… wenn er Irmgard Griss den Vortritt lässt
Nun also das Duell Hofer gegen VdB. Hofer, der strahlende Sieger, hat nach der Wahl im ZiB2-Wolf-Interview eloquent jede provokante Frage abgeleitet wie ein Blitzableiter, hat jovial die Regierung einmal mehr abgemahnt ohne zu vergessen, die braven Musterschüler zu loben und hat mit seiner Ankündigung „Ich fahr als Präsident zu Europa-Gesprächen“ nochmals deutlich gemacht, dass er ernsthaft vor hat, mit Konventionen zu brechen.
Wer daraus ableitet – und nichts besseres wird den Beratern rund um VdB einfallen - dass Hofer eine potenzielle Gefahr für die Verfassung ist, hat die Signale dieser Wahl nicht verstanden: die Realverfassung wurde abgewählt, nicht die Verfassung. Die Realverfassung, in der sich SPÖVP als „Große Koalition“ gerieren, als hätten sie immer noch gemeinsam 80 Prozent. Nun sind es 22 Prozent. Dass VdB alleine soviel geschafft hat wie die SPÖVP-Kandidaten gemeinsam, ist allerdings kein Signal für eine grün-alternative Wende.
VdB ist, so war meine Prognose, weit hinter den Erwartungen geblieben. Dass SPÖVP derartig abschmieren, hätte ich allerdings nicht erwartet, da ich vermutet habe, dass mindestens ein Drittel der Österreicher auf Sicherheit und Altbewährtes setzen würde. Nun hat sich gezeigt, dass offenbar nicht einmal mehr die eigenen Parteimitglieder hinter den glanzlosen Kandidaten stehen, die ihnen die jeweilige Parteispitze vor die Nase gesetzt hat. Das gilt umso mehr für VdB. Was also will VdB noch gewinnen?
Wie der begossene Pudel ist VdB in den TV-Interviews nach der Wahl aufgetreten. In Richtung Griss sendet er den verzweifelten Hilferuf: „Ich würde sie unterstützen, wenn sie an zweiter Stelle wäre“. Lieber VdB, die richtige Message wäre gewesen: „Ich werde Griss unterstützen, denn ich lasse ihr den Vortritt!“ Wenn die grünen Wahlstrategen in ihrer Abgehobenheit (da sind sie mittlerweile zur Altpartei verkommen) glauben, sie könnten VdB wie weiland Klestil aus der Position des zweiten an die Spitze hieven, dann beweisen sie, dass sie nicht nur den Draht zur eigenen Parteibasis, sondern auch den direkten Draht zum Volk verloren haben.
Das Volk hat diesmal eine klare Wahl für Veränderung getroffen. VdB steht so wenig für Veränderung wie seine beiden Senioren-Konkurrenten Khol und Hundstorfer. Griss hätte dagegen die Chance, als Politneuling ein Image, das für Erneuerung steht, aufzubauen. Mit einem parteienübergreifenden Personenkomitee und finanziellen Mitteln der Parteien hätte sie jedenfalls größere Chancen als VdB.
Wer sich der Illusion hingibt, dass VdB in diesem Rennen noch was ausrichten kann, der ist wohl auch der Meinung, dass man eine Schlaftablette innerhalb von vier Wochen in ein Viagra verwandeln kann.