Fast sowas wie Stolz

Ob ich stolz sei ein Österreicher zu sein, wurde ich schon öfter gefragt. Geantwortet habe ich immer gleich. Mit NEIN. Warum auch? Was mich betrifft, so ist Heimatstolz wie ein großer unhandlicher Koffer, den all jene mit sich herumschleppen, die sonst nichts zu tragen haben.

Aber auch ich bin stolz - stolz auf Dinge, die jemand anderer oder ich geleistet habe. Ich bin stolz auf meinen Sohn, wenn ich sehe, dass er bemüht ist Fortschritte zu machen. Ich bin stolz auf meinen Vater, weil er mir viele Möglichkeiten eröffnet hat, die mich zu dem Menschen gemacht haben, der ich bin. Ich bin stolz auf meine Frau, weil sie der wunderbarste Mensch ist den ich kenne und weil sie es nach über 16 Jahren immer noch mit mir aushält.

Dieses im Grunde eigenartige Gefühl des Stolzes, ist schwer zu erklären. Ist es die Gänsehaut, die uns überkommt wenn uns etwas Gutes widerfährt. Ist es das Gefühl besser zu sein als andere – ähnlich wie beim Stolz auf das Vaterland (Mutter-, Söhne-, Töchterland)?

Ich tu‘ mich schwer stolz darauf zu sein, hier geboren worden zu sein. Ich habe dafür nichts getan, war quasi nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Viele andere hatten dieses unglaubliche Glück nicht. In letzter Zeit verspüre ich allerdings manchmal fast so etwas wie Stolz auf unser Land – oder sagen wir ein besonderes Gefühl wenn ich bestimmte Nachrichten über die aktuelle Flüchtlingskrise sehe, höre oder lese.

Ich bin stolz auf all jene Menschen, die aufstehen, etwas tun. Bin stolz auf jene die, egal zu welcher Uhrzeit, zu den Bahnhöfen fahren und helfen. Bin stolz auf alle, die Menschen auf der Flucht helfen, sicheres Terrain zu erreichen. Bin stolz auf so manche verkrusteten Strukturen, die in der jetzigen humanitären Notsituation nach und nach aufweichen und Menschlichkeit zeigen. Bin stolz auf die, die Spenden sammeln. Stolz auf die, die spenden. Stolz auf die, die in den sozialen Netzwerken, in der Familie und im Freundeskreis mit verbalen Mitteln gegen ewig gestrige Meinungen ankämpfen. Bin stolz, dass sich der Wind ein bisschen gedreht hat. DANKE an alle, die Schuld an diesem schönen Gefühl haben. Schauen wir, dass es so bleibt.

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fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:14

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