliche oder allgemein verschwörerische) Tätigkeit dahingehend ab, dass ja bereits die Subsumierung unter diese Kategorie oftmals schon reicht, um die fragestellenden Menschen auf ein diskursives Abstellgleis zu schicken. An dem Interview mit Scholz gefällt mir, dass der Oberstleutnant aD diese pitfall clever umschifft. Er bemüht sich im Falle 9/11 erst gar nicht Beweismittel fremder Disziplinen zu diskutieren, sondern sagt - auf Basis seiner Erfahrung als ehemaliges Mitglied des NATO-Stabes - dass eine Inaktivität der amerikanischen Luftabwehr am 11. September 2011 über zwei Stunden schlichtweg unmöglich ist, wenn man die seit den amerikanischen Erfahrungen auf Perl Habour entwickelten Prozesse dazu kennt....

Ganz clever benennt er auch die positive Grundstimmung im deutschsprachigen Raum gegenüber der USA als einen wesentlichen Faktor für das fehlende Vermögen das Agieren des größten Verbündeten Deutschlands (medial) überhaupt kritisch zu kommentieren, oder gar eine Öffentlichkeit für diesbezügliche Themen herstellen zu können. Wenig überraschend damit auch, dass das unter Putin und durch Erdöleinnahmen am geopolitischen Schachbrett wiedererstarkte Russland, den Amerikanern, ihrem global missile defence-Plan und ihren Verbündeten an der kurzen Leine ein Dorn im Auge ist.

Für eine bessere (im Sinne ehrlichere) Medienwelt fehlt also nur noch, dass das Buch von Guido Grandt und Udo Schulze, "Staatsaffäre Natascha Kampusch" in österreichischen Medien diskutiert werden dürfte und würde. Wann wird Ernst Holzapfel vernommen, wann werden die Vermögensverhältnisse von Priklopil offengelegt und wann wird das Märchen von der langjährigen Gefangenschaft im Keller revidiert?