Der Ritter in der strahlenden Rüstung.
Einer, in den ich mich Hals über Kopf verlieben kann, so wie in Schneckchen damals. Einer, der mir die Kraft gibt, aus dieser Zwickmühle rauszukommen, mich aus meinem Gefängnis zu befreien. Denn sosehr mich Schneckchens Verhalten wütend, traurig und enttäuscht machte, so wenig hätte ich die Kraft gehabt, ihn zu verlassen. Aber ein neuer, gut aussehender, duftender Mann in meinem Leben, der mir die Hand reichen und mein Herz zum Rasen bringen würde- das wäre doch genau das, was ich brauchte.
Auf Liebestoll traf das tatsächlich zu.
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Einer der wichtigsten Kriterien: Er roch gut- ja ich habe mal unauffällig an ihm geschnuppert- er sah gut aus, er war fürsorglich, aufmerksam, ehrgeizig und witzig. Klingt doch ausgezeichnet- nur traf das leider nicht mein Beuteschema.
Bisher hatte ich immer die kleinen, dünnen, blassen Männer. Und wenn man von den Äußerlichkeiten absieht, dann waren sie von ihrer Art her auch total anders. Fürsorglich ja- aber eigenständig, selbstsicher, ehrgeizig, mit ein bisschen Antrieb, im Leben etwas weiterzubringen, damit haben meine Männer nicht dienen können.
Sie waren immer etwas eigenwillig mit eigenwilligen Hobbys. So nannte es zumindest meine Mutter. Mit meiner Männerwahl war sie mehr als unzufrieden aber man muss ihr zugutehalten, dass sie das meine Partner nie spüren lies.
Nun also kam Liebestoll. In der Firma wurde er offensichtlich so eingeschätzt, dass er ein Frauenheld war und das weibliche Geschlecht gerne um den kleinen Finger wickelt. Ich muss zugeben, auch mir fiel damals auf, dass er hin und wieder der jungen Putzfrau zuzwinkerte. Außerdem habe ich mal in der Kaffeeküche aufgeschnappt, dass er mal zwei Frauen nebeneinander hatte. Das warf natürlich kein gutes Licht auf ihn. Außerdem sieht er auch ein wenig wie ein Frauenheld aus…blond, blauäugig, groß, sportlich, natürlich nur, wenn man darauf steht. Mein Typ war er ja nun optisch nicht. Auch charakterlich hatte ich es nie mit einem- wie man so schön sagt- „gestandenen Mann“ zu tun.
Es sollte sich herausstellen, dass Liebestoll eigentlich ein sehr aufopfernder Freund war und kein Frauenheld. Bisher hatte er 3 Beziehungen gehabt, alle dauerten 3- 4Jahre. Mit seiner aktuellen Freundin war er gerade das fünfte Jahr zusammen. Sex außerhalb einer Beziehung war nur einmal möglich: Die Geschichte mit den zwei Frauen gleichzeitig. Es hörte sich schlimmer an als es tatsächlich war. Er hatte seine Ex- Freundin mit seiner aktuellen Freundin betrogen, nachdem die Ex- Freundin ihm gestanden hatte, ihn bereits drei Mal betrogen zu haben. Da gab er seinen Gefühlen nach, ohne vorher gleich den Schlussstrich zu ziehen. Gut- auch kein feiner Zug, Gleiches mit Gleichem zu vergelten, aber immerhin trennte er sich dann von ihr und führte eine liebevolle Beziehung mit seiner Affäre. Doch das sollte ihn noch lange verfolgen.
Seine aktuelle Freundin war rasend eifersüchtig. Man kann es ihr teilweise auch nicht verdenken, aber wenn man nach 5Jahren Beziehung bei jeder Überstunde, die er macht, eine Kopie der Terminalstempelungen haben will, dann kann man nicht davon ausgehen, dass man zusammen alt werden kann.
Er durfte sich nicht ohne ihr mit anderen Leuten treffen, egal ob Männlein oder Weiblein. Wenn er es doch tat, dann konnte er sich auf ein Donnerwetter zu Hause einstellen. Also ließ er es bleiben und ging nur mehr selten aus. Hin und wieder besuchte er seinen Bruder und auch da läutete das Telefon mehrmals in der Stunde, da sie nachfragen musste, wo er war, wann er denn wieder nach Hause kommen sollte.
Tja, und dann kam ich. Was Liebestoll seiner Freundin immer erzählte, wenn er mit mir Kaffee trinken war, weiß ich nicht. Aber sie dürfte begonnen haben, den Braten zu riechen. Laut Liebestolls Aussage schließen sie nämlich zu der Zeit schon ganze 5Monate nicht mehr miteinander, und das nicht, weil sie nicht wollte. Er konnte einfach nicht mehr mit ihr, denn er liebte sie ja nicht mehr, er hatte sich doch in mich verliebt.
Wo findet man heute noch solche Männer?
Wir lernten uns also kennen, als wir beide in einer Beziehung waren, aber wir haben unsere Partner nicht betrogen, zumindest körperlich nicht, das möchte ich gleich vorweg nehmen. Eine Affäre, das wollten wir beide nicht. Liebestoll schon gar nicht, er wollte doch diesmal eine Beziehung, die nicht auf Betrug und Eifersucht aufbaut.
Und trotzdem: ich WUSSTE, er war perfekt. Ich kann mich nur wiederholen: sieht gut aus, hat Pfeffer im Hintern, kümmert sich rührend um mich. Egal zu welcher Uhrzeit ich ihn angerufen hätte, er wäre ans Telefon gegangen und wäre nach Timbuktu gefahren um mich zu holen.
Und es war ja auch ein Funke da. Ich werde nie vergessen, als wir in der Arbeit mal am selben Tisch saßen und sein Knie das meine berührte. Es war, als würde ein Blitz durch meinen Körper schießen und ich bekam Gänsehaut. Aber ich wollte nicht so richtig warm werden.
Was war nur los mit mir? Hier war er, der Ritter in der strahlenden Rüstung. Doch etwas hielt mich davon ab, mit Anlauf aus dem Fenster meines Gefängnisses zu springen und von seinen starken Armen aufgefangen zu werden.
Fortsetzung folgt…