Ich stieß auf Unverständnis, weil ich das Auftreten hiesiger Blogger scharf kritisierte, mir verbat, dass diese auf Einträge von mir reagieren, weil sie doch meinen Ansichten sonst nicht so weit entfernt sind. Ich nehme mich sonderlich wichtig, will dennoch faires Diskutieren, auch bei stark gegensätzlicher Meinung.
Ich hatte eine üble Tour erlebt, fühlte mich auf den Schlips getreten, wollte Ruhe vor den argumentationslosen Dauerdiskussionen mit diesen Beiden haben. Weil ich solche Diskussionen schlicht unsinnig finde und auch einer bin, der sich bei Provokationen nicht immer beherrschen kann. Es bringt niemanden etwas, es sei denn etwas Beifall weil man den Anderen niedergemacht hat, ihn provoziert hat. So wird aber niemand bereit sein, ehrlich zu diskutieren. Sondern wenn nicht Schweigen, deren Meinung komplett ignorieren.
Deutschland muss m. E. diskutieren lernen. Dies merkt man immer wieder, wenn man das Benehmen einiger Deutscher auf dieser Plattform liest. Da wird oft versucht bei gegensätzlicher Meinung der Andersdenkende durch Nachtreten, Nickligkeiten, Gehässigkeiten, persönliche Angriffe, Provokationen, durch geballtes Auftreten im Zusammenspiel die Gegenseite lächerlich zu machen oder als dumm darzustellen, schlicht auszukegeln.
So kann keine Diskussion entstehen. Diskussion basiert auf einen Teil Annäherung und Öffnung gegenüber dem Anderen, ihm zuzuhören, seine Meinung zu durchdenken, mindestens diese stehen zu lassen.
Es sind nicht nur die Beleidigungen oder Fake-News, sondern es sind vielfach die kleinen Dinge, die offene Diskussionen unmöglich machen. Davon sind wir meilenweit entfernt. Ich habe den Eindruck, dass sich dabei oft einige Österreicher beschämt oder aus ihrer Lockerheit heraus zurückziehen, während die Deutschen weiter maßlos aufeinander einhacken. Es geht dabei gar nicht mehr um das Thema des Blogs oder einige Punkte, sondern darum den Andersdenkenden stillzusetzen, er/sie ist ja schlicht doof.
In den Kommentarleisten geht es zunächst darum seine Meinung zu dem Blog zu äußern. Diese Meinung sollte verbunden sein mit Argumenten, entsprechenden Begründungen warum man diese Meinung vertritt. Doch sucht man bei einzelnen Leuten hier nach Argumenten in den Kommentaren, da ist oft Fehlanzeige. Ich frage mich, was haben die hier dann verloren, wo doch nur die Blogger miteinander diskutieren sollten und damit ergebnisoffene Diskussionen selbstverständlich sein sollten. Es lässt sich nicht verhindern, auch jemand der meist ohne Argumente mitdiskutiert, kann halt einen Blog schreiben.
Zuerst gilt es die Andersdenkenden zu akzeptieren. Wenn man weiß dass man mit seiner Meinung bei diesem nicht überzeugen kann, auch nicht bereit ist selbst weitere Punkte zu lesen und zu bedenken, dann stellt man zur Gegenüberstellung seine Meinung daneben und lässt die des Andersdenkenden stehen. Die Leser entscheiden dann selbst, was sie überzeugt. Wir können hier die Welt nicht ändern oder bessern, aber wir können vielfältige Meinungen liefern. Oft macht es nicht die Masse, sondern die Qualität der Argumente und die Näher der Meinung an der Realität. Auch ein oftmaliger Fehler.
Warum die Diskussionskultur besonders in Deutschland so schlimm ist? Es ist teils der Umgang der großen Medien und der Eliten mit den Andersdenkenden und Kritikern, der die "normalen" Bürger zum Nachmachen anleitet. Und es ist das langjährige Fehlen von Argumenten bei einigen Ansichten, die aber besonders lauthals und aggressiv vorgetragen wurden, weil sie Teil von Ideologien sind. Die Missachtung jedweder Grundsätze in der Diskussionskultur reiht sich ein in Werkzeuge zu Stilllegen von Kritikern, wie Politische Korrektheit, Halbwahrheiten, Cancel Culture. Es sind Werkzeuge, die jedes Regime mit Kusshand aufnimmt. Ist die offene Diskussion verschwunden ist es oft nur ein Schritt zur Einschränkung der Freiheit und Beschneidung der Rechte. Deswegen ist das Diskutieren so wichtig, deswegen muss Deutschland schnell wieder diskutieren lernen. Denn Deutschland ist auch ein Land das Freiheit symbolisiert, nicht nur die freien Germanen, das moderne Deutsche Reich im krassen Gegensatz zu dem erstarrten römischen Reich, die Hansestädte, die vielen Herrscher nebeneinander im Feudalismus in haariger Konkurrenz und Wetteifern nebeneinander, die Reformation, die Dichter Und Komponisten der Freiheit, unsere vielfältigen Städte oder L. Erhards Reform, eine freie Marktwirtschaft, die noch jetzt zum Nachmachen anregt, wie in Neuseeland und Polen. Wir können es also, müssen es nur wieder lernen.
Anm.: In Facebook gibt es das Werkzeug blockieren des anderen, womit man nicht nur dessen Meinung unter seiner unterbindet, sondern er/sie liest schlicht meine Meinung nicht. Dies hat seine Berechtigung in angeschlagenen Demokratien oder Diktaturen. Wo kein Vertrauen, da soll der Andere nicht wissen was man anführt, denn dies kann für einen selbst gefährlich sein. Eine Demokratie muss aber andere Meinungen aushalten. Die Masse der Bürger muss den Mut haben seine Sicht und Meinung offen zu sagen und zu vertreten, verschämt schweigen löst keine Probleme, wenn sie stören müssen sie benannt werden und die Bürger müssen sich eine eigene Meinung bilden. Wir Blogger haben da schon einen Schritt voraus, wir informieren uns i. d. R. ausführlich, bilden uns eine Meinung und haben den Mut diese zu äußern. Wir können ein Vorbild sein, aber nur wenn wir vernünftig diskutieren. Wo Deutschland und Österreich nun einzuordnen sind, ist schwer zu sagen. Deutschland hat zwei Diktaturen erlebt, mit furchtbaren Gräueln, aber offenbar nichts daraus gelernt. Ich denke Österreich geht es ähnlich.