Studie: Die Radikalisierung der deutschen Mitte?

... oder: wie stellt man es an, dass die Deutschen sich wieder in ihre Schamrolle fügen, die ihnen seit dem Ende des 2. Weltkrieges zugedacht wird?

Beleuchtung einer "repräsentativen und politisch neutralen Studie", die eigentlich weder das eine, noch das andere ist.

Von Matthias Lentzsch

(Studie: "Die enthemmte Mitte" https://www.boell.de/sites/default/files/buch_mitte_studie_uni_leipzig_2016.pdf)

Unter den Bürgern unseres Landes ist ein sehr bedenkliches, rasch zunehmendes, rechtsextremes, rassistisches, antidemokratisches,

ja sogar völkisches Verhalten zu beobachten. So die Aussage der Studie »Die enthemmte Mitte – Autoritäre und rechtsextreme Einstellung in Deutschland«

Im Juni 2016 hat die Universität Leipzig diese Studie, in Zusammenarbeit mit der Otto-Brenner-, der Heinrich-Böll- und der Rosa-Luxemburg-Stiftung erstellt.

Sie beleuchtet die Bürger der Mitte unserer Gesellschaft.

Diese Studie zeichnet ein düsteres Bild von den Menschen in unserem Land. Geprägt von Hass auf Muslime und Asylbewerber. Die Angst vor der islamischen Religion und ihren Menschen, die aus Ländern zu uns kommen, die vom Bürgerkrieg zerrüttet und zerstört sind; die Hilfe suchend „völlig abgemagert“ von der beschwerlichen Flucht aus ihren Heimatländern froh sind, mit dem letzten Hemd am Leibe, sicher im nächstbesten Land (nachdem viele allerdings und eigenartiger Weise, mindestens 3, 4, oder sogar noch mehr Länder durchquert haben müssen, um hier nach Deutschland zu gelangen) Unterschlupf und Versorgung gefunden zu haben.

Diese Studie malt ein Bild von zunehmend rechtsextremen Tendenzen und davon, dass wir Deutschen endlich wieder zu Demut und Barmherzigkeit zurückkehren sollen.

Wir Deutschen müssten wieder zu teilen lernen, was wir erarbeitet haben (so unser Gauck gib uns heute) und wenn es unsere Frauen sind, so haltet auch noch die anderen Wange hin… Oh nein das war jetzt falsch, das war ja aus der Bibel, nicht aus unserem Grundgesetz. Doch egal, die Kernaussage ist also:

Wir Bürger der Mitte sind böse, rechtsradikal und essen zu viel Nutella..., der braune Mob also schlechthin und sowieso.

(für alle Unkundigen oder Unbelehrbaren, dies am Rande,

dies letzten Zeilen bezeichnet man als Sarkasmus, nicht als Rassismus)

Kurz und knapp, auf 47 Seiten steht zwischen jeder Zeile die Botschaft:

"Böser deutscher Bürger - Schäme dich deiner Herkunft und füge dich, sonst stehst du am äußerst rechten Rand"

Nach Erscheinen der Studie gab es am 15.06.2016 von ARD ein Interview mit Oliver Decker, einem der Autoren der Studie. Reißerische Schlagzeile:

"Der hässliche Deutsche wohnt nicht nur im Osten"

(http://www.tagesschau.de/inland/mitte-studie-rechtsextremismus-101.html)

>>Rechte Einstellungen sind weit verbreitet in Deutschland.

Das zeigt die jüngste "Mitte"- Studie. Im Interview mit tagesschau.de erklärt der Soziologe Decker, wie die AfD dieses Gedankengut befördert - und warum es sich immer häufiger in Gewalt entlädt<<

Doch ganz so einfach ist das alles wohl doch nicht, denn diese Studie ist nicht das, was sie scheint.

Studien klingen immer seriös, wenn gemeinnützige Stiftungen und Universitäten mitwirken, die keine Verbindungen zu politischen Strömungen oder Parteien haben. Doch ist diese Studie nicht ganz so politisch unabhängig, wie man denkt.

Die mitwirkende Otto-Brenner-Stiftung ist tatsächlich eine Stiftung des bürgerlichen Rechts, nämlich der Gewerkschaft IG Metall. Ihr Zweck: Die Förderung von Wissenschaft und Forschung.

So weit, so gut.

Keine Stiftung, sondern ein eingetragener Verein,

ohne Stiftungsvermögen ist dagegen die Heinrich-Böll-Stiftung e.V. (hbs).

Sie ist also ein parteinaher Verein von Bündnis 90/Die Grünen.

Gleiches gilt für die Rosa-Luxemburg-Stiftung für Gesellschaftsanalyse und politische Bildung e. V. (RLS). Sie ist ein Verein der Partei Die Linke.

Eigenartiger Weise hat sich die Ebert-Stiftung der SPD, die das in den Jahren zuvor gemacht hat, offenbar zurückgezogen.

Warum wohl?

Somit ist klar, wie unabhängig diese Studie von parteipolitischen Strömungen ist.

Jene Parteien, die uns Bürgern, die nicht mehr mit der Politik, die schon seit Jahren am Bürger vorbei gemacht wird und vor allem nicht mit der Asylpolitik, mit der Frau Merkel für eine tiefe, gesellschaftlichen Spaltung in Deutschland gesorgt hat, einverstanden sind, stets ein schlechtes Gewissen ein zureden versuchen. Wenn das nicht funktioniert und die Bürger trotzdem auf die Straßen gehen und den Mund nicht mehr halten wollen, dann kommt man mit einer Studie, die uns seriös daher kommt und doch nur ein Propagandamittel ist, mit dessen Hilfe wieder einmal die braune Nazikeule auf uns hernieder prasseln soll.

Aber beleuchten wir diese Studie doch einmal näher.

Hier ein Zitat aus dem Ergebnis der Studie, die von den Autoren Oliver Decker, Johannes Kiess und Elmar Brähler erstellt wurde: >>Die Mitte Deutschlands – ein trotz massiver fiskalpolitischer Eingriffe immer noch großer Bevölkerungsanteil – bestehe laut der Studie aus Bürgern mit rechtsextremen Einstellungen, die immer stärker bereit seien, ihre Ansichten mit Gewalt durchzusetzen. Zwar seien in der letzten Dekade die demokratischen Milieus gewachsen, jedoch zeige sich die »gesellschaftliche Mitte« in der aktuellen Erhebung nicht als Schutzraum der Demokratie, sondern aus ihr kann ein großes antidemokratisches Potenzial erwachsen.<<

Aha.

Aber wie kamen denn die Autoren zu diesen Erkenntnissen?

Und, warum denn so zweifelsfrei?

Punkt 1.

Im Zuge dieser Studie wurden insgesamt 2420 Personen befragt:

Im Westen Deutschlands waren es 1917 Personen,

im Osten allerdings lediglich nur 503 Personen.

Die »Repräsentativität« der Studie darf somit schon einmal bei Punkt 1 sehr bezweifelt werden.

Das ist allerdings nichts Neues. Diese Studien werden seit dem Jahr 2002 erstellt und die Methodik und die Durchführung sorgten schon in früheren Jahren für berechtigte Kritik und Zweifel an der korrekten Durchführung der Befragungen der Bürger.

Auch die wissenschaftlich Qualität dieser Fragen wird lässt sehr zu wünschen übrig:

>>Der Berliner Politikwissenschaftler und Extremismusforscher an der Freien Universität Berlin Klaus Schroeder kritisierte an der 2006 vorgelegten Mitte-Studie, dass das Ergebnis durch die gewählte Vorgehensweise gleichsam programmiert ist. Viele Fragen sind missverständlich oder zu pauschal formuliert und können von den Befragten falsch verstanden oder nur unzulänglich beantwortet werden. Außerdem werden in dieser wie in anderen einschlägigen Untersuchungen auch Antworten erwartet, die an der Lebenswirklichkeit vorbeigehen oder vor allem das Selbstbild der Fragesteller reproduzieren. In einem Kommentar bezeichnete Schroeder die Mitte-Studie von 2010 als nicht seriös. Sie sei „eine offen ausgesprochene linke Kampfschrift gegen liberale und konservative Auffassungen und die hiesige Gesellschaftsordnung. Die staatstragenden Kräfte – die soziale und politische Mitte, die den Sozialstaat finanzieren, sich für den Zusammenhalt der Gesellschaft einsetzen und überdurchschnittlich häufig ehrenamtlich tätig sind, werden als extremistisch diffamiert.<< (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Mitte-Studien)

Die selbe Kritik trifft auch nach 10 Jahren wieder auf die aktuelle Studie zu.Man lernt scheinbar nicht dazu.

Punkt 2.

In der Studie werden graphische Diagramme verwendet.

Ein gutes Hilfsmittel der Datenanalyse, um Fakten und Informationen leicht verständlich, in visueller Form zu vermitteln.

Matze Lentzsch

Matze Lentzsch

Betrachtet man diese Diagramme genauer, fallen einem alarmierend hohe Zahlen auf, deren Darstellung in Form von Umfragebalken sogar bedrohlich hoch erscheinen.(siehe Diagramm-Bilder- Quelle:Studie)

Dies nennt man manipulative Darstellung von Diagrammen. Es ist ein beliebtes Mittel von unterschwelligen Manipulation. Die Studie bedient sich dem, indem verschiedene Zahlen alarmierend hoch dargestellt werden.

Um die Umfragebalken bedrohlicher erscheinen zu lassen, werden Schaubalken nicht wie üblich, also beispielsweise in einem 100-Prozent-Diagramm erstellt, sondern wie in den Beispielgrafiken der Studie, mit einer nur 35-Prozent-Skala.

Punkt 3.

Kommen wir zu den Fragestellungen.

Auch sie waren offensichtlich manipulativer Natur:

>>Die Fragen der Studie seien durchgehend suggestiver Natur, so auch hier wieder die Feststellung und Kritik von Klaus Schroeder. In einem Interview mit dem Deutschlandfunk (DLF) kritisiert auch er massiv die Grundlagen der Studie.

Ein typisches Beispiel für eine suggestive Fragestellung aus der Studie ist eine Frage, die dort den Personen gestellt wurde.

Zum Thema Ausländerfeindlichkeit:

"Kommen Ausländer nur hierher, um unseren Sozialstaat auszunutzen?"

Nun weiß ja kein Mensch, warum die verschiedenen Ausländer hier herkommen. Also würde jeder sagen, ja wahrscheinlich gibt es welche, die wollen den Sozialstaat ausnutzen, andere wiederum nicht.

Wenn aber die Befragten gezwungen werden, auf eine pauschale, generalisierte Frage zu antworten, dann haben sie nicht viele Möglichkeiten.<<

(Quelle:http://www.deutschlandfunk.de/studie-die-enthemmte-mitte-politologe-haelt-mitte-studie.694.de.html?dram:article_id=357314)

Dieser rote Faden der Manipulation zieht sich durch die gesamte Studie.

Dabei sind die ermittelten Zahlen nicht höher, als in voran gegangenen Jahren.

Ganz im Gegenteil.

>>Wir haben, so Schroeder, etwa fünf Prozent der Befragten, die als rechtsextrem eingestuft werden, 7,6 im Osten, 4,8 im Westen.<<

Das ist der geringste Wert, der bei diesen Studien (die wohlgemerkt seit 2002 durchgeführt werden) je ermittelt wurde. Das aber bleibt in der Studie absolut unerwähnt.

Diese Studie zeichnet ein Bild von den Menschen der Mitte in unserem Land,

die deren Ängsten und den Sorgen absolut nicht gerecht wird.

Sie verschweigt, die Hintergründe für die zunehmende Ablehnung der stetigen Fehlpolitik in unserem Land und stellt die Menschen dieses Landes an einen Pranger. Angesichts der nicht übersehbaren Resultate von jahrelanger Fehlpolitik, gerade im Punkt Integration, Schutz unserer Werte, Schutz der Sozialsysteme vor Missbrauch, Schutz der Bürger vor Terror und Gewalt, ist dies absolut realitätsfremd.

Wenn wir uns ansehen, wie die Ghettoisierung in den meisten deutschen Großstädten seit Jahrzehnten voran schreitet, dann ist offen sichtlich, wie gescheitert dort die Integration von Menschen ist, die schon Jahre oder gar Jahrzehnte hier leben oder schon hier geboren wurden und trotzdem oftmals kaum Deutsch sprechen. Der Anstieg von Kriminalität, zum Beispiel von Wohnungseinbrüchen, die durch Deutschlands Innenstädte ziehenden Bettelkolonnen, hinter denen oftmals osteuropäische Gruppen stecken, sprechen für sich, und natürlich auch die massive Zunahme von sexuellen Übergriffen durch muslimische Zuwanderer. Extremistische, islamische Migranten, die getarnt als Flüchtlinge nach Deutschland und Europa kommen, bedrohen unsere Kultur und unser Leben (was von unserer Regierungsriege lange für Blödsinn gehalten wurde, bis die ersten Anschläge auch Deutschland erreichten).

All diese realen Dinge erzeugen Unsicherheit und Angst in der Bevölkerung.

Sie führen zu dem Wunsch endlich wieder Sicherheit haben zu wollen und zur Zunahme der Skepsis gegenüber muslimischen Zuwanderern und den anderen außereuropäischen Volksgruppen.

Dass also mehr als 50 Prozent der Befragten in der Studie der Ausländerpolitik unserer Regierung skeptisch gegenüberstehen, wird in der Erhebung als Indiz für die überwältigende Fremdenfeindlichkeit der Deutschen (fehl)interpretiert.

Abschließendes Resümee von Klaus Schroeder:

>>Die Untersuchung sei insgesamt neben einer manipulativen Fragestellung von Interessen geleitet und völlig überzeichnet und müsse im Ergebnis als »belanglos« bewertet werden.<< (Quelle:http://info.koppverlag.de/hintergruende/deutschland/birgit-stoeger/-die-enthemmte-mitte-studie-ist-eine-belanglose-staatlich-finanzierte-nazikeule.html)

Mein Fazit:

Nicht jede Studie, die sich seriös und wissenschaftlich gibt, ist es auch.

Studien sind immer nur so gut oder schlecht, wie jene Parteien oder andere Interessengruppen, die sie finanzieren.

Nicht immer sind sie ein gutes Mittel um zu informieren, allerdings dafür immer ein gutes Mittel, um jene zu manipulieren, die sie nicht hinterfragen.

Man könnte auch sagen: Staatspropaganda

Matze Lentzsch für Bürgerforum Südbrandenburg (21.08.2016)

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