Wir leben in einer Zeit in welcher diverse sogenannte Medienexperten meinen, es muss alles durchgestylt, straight und vor allem jung sein. Doch, muss es das wirklich? Darf denn eine TV-Show nicht einfach mal klassische Klischees bedienen, tendenziell eher die ältere Generation ansprechen und Volksmusik-Künstler zeigen, die mehr oder (öfters auch) weniger synchron ihre Lippen zum Playback bewegen? Und vor allem, wer fragt eigentlich was die Zuseher wollen?

Um ehrlich zu sein bin ich kein wirklich großer Volksmusik-Fan. Auch gehöre ich nicht zu jenen die Andy Borg beim „Musikantenstadl“ zu Füßen lagen oder immer alles unterhaltsam fanden was er dort so von sich gab. Ja, der „Musikantenstadl“ hatte das Image einer verstaubten TV-Show für die Peter-Alexander-Generation und irgendwie wollte doch nur selten jemand zugeben diese Sendung überhaupt jemals gesehen zu haben. Trotz dieser Tatsache wussten dennoch erstaunlich viele Menschen, wenn etwas Peinliches oder eine Panne in der letzten Show passierte – soll heißen, heimlich sahen wir es doch alle irgendwann. Und sei es, dass wir einfach nur in der Werbepause kurz reinzappten und uns vorlauter Faszination von dieser mehr als offensichtlich, auf höchstem Niveau inszenierten "Holzhütten-wir-sind-ja-alle-so-gut-drauf-und-singen-den-ganzen-Tag-Welt" nicht mehr losreißen konnten, weil wir gerade wieder eine etwas betagtere Dame sahen, die wie ein junges Mädchen unbedingt DJ Ötzi umarmen (oder auch einfach nur ins Fernsehen) wollte und daran von den Security-Mitarbeitern etwas unsanft abgehalten wurde oder auch dass wir den Silvesterstadl einfach im Hintergrund zum Jahreswechsel laufen hatten. Das sind absolute Kindheitserinnerungen – bei mir zumindest.

Doch wie bei so vielen Dingen, kamen so genannte "Medienexperten“ auf die Idee die Show zu verjüngen, zu verkleinern und dadurch auch die Kosten zu senken. Zugegeben, ein Tross bestehend aus (geschätzt) 30 LKW’s kostet einfach ein paar Scheine. Hierbei sei jedoch angemerkt, dass die Zuseher im Schnitt knapp € 65,- für einen Sitzplatz investieren mussten – und Sitzplätze gab es einige. Dafür durften die Zuseher dann überteuerte Getränke konsumieren und auf den Tischen (wobei, um ehrlich zu sein waren es eigentlich Bierbänke) tanzen. Also viel zahlen, um viel zu zahlen. Das ist doch mal ein "fairer" Deal. Trotzdem, die Show war so gut wie immer rappelvoll und die Menge tobte und feierte ausgelassen, als ob es kein Morgen mehr gäbe. Alltagsprobleme, Stress mit dem Lebenspartner, alles war vergessen in dieser Parallelwelt.

Was muss man also tun um so eine TV-Show zu verkleinern, zu verjüngen und kostengünstiger zu gestalten?

Alte Bühnenkulisse raus, neue (um 2/3 kleinere) Kulisse rein, schnell zu Ikea, alles was nicht zusammenpasst und irgendwie ungemütlich aussieht in die neue Kulisse rein (schließlich ist das ja modern), alter Moderator raus, zwei neue Moderatoren (denn wofür haben wir denn sonst die Bühne verkleinert?) rein, Playback aus, Mikro für den Live-Geseng ein (Im Ernst? Im „Musikantenstadl“? Bei dem ein oder anderen Künstler wohl eher keine gute Idee). - Tadaaa, fertig war die neue „Stadlshow“.

Eines hatten die sogenannten „Experten“ jedoch nicht bedacht: Man kann alles austauschen, aber ein Publikum, welches eben genau auf diesen verstaubten Hüttengaudi-Charme steht, eben nicht. So darf man sich auch nicht wundern, dass sich die Zuschauerzahlen zuletzt beinahe halbiert hatten.

Fazit: Man kann ein noch so großer Experte sein (auf dem Papier mag ja vieles auch wirklich toll klingen), aber wenn man eine Sendung mit Kultfaktor so miserabel umgestaltet, dann ist der Zuseher gnadenlos. Zurecht.

..und so undankbar und traurig gehen 30 Jahre Fernsehgeschichte zu Ende. Was bleibt sind Erinnerungen an einen Karl Moik und Andy Borg die mit jeder Menge Musik und übertriebenen Gestikulationen, überschwänglich ihre Gäste in der Halle und vor dem TV begrüßten.

„Ja jetzt ist Stadlzeit, wir sind soweit - wir haben uns darauf gefreut..“

Danke.

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