Anstelle der Schriftstellerinnen Adele Jellinek und Ruth Maier, die Opfer der NS-Diktatur wurden, sind nach den Schriftstellern Franz Nabl und Richard Billinger, die sich mit dem NS-Regime bestens arrangierten, heute noch Straßen benannt.

Adele Jellinek (* 2. März 1890 in Wien-Ottakring; † 3. Aug. 1943 im Ghetto Theresienstadt) verfasste sozialkritische Romane und im proletarischen Milieu angesiedelte Erzählungen.

Ruth Maier (* 10. Nov. 1920 in Wien; † 1. Dez. 1942 im Vernichtungslager Auschwitz) war bereits 1939 nach Norwegen geflohen. Die wegen ihrer Tagebücher auch „Anne Frank Norwegens“ genannte österreichische jüdische Schriftstellerin wurde nach der Besetzung Norwegens durch die deutsche Wehrmacht verhaftet und von Oslo nach Auschwitz deportiert.

Nach Franz Nabl ist heute noch ein Weg in Graz benannt, ebenso wie Straßen in mehreren weiteren steirischen Gemeinden. Nabl war ein seit den 1920er Jahren völkisch-nationalistisch orientierter Autor und seit 1936 Mitglied im Bund deutscher Schriftsteller Österreichs. Er war Literaturpreisträger während der NS-Zeit und erhielt 1943 das Ehrendoktorat der Universität Graz.

Nach Richard Billinger sind heute noch in Schärding und mehreren weiteren oberösterreichischen Orten Straßen und sogar eine Volksschule benannt. Billinger, der als homosexueller Künstler zwar selbst die NS-Verfolgung fürchtete, konnte sich dennoch als NS-Mitläufer ab 1933 überaus erfolgreich in München und Berlin als Dichter, Dramatiker und Drehbuchautor etablieren.

Anstelle der Grafikerin und Innenarchitektin Friedl Dicker-Brandeis, die Opfer der NS-Diktatur wurde, ist nach dem Maler und Designer Carl Auböck, der sich mit dem NS-Regime arrangierte, heute noch eine Straße benannt.

Friedl Dicker-Brandeis (* 30. Juli 1898 in Wien; † 9. Oktober 1944 im Vernichtungslager Auschwitz) war eine österreichische Malerin, Innenarchitektin, Designerin und Bühnenbildnerin. Sie studierte Grafik in Wien und am Bauhaus in Weimar und wurde trotz ihrer Emigration nach Prag, nachdem die deutsche Wehrmacht Tschechien besetzt hatte verhaftet und 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Mit einem der letzten Zugtransporte von Theresienstadt nach Auschwitz wurde Friedl Dicker-Brandeis am 6. Oktober 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und dort ermordet.

Nach Carl Auböck ist seit 2002 eine Promenade in Wien-Donaustadt benannt. Auböck war Maler, Designer und Gründungsmitglied der Wiener Werkstätten, seit 1933 NSDAP Mitglied, später auch SA-Mitglied. Aufgrund seiner frühen NS-Zugehörigkeiten war er als sog. „Alter Kämpfer“ eingestuft und von Mai bis November 1945 in Wien inhaftiert.

Dominik Schmidt, Konstanze Sailer

"Statt der Frauen" bei Memory Gaps ::: Erinnerungslücken, Feb. 2019

Bildausschnitt aus der Serie: "Friedl Dicker-Brandeis", 2018, Tusche auf Papier, 65 x 50cm; ©: Konstanze Sailer https://www.memorygaps.eu/gap-februar-2019/

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