oder
Jetzt liebe ich den Duft von frischem Napalm am Morgen
Hochrot der Kopf, die Hände zitternd, sitzt er da. Die Wut hat ihn gepackt wie schon lange nicht mehr. Kein Zweifel, die Bilder die durch seinen Kopf flackern sind Gewaltfantasien wie sie auch ein Tarantino nicht besser inszenieren könnte. Blutig und brutal. Sehr ungewöhnlich, wo er doch seit vielen Jahren überzeugter Pazifist ist. Ein fröhlicher Mensch, der sogar Spinnen wieder ins Freie bringt, bevor er seine Birkenstock zu einer tödlichen Waffe umfunktionieren würde. Aber jetzt, in dem Moment, hätte er gern einen überdimensionalen Gesundheitsschlapfen, um seinem Kontrahenten eine überzuziehen. Irgendwie würde er jetzt gerne jemandem weh tun. Wie kann man sich von einem Facebook-Posting nur so auf die Palme bringen lassen?
Im Web geht`s rund
Seit einigen Wochen ist im Internet, genauer gesagt in sozialen Netzwerken, ein seltsames Phänomen zu beobachten: Die Katzenbilder sind verschwunden. Ich weiß schon gar nicht mehr wie die vierbeinigen Samtpfoten aussehen, ich habe es verlernt. Stattdessen wird debattiert, gestritten, und gedroht. Ist das die Geburt des asozialen Netzwerkes. Grund dafür ist die Explosion der aktuellen Asyldebatte mit dem medial aufbereiteten Zuckerguss „Griechenland“. Jeder wird zum Experten und inzwischen vermischen sich diese Themen sogar und Leute fordern „Traiskirchen raus aus der EU“ und „Tsatsikiverbot in Supermärkten“ – Ouzo geht, der macht so schön „Is ma wurscht“. Zuviel Politik verwirrt die Menschen anscheinend und einige Exemplare erweisen sich als latent unfreundlich. Das muss nicht sein!
Wir sind nicht per Du, Sie Arsch!
Ich gestehe: Der Facebook-Süchtige User in der Einleitung, bin ich. Immer wieder lasse ich mich im Web auf sinnlose Diskussionen ein. Ich lese ein menschenfeindliches Posting und werde zum Menschenfeind. Ätsch! Dennoch versuche ich immer die Contenance zu bewahren, selbst als Altpunk mit bürgerlichen Einschlag und Lesebrille, glaube ich zu wissen, was sich gehört. Meine anarchische Phase ist nicht tot, sie schläft nur sehr, sehr gut – das hat sie sich verdient. Lese ich aber in letzter Zeit unhinterfragte Postings aus diversen Schundblättern und dubiosen Politblogs, oder noch ekelhafter, Kommentare wo offenbar hirnbefreite Menschen ihren gruseligen braunen Senf aus der dummdreisten Tube drücken, die sie Kopf nennen, werde ich immer leicht nervös. Ein Mitmischen bei solchen Diskussionen ist allerdings sinnlos. Wer keine Argumente hat, muss in die Schublade mit den Schimpfwörtern und Drohungen greifen. Des Affens letzte Alternative ist das Werfen mit Kot, …obwohl ich meine Affenfreunde jetzt keineswegs beleidigen möchte.
Was Hänschen nicht lernt …
lernt Hans nimmermehr. Daran will ich nicht glauben, lebe ich doch nach dem Motto: „Man lernt nie aus!“ Bei politischen Grundsatzdiskussionen ist Hans allerdings tatsächlich stur wie ein Esel – womit wir wieder in der Tierwelt wären. Ambrose Gwinnett Bierce, der US-amerikanische Satiriker hat einmal gesagt, Diskussion sei eine Methode, andere in ihren Irrtümern zu bestärken. Da ich selbst ja keinem Irrtum unterliegen kann, müssen es die anderen tun. Im Allgemeinen ist eine Diskussion nur interessant wenn Menschen unterschiedlicher Meinung zusammenkommen. Vertreten alle Diskutanten dieselbe Weltanschauung, macht es mehr Sinn, das Internet wieder mit Katzenbildern zu überfluten. Diskutiert man allerdings mit Boulevardfanatikern, die den Weg ins Web trotz latentem Analphabetismus gefunden haben, loggt man sich am besten gleich aus, denn das haben nicht einmal die Kätzchen verdient. Miau!